Squealer-Rocks.de CD-Review
Redemption - The Origins Of Ruin

Genre: (Melodic) Progressive Metal
Review vom: 23.03.2007
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Bei Redemption, dem neuen Stern am amerikanischen Prog-Metal-Himmel, haben sich zwei nicht unbedingt gesucht, aber auf jeden Fall gefunden. Auch wenn sich Sänger Ray Alder, der mit einer gewissen, nicht gerade unbekannten Band namens Fates Warning bereits viele Teile des eben erwähnten Himmels patentiert und verpachtet hat, und Songwriter Nicolas van Dyk seit Jahren kennen, weiß der Fan anspruchsvollerer Musik spätestens seit dem furiosen THE FULLNESS OF TIME, das vor zwei Jahren das Licht der Welt erblickte, dass diese Freundschaft selbst auf musikalischer Ebene einen großen gemeinsamen Nenner besitzt. Wenn dann noch Agent Steel Gitarrenvirtuose Bernie Versailles, Prymary Schlagwerker Chris Quirarte und der Neuankömmling und Edgemont Sänger/Bassist Sean Andrews dazustoßen, kann auf dem nunmehr dritten Longplayer THE ORIGINS OF RUIN eigentlich nichts mehr schief gehen, oder?

9-Live-Preisfrage: Wie lautet der Name des Frontmannes? RAY ALDER! Genaugenommen könnte ich mir jeden weiteren Kommentar verkneifen. Denn die Qualität einer Veröffentlichung mit diesem Ausnahmemann am Mikro kann – bei aller Bescheidenheit – nur in den oberen Regionen angesiedelt sein. Wenn man darüber hinaus weiß, welch gutes Gespür dieser Herr van Dyk, der die alleinige Verantwortung für den Schreibprozess der neun Lieder trägt, für Melodien, Hooklines und Arrangements hat, dann können wir uns allmählich nur in die Richtung der absoluten Genre-Meilensteine bewegen.

Redemption haben ihn nämlich längst gefunden, ihren eigenen Weg inmitten des Fates Warning Dickichts. Vergleiche zur Stammcombo unseres lieben Rays, der mit seinem gottgleichen Organ wie immer grandios den Meister aller Lagen und Klassen abgibt, sind mitnichten genauso wenig deplaziert wie Querverweise zu IMAGES AND WORDS von Dream Theater, fungieren allerdings nur als allgemeine Orientierungshilfe. So lapidar und promotionstechnisch einwandfrei dies klingen mag, darin steckt mehr als nur ein Körnchen Wahrheit. Mit der Unterstützung von Tommy Newton (Victory) zauberte die Combo heuer erneut neun maßgeschneiderte, melodisch veranlagte Prog Metal Nummern aus den kreativen Hüten.

Von ausladenden, imposanten und die Stimmung des öfteren nach unten drückenden Keyboardpassagen, die sich ab und an zurückziehen, um impulsiven Riffgewittern den Vortritt zu lassen, in Szene gesetzt, walzt die einmal losgelassene und dann nicht mehr aufzuhaltende Maschine, angefangen bei der eingängigen, unmissverständlichen und alles andere als komplex akzentuierten Einstiegsnummer „The Suffocating Silence“, die zusätzlich das eine oder andere THE FULLNESS OF TIME Zitat parat hat, alles sich ihr in den Weg stellende in Grund und Boden. Zurück zum progressiven Schabernack kehrt das nicht minder aufgelockerte und atmosphärische „Bleed Me Dry“, das in ein, sich aus unkontrollierter Rhythmik und ausartenden Soli mit dem Hang zu Frickeleien zusammensetzendes, Muster taucht. Weitaus unspektakulärer geht da „The Death Of Faith And Reason“ zu Werke. So kann man den Spannungsaufbau bis zu dem Zeitpunkt, an dem Ray mit seinem überfallartigen Gesang einsetzt und die Zügel gestrafft werden, klanglich in etwa mit einem startbereiten Helikopter vergleichen. Laut ist beides – sowohl der Helikopter als auch der Redemption Song.

Im mit 9:30 Minuten Spielzeit längsten Stück von THE ORIGINS OF RUIN, „Memory“, das über weite Strecken fast schon von Threshold Format ist, werden die kleinen aber feinen, weil essentiellen, Unterschiede zum Vorgänger deutlich. War dieser noch von einer härteren Grundvertonung, stark progressiven und komplexen Wechselwirkungen und den poppigen, sich freudig anschließenden Gestaltungen geprägt, so heißt die Erfolgsformel in der Zwischenzeit: Weniger von allem (Härte, Komplexität) und mehr vom Song (Kompaktheit). Einzig im abschließenden „Fall On You“ dürfen die vertrackteren Elemente noch einmal den Ton angeben.

Gemäß den gesellschaftskritischen lyrischen Themeninhalten, die sich auf menschliche Schwächen, Verzweiflung etc. berufen (siehe auch Albumcover), setzen auch die Songs (ganz besonders ab dem Titeltrack) verstärkt auf depressivere Stimmungstendenzen, so dass sich jeder, der – aus welchen Gründen auch immer (Stress, familiäre Probleme usw.) – kein Licht am Ende des Tunnels mehr gesehen hat bzw. sehen wollte, perfekt und auf jeder Ebene mit den Kompositionen identifizieren kann. Großes Gefühlskino!

Fazit: War THE FULLNESS OF TIME ein Schritt in die richtige Richtung, so gleicht THE ORIGINS OF RUIN einem astreinen Satz über mehrere Treppenstufen, ohne dabei den Halt zu verlieren. Zugreifen kann hier eigentlich jeder – auch die weniger progressiven, aber aufgeschlossenen Rocker!

VÖ: 30. März 2007

Tracklist:
1. The Suffocating Silence
2. Bleed Me Dry
3. The Death Of Faith And Reason
4. Memory
5. The Origins Of Ruin
6. Man Of Glass
7. Blind My Eyes
8. Used To Be
9. Fall On You

Anspieltipps: The Suffocating Silence, Memory, Man Of Glass

Band Line-Up:
Ray Alder - Gesang
Nicolas van Dyk - Gitarre, Keyboards
Bernie Versailles - Gitarre
Sean Andrews - Bass
Chris Quirarte - Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2002 - Redemption
2005 - The Fullness Of Time
2007 - The Origins Of Ruin
2009 - Frozen In the Moment - Live In Atlanta
2009 - Snowfall on Judgegment Day

SQUEALER-ROCKS Links:

Redemption - The Fullness Of Time (CD-Review)
Redemption - The Origins Of Ruin (CD-Review)
Redemption - Snowfall on Judgement Day (CD-Review)

Redemption - Frozen In the Moment - Live In Atlanta (DVD-Review)

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