Squealer-Rocks.de CD-Review
Glenn Hughes - Soul Mover

Genre: Rock
Review vom: 24.01.2005
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Ziemlich große Töne hat Mr. Hughes nach der Produktion seines neuen Albums gespuckt. Vom persönlichsten Album seiner Karriere wurde da gesprochen. Zumindest bei mir riefen derartige Behauptungen allerdings mehr Furcht als freudige Erwartungen hervor. Behauptete "The Voice of Rock" doch selbiges seinerzeit vom Album "Feel", welches dann gar wenig rockig daherkam. Dann das Wort "Soul" im Titel. Er wird doch nicht wieder? Hoher Skepsisfaktor also beim Überstülpen der Kopfhörer. Und die nach den ersten 30 Sekunden mal schnell von 10 auf 7 runtergedreht - Hörsturzgefahr!! Von wegen Soul!

Ein knüppelhartes Riff, pumpender Funky Bass, staubtrockener Drum Sound. Der "Soul Mover" bewegt erstmal meinen Kiefer—der steht nämlich offen! Als erstes fällt die saustarke Produktion auf. Laut Hughes wurde die Scheibe im Studio Live eingespielt. Klar, das behaupten selbst Def Leppard nach 8 Monaten Aufnahmezeit. In der Regel also Geschwätz; hier habe ich aber das Gefühl direkt neben der Band zu sitzen.

Leistung des Produzenten, oder doch live gezockt? Egal - der Song zeigt die bessere Hälfte des HTP von seiner besten Seite. Knallharter Rock mit den altbewährten Funk Elementen.

Weiter geht's mit dem flotten "She moves ghostly". Gediegener Hardrock, der aber durch die permanenten Bongos seinen Funk Charakter behält. Der nächste Schritt zu Glenns Persönlichkeit nennt sich "High Road" und fällt zunächst durch den extrem verzerrten Bass auf. Eigentlich ein simpler Song, der aber aufgrund der Produktion und des Meisters Organ zum Ohrwurm wird. Mir sei die persönliche Anmerkung gestattet, dass dieser Song ein Beispiel dafür ist, dass ein Weltklasse-Sänger aus einer recht durchschnittlichen Komposition einen Hammersong machen kann.

"Orion" bietet gewohnte Hughes Kost und läuft unter "gut, aber das erwarten wir auch von ihm".

Die fünfte Station auf der Reise ins Innenleben einer Rocklegende birgt die erste Überraschung: "Change yourself" klingt so sehr und so geil nach den Pfefferkörnern, dass Gastmusiker Chad Smith eigentlich die Fronten wechseln müsste. Dieser Song hat sogar das Zeug auf unsäglichen Musiksendern gespielt zu werden. Zu meiner eigenen Schande muss ich gestehen, dass ich dieses Lied für eines der besten in Hughes Karriere halte. Deswegen schnell zum nächsten Song: "Let it go" stellt jeden Hughes-Fan vor eine große Herausforderung - laaaang, düster und in Ansätzen schon fast progressiv. Erfordert viel Geduld vom Hörer, zündet aber irgendwann und bleibt dann im Kopf hängen.

Die beiden Nummern "Dark Star" und "Land of the livin" sind entspannte, groovige Rock Songs, fallen gegenüber dem Rest aber etwas ab. Guter Durchschnitt.

Doch der nächste Hammer folgt mit "Isolation" auf dem Fuße. Düsterer Beginn, teils psychodelische Klänge, enorme Steigerung im Mittelteil und ein Refrain kraftvoll wie ein Vulkanausbruch. Auch hier wird leicht am Grunge gekratzt. "Miss little Insane" nennt sich die Mitsinghymne dieses Albums. Flottes Tempo, klasse Melodie, geile Bassläufe - tanzbar nennt man so was wohl. Besinnlich wird es bei "Last Mistake". Doch Gott sei Dank verschont Glenn uns mit einer Kitsch-Ballade. Das Stück ist wirklich wunderschön. Lehnt Euch zurück, dreht den Kopfhörer wieder auf 10, macht die Augen zu und ich verspreche Euch Ihr seht Mr. Hughes vor Euch auf einem Barhocker sitzen und diese traurige Geschichte erzählen. Mann, da wird man auf seine alten Tage echt noch romantisch. Den Abschluss der Scheibe bildet "Don't let me bleed", welches man wohl als kraftvolle Halbballade bezeichnen könnte. Erreicht aber nicht die Klasse der drei vorherigen Songs.

Bleibt festzuhalten, dass Glenn Hughes nicht gekrückt hat und das mit Sicherheit abwechslungsreichste Album seiner Laufbahn aufgenommen hat. Überraschenderweise machen gerade die Hughes-untypischen Songs den Reiz aus. Als unverbesserlicher Traditionalist hätte ich nicht geglaubt, dass—selbstredend nur leichte - Stilveränderungen soviel Spaß machen können.

Alte Fans von Glenn Hughes werden hier sowieso zugreifen und machen damit alles richtig. Wer nichts von dem Mann kennt, aber für gefühlvollen, Blues und Funk angehauchten Hardrock und Bands der Marke Thunder zu haben ist, sollte sich auch mal was Gutes tun und sich eine der eindruckvollsten Stimmen im Rock anhören.

Tracklist:
1. Soul Mover
2. She Moves Ghostly
3. High Road
4. Orion
5. Change Yourself
6. Let It Go
7. Dark Star
8. Land Of The Livin' (Wonderland)
9. Isolation
10. Miss Little Insane
11. Last Mistake
12. Don't Let Me Bleed

DISCOGRAPHY:

1977 - Play me out
1982 - Hughes/Thrall
1992 - Blues
1994 - From now on..
1994 - Burning Japan..Live
1995 - Feel
1996 - Adiction
1999 - The way it is
2000 - Incense and peaches
2000 - Return of crystal Karma
2000 - A soulful Christmas
2001 - Building the Machine
2002 - Hughes Turner Projekt
2003 - Songs in the Key of Rock
2003 - Hughes Turner Projekt 2
2004 - Soulfully live in the City of Angels
2005 - Soul Mover
2006 - Music for the Divine
2007 - Live In Australia
2007 - Live In Australia (DVD)

SQUEALER-ROCKS Links:

Glenn Hughes - Music For The Divine (CD-Review)
Glenn Hughes - Soul Mover (CD-Review)
Glenn Hughes - Live In Australia (CD + DVD) (CD-Review)

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