Squealer-Rocks.de CD-Review
The Mentors - Over The Top

Genre: Scum Rock/Rape Rock
Review vom: 27.12.2005
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Die "feinen Herren“ sind zurück! Knapp 20 Jahre nach ihrem letzten regulären Output "Up the Dose“ begibt sich die asozialste, perverseste, untalentierteste und hässlichste Combo erneut auf "Rape Rock Crusade“, um die Rockwelt mit ihren Klängen zu begeistern und die Damen mit feiner Lyrik zu bezaubern.
Wer die Mentors kennt, für den reicht diese Ankündigung völlig aus, entweder alle Hebel in Bewegung zu setzen um diesen U. S. Import zu ergattern, sich vor Lachen in die Hose zu pissen oder den Bildschirm voll zu kotzen! Je nach Humorverständnis und Alkoholpegel.
So soll dieses Review in erster Linie für die (noch) Ungläubigen sein, was natürlich eine kleine Exkursion in die Vergangenheit nötig macht.

Mitte der 80er war die erste in Deutschland erhältliche Mentors LP "You axed for it“ schon eine kleine Sensation. Zwar frönten Bands wie A. O. K. oder SADO sowohl dem Asi – Metal wie auch dem Porno - Rock, doch so konsequent wie die Amis um Obersäufer El Duce hatte vorher noch nie jemand den schlechten Geschmack zelebriert. Gegen die Kapuzenmänner waren sie alle nichts weiter als verklemmte Teenies.
Dazu passte das optische Erscheinungsbild der Band. Die Gentlemen sahen aus, als wären sie gerade aus der Jauchegrube gestiegen und versteckten ihre versoffenen Fressen unter schwarzen Henkerskapuzen. Die entsprechenden Pseudonyme der Maestros sprachen ebenfalls Bände.
Die Lyrics gingen dermaßen tief in den Keller der Niveaulosigkeit, dass ein versiffter Hinterzimmer – Porno dagegen als feingeistiges Kunstwerk angesehen werden konnte.

Logisch, dass sich Ruck Zuck zwei extreme Fronten bildeten: die Presse übertraf sich in Negativwertungen und im Rock Hard konnten die Mentors als einzige Band die Note "Null“ für sich einstreichen. (Eigentlich ist die "Eins“ das untere Ende der Bewertungsskala). Um die Band in den Dreck zu ziehen, wurde selbst vor Unterstellungen im politischen Bereich – wegen der Kapuzen – nicht halt gemacht. Was ungefähr so gerechtfertigt ist, als würde man die Truppe dem Art – Rock zurechnen.
Dabei sollte noch erwähnt werden, dass viele der Redakteure, die damals aus vollem Halse "Dreck“ krähten heute die sind, die am lautesten "Kult“ brüllen!
Kein Kommentar dazu.

Dem gegenüber stand eine nicht kleine Gemeinde – zu der ich mit damals 16 Jahren auch gehörte -, die mitsingkompatible Sauf – Hymnen wie "Sandwich of Love“ bis zur Heiserkeit mitgröhlte und den Männern mit den dicken Bäuchen bedingungslos zu den ungewaschenen Füssen lag. Denn dieses überzogene Image und die enorme Selbstverarsche liess nur einen Schluss zu: Satire.
Und eigentlich haben wir es hier eher mit einem Comedy Ensemble, als mit einer Rockgruppe zu tun.

Der große Pluspunkt des Abschaums aus Seattle war und ist, dass die Mucke recht leicht zugänglich ist und wesentlich harmloser klingt, als man beim Betrachten der Musiker ahnen mag.
Womit wir dann auch endlich beim neuen Album angelangt wären.
Man könnte ihren Stil (welch ein Wort bei dieser Band!) als eine krude Mischung aus Punk, Rock’n’Roll und Metal bezeichnen.
Es versteht sich natürlich von selbst, dass hier keine filigranen Musikusse am Werk sind, und wenn Gitarrist Sickie zu einem seiner gefürchteten Soli ansetzt, sollte man schon in Deckung gehen.
Dennoch sind die meist im mittleren Tempobereich intonierten Geschmacklosigkeiten keineswegs eine Ohrenqual (Den Satire - Bonus natürlich immer mit eingerechnet).
Jeder Chorus lässt sich gut bei 2 Promille mitbrüllen – wahrscheinlich auch nicht darunter -, die Texte sind gut zu verstehen (sehr wichtig) und so mancher Song würde selbst auf einem Rotz Rock Sampler eine gute Figur abgeben.
Riff Monster wie "Whip it out“ oder "Over the Top“ dürften jedem Waysted, Molly Hatchet und Motörhead Fan gefallen.
Bei "OxyCution Date“ gibt es gar Epic Metal Chöre zu hören!
Überhaupt ist der Trash Faktor im Vergleich zu früher ein wenig zurückgegangen. Was auch an der absolut sauberen und druckvollen Produktion von Bill Metoyer liegt.
Aber keine Angst, Altfans – es überwiegt immer noch "die Gosse“.

Tja – und die Altfans warten natürlich auf eine Frage: wie klingen die Mentors ohne den leider 1997 im Auftrag von Courtney Love ermordeten El Duce?
Überraschende Antwort: Sein "Sohn“ El Rapo macht seine Sache verdammt gut und bei manchen Passagen meint man wirklich, den größten amerikanischen Säufer und Hurenbock leibhaftig zu hören!
Selbst die Art der Aussprache solch Mentors relevanter Worte wie "Cock“, "Slut“ oder "Suck“ wird perfekt imitiert.
Der Meister lebt!

Bisher ist dieses Album nur über den U. S. Importweg erhältlich, jedoch liegt der Preis incl. Porto kaum über dem, einer normalen CD.
Leute die einen kranken Humor haben, sollten hier ruhig mal reinhören. Denn obwohl es keine musikalischen Glanztaten zu vermelden gibt, rocken die Mentors ungemein.
Bei Amazon gibt es die Möglichkeit, sich von den alten Scheiben ein Bild zu machen und auf der Homepage der Herren kann man ein paar kleine Meisterwerke in Sachen amerikanischer Polit / Religionssatire bewundern.

R. I. P. Good ol’ El!

Tracklist:
1. Righteous Tracks of Glory
2. Suck for Rent
3. Young fresh tight sweet Stuff
4. Over the Top
5. Sickie Sniffer Test
6. Electric Dick
7. Sex Booze Weed Speed
8. Whip it out
9. Inches of Three
10. OxyCution Date

Line up:
El Rapo – Vocals
Dr. Heathen Scum – Bass
Sickie Wifebeater – Guitars
Moosedick – Drums
Sickie Jr. – Guitars

DISCOGRAPHY:

1985 - You axed for it
1986 - Up the Dose
1993 - Sex, Drugs & Rock’n’Roll (live in L.A.)
2005 - Over the Top
2009 - Ducefixion

SQUEALER-ROCKS Links:

The Mentors - Over The Top (CD-Review)
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The Mentors - Rock Bible - Remastered Version (CD-Review)

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