Squealer-Rocks.de CD-Review
Callisto - Noir

Genre: Dark Progressive Art Rock
Review vom: 03.02.2007
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Lange Zeit blieb uns der Winter bei steten Plusgraden in den niedriggelegenen mitteleuropäischen Regionen verwehrt bzw. er verhöhnte alle Skifahrer und Freunde kalter Tage. Nachdem die erste Schneeperiode schon wieder vorüber ist, kommen einem die fünf Finnen von Callisto, die mit ihrem in den Jahren 2004 und 2005 weltweit veröffentlichten Debüt-Langeisen TRUE NATURE UNFOLDS für eine Verwüstung in den Gehörgängen so manches Journalisten und Musikliebhabers gesorgt haben, gerade recht! Das programmatisch betitelte Zweitwerk NOIR, welches in der Heimat der fünf bereits seit mehreren Monaten in den CD-Regalen zu finden ist, steht in den Startlöchern, um der Band einen kometenhaften Aufstieg zu bescheren. Wetten, dass ihr euch in 55 Minuten nach dem Sommer sehnt...

Dem Winterwetter entsprechend angepasst, präsentieren sich die acht, gewissermaßen zusammenhängenden, Songs in einer kalten und frostigen Stimmung, die sich bildlich mit einem am finnischen Meerbusen beginnenden und im nördlichsten Lappland endenden Tiefflug über das Heimatland der fünf Meister beschreiben lässt. Einerseits erscheint die, fürs normale Gehör auf klar ersichtliche und eingängige Strukturen verzichtende, Platte verklemmt, gebrechlich und herausfordernd, ob der auf den ersten Blick recht abstrakt und mitunter auch abstrus wirkenden Klangsphären, aber andererseits offenbart sich so erst die unbegreifliche und vielseitige Schönheit der düster progressiven Musikkunst der Finnen, die nicht einmal vor, perfekt in den Sound eingearbeiteten und von Bläsern erzeugten, Blues-Elementen Halt machen („Wormwood“).

Bestimmt wird der de facto kompakte Rundling von einer sehr dezent gehaltenen und leicht depressiv veranlagten Grundierung, die auch mal einer einzelnen kurzen Tonfolge minutenlange Wiederholungen oder das „unsaubere“ Griffwechseln an der Akustikgitarre gestattet. Gleichzeitig wagt man des öfteren Ausbrüche in die extremsten Metal-Gefilde (gerne auch mal Black Metal), ohne jedoch die Harmonien und Melodien, die sich wie der berühmte rote Faden durch NOIR ziehen, unter den Teppich zu kehren. Diese sind nämlich ständig, mal mehr mal weniger stark, präsent und geben dem Sound der Finnen die meisterschaftsverdächtige Nuance des Unverkennbaren. Demnach impliziert das Album auch nur dann irgendwelche Anspieltipps, wenn man diese auf die komplette Trackliste ausweitet. Callisto spielen eben keine Musik damit man bei einem Bierchen die Seele baumeln lassen oder sich vergnügt an den Eiern rumspielen kann. Das ist Musik, die man in einer Starre aufsaugt!

Bei den klaren Gesängen des Bassisten Juho Niemelä, die im Kontrast zu den energisch gegrunzten und massiven Shoutings des Markus Myllykangas stehen, lässt sich zwar ein Vergleich zu den Göttern von Anathema nicht von der Hand weisen, doch ansonsten steht man auf der Suche nach Vergleichsmöglichkeiten wie der Ochs vorm Berg. In einer Musikwelt, die laut den Kollegen eines an dieser Stelle besser anonym bleibenden Magazins keine „Neuerungen“ mehr zulässt, stolzieren Callisto mithilfe ihrer eigenen klaren Linie geradezu in Richtung des Throns.

Fazit: Sprach ich im Review von TRUE NATURE UNFOLDS noch von einem Mach(t)werk, muss ich jetzt klar Farbe bekennen, dass aus dem Machwerk endgültig ein Machtwerk geworden ist! Will heißen: Mit NOIR müssen Callisto keine Schwarzmalerei betreiben, sondern können beruhigt den Tatsachen ins Auge sehen, dass sie Bands wie Opeth oder Cult of Luna bereits eingeholt haben.

VÖ: 16. Februar 2007

Tracklist:
1. Wormwood
2. Latterday Saints
3. The Fugitive
4. Backwoods
5. A Close Encounter
6. Pathos
7. Folkslave
8. Woven Hands

Anspieltipps: Wormwood, Latterday Saints, The Fugitive, Backwoods, A Close Encounter, Pathos, Folkslave, Woven Hands

Band Line-Up:
Markus Myllykangas - Gesang, Gitarre
Johannes Nygård - Gitarre
Juho Niemelä - Bass, Backing Vocals
Ariel Björklund - Schlagzeug
Arto Karvonen - Synthesizer, Sampler

DISCOGRAPHY:

2001 – Dying Desire (Single)
2002 – Ordeal Of The Century (MCD)
2004 – Jemima / Klimenko (Vinyl)
2004 – True Nature Unfolds
2005 – True Nature Unfolds (ReRelease)
2007 – Noir

SQUEALER-ROCKS Links:

Callisto - True Nature Unfolds (CD-Review)
Callisto - Noir (CD-Review)

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