Squealer-Rocks.de CD-Review
Phenomena - Psycho Fantasy

Genre: Hard Rock
Review vom: 02.03.2006
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Die lange Spanne von 15 Jahren liegt zwischen dem letzten regulären Phenomena Album und dem neusten, vierten Streich der Briten. Das klingt allerdings ungewöhnlicher als es ist, denn wir haben es hier weniger mit einer Band als vielmehr mit einem Projekt zu tun, dem vor knapp 2 Dekaden noch der Zusatz "All Star“ voranging.
Kein Wunder, gab es doch auf den ersten 3 Scheiben solch glitzernde Namen wie Brian May (Queen), Scott Gorham (Thin Lizzy) oder Cozy Powell (u. a. Rainbow, Whitesnake) zu hören, um nur einige zu nennen.

Doch weder in den guten alten Tagen vor der Grunge - Seuche noch anno 2006 sollte man von einer so genannten Supergruppe sprechen. Das hieße nämlich den Verdienst der beiden Väter dieses hochwertigen Projekts zu schmälern, die sich lediglich bekannte Musiker zur Umsetzung ihrer Ideen ins Studio geholt haben.
Die Väter sind in diesem Fall die beiden Brüder Tom und Mel Galley, die selber keine unbeschriebenen Blätter sind und u.a. bei Trapeze oder Whitesnake ihren Dienst verrichteten.

Nichts desto trotz haben die Geschwister aus dem Königreich auch dieses Mal neben einigen weniger bekannten, aber mitnichten schlechteren Musikanten wieder eine Riege an Prominenten rekrutieren können, wovon Glenn Hughes (u.a. Deep Purple), Tony Martin (u.a. Black Sabbath) und Keith Murrel (u.a. Mama’s Boys) wohl die geläufigsten sein dürften.
O.k. – das ganze Namedropping ist natürlich nichts als heisse Promotionluft, wenn dabei keine anständige Mucke aus den Speakern tönt.

Geboten wird typisch britischer Hardrock, der den Fans von allen bisher genannten Bands gut ins Trommelfell laufen dürfte, dabei enorm abwechslungsreich und – man lese und staune – sogar innovativ ist.
Die Traditionen werden zwar fein gepflegt, der eine oder andere für Hardrock Verhältnisse ungewohnte Song sorgt allerdings schon mal für ein erstauntes Aufhorchen. Zunächst mal findet man auf "Psycho Fantasy“ keine radiokompatible Single für die Pause zwischendurch. Der komplette Longplayer kommt recht getragen, mal ein bisschen modern, mal fast metallisch anmutend daher. Die Keyboards klingen nicht zuckersüß, eher dramatisch. Ich möchte hier schon beinahe von epischem Hardrock sprechen. Auch wenn die von Glenn Hughes interpretierten Stücke genauso gut auf seinen Solo Alben stehen könnten, macht sich des Öfteren ein "Rock Oper“ Feeling breit. Was streng genommen auch zutrifft, die Galley Brüder tragen jedoch nicht ganz so dick auf und nennen es halt Konzeptalbum (Ich wäre übrigens dankbar, wenn mir mal jemand den Unterschied erklären könnte).

Ebenfalls recht ungewöhnlich für ein Album dieser Kategorie ist, dass mehrere Durchläufe vonnöten sind um mit allen Songs klarzukommen. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil! Neben den durchdachten Kompositionen ist nämlich auch ein ordentlicher Härtegrad zu notieren.
Anspruchsvoller Hardrock, der nicht nach Stadion Hits, nicht nach pseudo - bluesigen Mitklopfern und schon gar nicht nach schmalzigen Balladen schielt, dennoch über tolle Melodien verfügt und obendrein noch mitreißend ist gibt’s auch nicht alle Tage.
Vergleichbar ist dieses Teil mit dem Liesegang / White Album vom letzten Jahr, wo diese Mischung sogar noch besser funktionierte.
Eigentlich also AOR – und zwar im Wortsinne: Hardrock für Erwachsene!

Dennoch kann ich mich den von den Printmedien verteilten Höchstnoten nicht ganz anschließen. Leichte Abzüge in der B – Note gibt es für die etwas zu schwachbrüstige und höhenlastige Produktion.
Zudem haben die Galleys vor dem komponieren von "So near, so far“ bzw. "Killing for the Thrill“ ein bisschen zuviel Boston’s "More than a feeling“ bzw. Led Zeppelin’s “Kashmir” gehört.
Aber wie gesagt, ganz leichte Abzüge.
Im ansässigen Genre immer noch ganz weit oben.

Tracklist:
1. Sunrise
2. Touch my Life
3. Killing for the Thrill
4. So near, so far
5. Chemical High
6. Higher
7. 60 Seconds
8. Crazy Grooves
9. How do you feel
10.All that I need
11.God forgives

DISCOGRAPHY:

1985 - Phenomena
1987 - Phenomena II – Dream Runner
1991 - Phenomena III – Inner Visions
1998 - Project X – Best of
2006 - Psycho Fantasy
2010 - Blind Faith

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Phenomena - Psycho Fantasy (CD-Review)
Phenomena - Blind Faith (CD-Review)

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