Squealer-Rocks.de CD-Review
Excalion - Waterlines

Genre: (Symphonic) Melodic Metal
Review vom: 11.03.2007
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Mit einem argwöhnischen Blick, der vor lauter Angespanntheit mein, durch die Brille sowieso schon eingeengtes, Sichtfeld verschwimmen lässt, betrachte ich das nun vor mir liegende, WATERLINES betitelte Zweitwerk der finnischen Senkrechstarter Excalion. Wohlwissend, wie viele Stunden der hellen Begeisterung ich mit dem fernab von jeglichen Superlativen befindlichen Debüt PRIMAL EXHALE verbracht habe, steigt die Spannung in unermessliche Höhen und der Puls pocht wie sonst nur der eines (sauberen) Radfahrers auf dem Weg nach Alp D'Huez. Nichts wie rein damit in den – aus Ehrfurcht vor den in diesem Jahr wie eine Macht Alben veröffentlichenden Finnen – blau-weiß bepinselten CD-Player.

Erster Durchgang – „Oh, der Vorgänger war aber um Längen besser“... zweiter Durchgang – „Na, den einen oder anderen Hit, der sich selbst vor den tollen Nummern „A Moment In The Spotlight“ oder „Reality Bends“ nicht verstecken muss, haben sie doch noch zustande gebracht“... dritter Durchgang – „Von wegen nachgelassen! Die Jungs werden der Erwartungshaltung gerecht“... vierter Durchgang... fünfter Durchgang...
Jau, Excalion, die man ganz keck auch als die anspruchsvollen Sonata Arctica bezeichnen könnte, haben sich keineswegs auf ihren im finnischen Wald verbuddelten Lorbeeren ausgeruht, sondern haben nach einer einjährigen Tüftelzeit noch einmal eine Schippe draufgelegt.

Als kleine Umstellung im Vergleich zum ersten Fingerzeig agiert das, aufgrund zweier Ausstiege und der damit verbundenen Fokussierung auf lediglich eine Gitarre (Tero Vaaja schnallt sich inzwischen den Vier-Saiter um) auf ein Quintett zusammengeschrumpfte, Grupetto heuer etwas gezügelter und somit bedingt allgemeinverträglicher. Keine Sorge, Excalion haben noch immer unzählige Überraschungsmomente im Petto und verpassen sich so selbst das Antlitz des Unverbrauchten. Während die Keyboardmonumentierung von Bandgründer Jarmo Myllyvirta, in mancher Hinsicht sicher nicht zum Leidwesen, etwas von ihrer Führungsmacht einbüßt, schnappen sich straightere Gitarreneinlagen und vor allem das einzigartige, auch unter 1.000en klar identifizierbare Stimmorgan des Herrn Jarmo Pääkkönen, das sich in eine Reihe mit den landsmännischen Vergleichsmöglichkeiten Heikki Pöyhiä (Twilightning) und Vesa Virtanen (Twilight Guardians) stellt, den Staffelstab.

Ob die kreischenden Höhen des Ralf Scheepers (Primal Fear), die besänftigte und einfühlsame gesangliche Vertonung eines Jorn Lande oder das alles einnehmende, bis zum letzten Hemd gehende skandinavien-typische Singen in den höheren Lagen (Stichwort: Tony Kakko), wenn es etwas gibt, das dieser Mann nicht mit der Klasse eines Topsängers umsetzen kann, dann ist dies definitiv kein Bestandteil von WATERLINES. Denn bei dem von Arttu Sarvanne im Watercastle Studio in Jyväskylä produzierten Album müssen alle Wörter, die auch nur ansatzweise negativ behaftet sind, unter Verschluss gehalten werden.

Fest im finnischen, von den üblichen Verdächtigen geprägten Melodic Metal verankert und stets den einen oder anderen Ausflug in power-metallische, symphonisch veranlagte oder progressive Gefilde eingeplant, knallen uns die fünf Finnen elf Songs auf den Tisch, dass jeder Wirt freiwillig auf das Trinkgeld verzichtet. Bei Kompositionen wie dem treibenden „Between The Lines“, der unter die Haut gehenden Ballade „Delta Sunrise“, den locker aus der Hüfte geschossenen und deinen Atem stocken lassenden „The Wingman“, „Life On Fire“ und „Ivory Tower“ oder den auf Facettenreichtum und einen Touch Beharrlichkeit setzenden „Soaking Ground“, „Losing Time“ und „I Failed You“ muss er zusätzlich eher nachgeben und sagen: „Geht aufs Haus!“

Ohne großes Getöse hält sich die Instrumentalfraktion auch gerne mal dezent zurück und überlässt ihrem Sänger ganz alleine die Frontarbeit, so dass spätestens dann die letzten Zweifel ausgeräumt sein dürften. So geschehen in dem um Jarmos Gesang aufgebauten Stück „Arriving As The Dark“. Und weil’s so schön war, gibt’s selbiges zum Abschluss des Albums noch einmal in finnischer Sprache. Auch wenn ich zu Letzterem („Yövartic“ genannt) tendiere, müsst ihr selbst entscheiden, welche Umsetzung nun die bessere von beiden ist.

Fazit: Betrachtet man das von Jason Juta (u.a. Domain) gezeichnete Albumcover, welches im fantasievollen Gewand viel Wasser darstellt, lässt sich eine gewisse Assoziation zum letzten Brainstorm Werk, LIQUID MONSTER, nicht verleugnen. Auch was den musikalischen Werdegang angeht, gibt es einige Parallelen zwischen den Finnen und den Schwaben: Nach fünf Jahren stehen sie qualitativ an der (nationalen) Spitze!

VÖ: bereits erschienen

Tracklist:
1. The Wingman
2. Life On Fire
3. Losing Time
4. Ivory Tower
5. I Failed You
6. Arriving As The Dark
7. Streams Of Madness
8. Delta Sunrise
9. Between The Lines
10. Soaking Ground
11. Yövartic

Anspieltipps: The Wingman, Losing Time, Delta Sunrise, Yövartic

Band Line-Up:
Jarmo Pääkkönen – Gesang
Vesa Nupponen – Gitarre
Tero Vaaja – Bass
Henri Pirkkalainen – Schlagzeug
Jarmo Myllyvirta – Keyboards

DISCOGRAPHY:

2001 – Forlorn (Demo)
2003 – Obsession To Prosper (Demo)
2005 – Primal Exhale
2007 - Waterlines

SQUEALER-ROCKS Links:

Excalion - Primal Exhale (CD-Review)
Excalion - Waterlines (CD-Review)

Tero Vaaja von Excalion (Interview)
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