Squealer-Rocks.de CD-Review
Rose Tattoo - Blood Brothers

Genre: Hard Rock
Review vom: 18.02.2007
Redakteur: Chris
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Freitag, 16ter Februar 2007, später Nachmittag. Der Autor dieser Zeilen verlässt grinsend einen aus der Werbung bekannten Elektronikfachmarkt. In seiner Tüte befindet sich das
am selben Tag veröffentlichte, sechste Studioalbum der australischen Rocklegende Rose Tattoo.

Es war keineswegs selbstverständlich das die Tatts noch mal aktiv werden, denn 2006 war für die Band wohl das schwärzeste seit ihrem Bestehen. Denn am 27sten März verlor Bandgründer und Slide-Gitarrist Pete Wells den Kampf gegen den Krebs. Bassist Ian Rilen folgte ihm aus selbigem Grund am 23sten Oktober ins Grab. Nun liegt die neue Scheibe vor mir auf dem Tisch.

Aus dem Netz war an neuen Songs nur „Black Eyed Bruiser“ bekannt, quasi die Abschiedshymne für Pete Wells. Der Song tritt ganz schön Arsch, aber die Begeisterung meinerseits hielt sich in Grenzen. Grund: der Song ist gecovert. Im Original stammt er von Steve Wright, der im Jahre des Herrn 1974 mit The Easybeats damit Erfolge feierte.

So denn! Erst mal das Plastik in den Müll. Ich betrachte die CD. Das übliche Schlangen-und Rose-Logo wurde diesmal mit zwei Sensen kombiniert. Denn zweimal schlug der Schnitter zu. Ich lege gespannt die CD ein, lehne mich in meinem Stuhl zurück, genehmige mir einen großen Schluck Jacky-Cola, schnappe mir der Fernbedienung der Anlage und drücke auf POWER. Und es kommt Power!

Black Eyed Bruiser wie gewohnt kraftvoll. Der zweite Song, „Slipping Away“, lässt mich stutzen. Sehr modern gespielt, frisch…aber verdammt noch mal, diese Riffs kenne ich doch woher! Der gelernte Rocker muss nicht lange suchen. „Heard it on the X“ von ZZ Top, ganz eindeutig! Zumindest den Anfang des Songs haben die Tatts geklaut. Der Rest des Songs ist mit dem Kerl zu personifizieren, mit dem man sich lieber nicht anlegen möchte. Wunderbar! Es folglt „Once in a Lifetime“, lässig und cool. Aber Live werden hier unter Garantie die Nackenmuskeln malträtiert. Mit „1854“ liefern die Tatts ein echtes Brett ab. Der Song handelt vom Aufstand der australischen Digger, die freie, geheime Wahlen und weitere Reformen forderten. Und genau so ist dieser Song. Er steht auf, schreit dich an, will sich nicht herumschubsen lassen und ist bereit bis zum äußersten dafür zu kämpfen. Den geschichtlich Interessierten sei gesagt, dass der Aufstand von Polizei und Militär blutig niedergeschlagen wurde. Es folgt der „City Blues“. Und plötzlich sitze ich zur heißesten Jahreszeit mitten in Australien und kann der Hitze nicht entkommen. Zäh tropft der Sound aus den schmelzenden Amps, Angrys Stimme heischt vergebens nach Erfrischung. Es muss sehr schwierig sein diese gnadenlose Hitze, die von der Betonwüste einer Innenstadt noch reflektiert wird musikalisch darzustellen. Kompliment dafür! „Sweat Meat“ schlägt in die gleiche Kerbe. Gleichmäßiger Rhythmus, lässiger Bass. Ideal für die gediegene Grillparty mit den Jungs, so ab der zweiten Kiste Bier. Ganz anders „Man about town“. Die Gitarren beißen sich in den Ohren fest, der Bass pumpt ohne Gnade und Mister Anderson stellt unter Beweis das der nicht zu Unrecht Angry genannt wird. Soll heißen, er klingt herrlich angekotzt. Und bei Textzeilen wie: „An eye for an eye, a tooth for a tooth, that’s the game we play!“, glaubt man sofort dass hier keine halben Sachen gemacht werden. Hier gibt’s voll auf die Zwölf! Und das ist auch gut so. Als nächster stampft „Creeper“ durch meine Boxen. Gefährlich, brutal, gnadenlos. Das sind die passenden Worte für diesen Song. Hier zeigt sich das Dai Pritchard die richtige Wahl für die Neubesetzung der Slide-Guitar war. Hammer! Angrys Stimme verschmiltzt mit diesem Ton zu einer eindringlichen Warnung vor einem Kerl, der durch die Gassen schleicht. Hab ich da eben Jack the Ripper lachen hören? Wundern tut es mich nicht...

Auch „Stand over man“ macht eindeutig keine Gefangenen. Strotzend vor Selbstbewusstsein, getragen von Mick Cocks Riffs aus der Les Paul kennt dieses Liedchen noch weniger Gnade als das Finanzamt. Höchste Zeit für was gut gelauntes! Zum Glück ist „Nothing to lose“ gut gelaunt. Der Song ist räudig, hat Dreck unter den Fingernägeln, säuft dir die Bar leer und lacht dir danach frech ins Gesicht. Während dessen hoppse ich durchs Zimmer und spiele Luftgitarre. Als letztes kommt „Lubricated“ drann. Der Song ist genau wie Sex mit einer namenlosen Schlampe die man irgendwo aufgerissen hat. Hart, schnell, unromantisch – und so soll es sein! Die Rhythmusabteilung liefert ein perfektes Zuspiel für Angry und Dai. Live wird das ein absolutes Mörderteil.

Fazit:
Die Tatts liefern ein solides Stück Rock ab. Es ist genau das Album das uns allen vorschwebte. Die Erwartungen wurden befriedigt, aber nicht übertroffen. Irgendwie ist dieses Album zu hören wie Jack Daniels trinken. Es ist nichts besonderes, es gibt weiß Gott anspruchsvolleres und besseres. Aber man tut es immer wieder gerne. Mit einem verdammt dreckigen Grinsen im Gesicht.

Diese Gastkritik stammt von Chris. Vielen Dank dafür!


Tracklist:
01. Black Eyed Bruiser
02. Slipping Away
03. Once in al Lifetime
04. 1854
05. City Blues
06. Sweat Meat
07. Man about town
08. Creeper
09. Stand over man
10. Nothing to lose
11. Lubricated

Lineup:

Angry Anderson (vocals)
Dai Pritchard (slide guitar)
Mick Cocks (rhythm guitar)
Stephen King (bass guitar)
Paul Demarco (drums)

DISCOGRAPHY:

1978 - Rose Tattoo
1981 - Assault & Battery
1982 - Scarred for Life
1984 - Southern Stars
1986 - Beats From A Single Drum
1992 - Nice Boys Don't Play Rock N Roll (Compilation)
2000 - 25 to Life
2002 - Pain
2005 - Best of Rose Tattoo
2006 - Black-Eyed Bruiser (MCD)
2007 - Blood Brothers
2008 - Blood Brothers Special Tour Edition

SQUEALER-ROCKS Links:

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