Squealer-Rocks.de CD-Review
Callisto - True Nature Unfolds

Genre: Progressive Dark Metal
Review vom: 30.12.2005
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Anathema in einem Atemzug mit astreinem Black Metal zu nennen, geht aufgrund der musikalischen Vergangenheit der Cavanagh-Brüder schon so in etwa klar. Wenn sich dazu aber noch Pink Floyd Anleihen und Progressives der Shadow Gallery Ecke gesellen, dann wird es ganz kurios, abenteuerlich und fast schon unglaubwürdig für den viel gewohnten Rockfan. Die Finnen sind jedoch bekannt dafür, dass sie aus dem musikalisch Unmöglichsten eine wunderbare Perle zaubern. Deshalb Ring frei für Callisto und ihren Debütsilberling TRUE NATURE UNFOLDS!

Eins vorweg: Leute mit schwachen Nerven sollten besser die Hände von TRUE NATURE UNFOLDS lassen. Gleiches gilt für jemanden, der sich die Platte für Zwischendurch zulegen möchte. Die Masche „noch schnell zwei Songs vor dem Mittagessen abspielen“ funktioniert bei den Ausarbeitungen der fünf arbeitsamen Mittezwanzigern nicht. TRUE NATURE UNFOLDS muss man a.) komplett und b.) in Ruhe anhören. Also, Kopfhörer rein, Zimmertür abschließen und hinein mit der schmucken einstündigen CD.

Eine Stunde später bleibt man erst einmal verduzt sitzen und überlegt sich wie man dieses Mach(t)werk am prägnantesten beschreibt. Krank? Großartige Musiker? – Von beidem wohl ein bisschen, aber in erster Linie bleibt festzuhalten, dass es Callisto innerhalb von einer Stunde gelungen ist etwas Einzigartiges zu erschaffen, das man so noch nicht zu Ohren bekommen hat. Hätte mir jemand erzählt, dass man Art Rock und Progressive Rock mit düsterem Klangambiente und einer kräftigen Portion Black Metal der ganz wilden Sorte miteinander verbinden kann, ich hätte ihn für bekloppt gehalten. Doch Callisto nehmen all das zusammen und formen daraus zehn einheitliche Stücke, die sich als Ganzes nur schwer in diesem Rahmen beschreiben lassen.

Versuchen wir es dennoch... Nach dem bedächtig gehaltenen Intro „31 46°N, 35 14°E“ geht es mit „Blackhole“, einem Song, der auf derbe Growls und psychedelische Klangssphären setzt und viel Sologeplänkel der Anathema/Porcupine Tree Kategorie beinhaltet, gleich richtig in die Vollen. Auf diesen stürmischen Beginn lassen wir vorerst mal Ruhe walten, was in „Limb Diasporas“ perfekt umgesetzt wird. Gemütliche, virtuose, klassisch angehauchte Soli bestimmen die Anfangsphase des Liedes, dessen Härtegrad einzig und allein von Markus Myllykangas‘ tiefen, aber zu keiner Zeit störenden Grunzgesängen angehoben wird, ehe auf instrumentaler Seite der abrupte Wechsel zum Prog Metal à la Dream Theater erfolgt und andersherum. Ebenfalls beeindruckend: der Einbau von klaren weiblichen Gesängen, welche die melancholische Grundstimmung noch verstärken. Weiter geht es mit dem passend betitelten „Cold Stare“, das den Worten „Kälte“ und „Ausweglosigkeit“ im Musikchargon eine ganz neue Bedeutung verleiht, sowie dem krassen Gegenstück „Storm“, das nach vierminütiger Anathema Anlaufphase regelrecht explodiert. Die zweite Hälfte läutet das schwergewichtige Instrumentalstück „Caverns Of Khafka“ ein, bevor es wieder ausgezeichnete Prog-Soli des Gitarristen Johannes Nygård und Growls, sowie melodische Gesänge des Bassisten Juho Niemelä zu Bestaunen gibt („Like Abel's Blood Cried Revenge“). Bei „Worlds Collide“ wandert die Band dann wieder auf gemütlich, depressiven proggig/rockig/metallischen Pfaden, um in „Masonic“ in ein leichtes, vielschichtiges Gefrikel mit gelegentlichen Verschnaufpausen zu verfallen. Einen Faden, den auch die fulminante, achtminütige Schlussnummer „The Great Divorce“ aufnimmt.

Fazit: Ich habe, glaube ich zumindest, in diesem Review schon genug dem Können der fünf Finnen gehuldigt, so dass ich mich im Fazit kurz halten kann: Wem ich mit meinen Ausführungen das Interesse an dieser jungen Band geweckt habe, der sollte sich TRUE NATURE UNFOLDS schleunigst zulegen!!!


Tracklist:
1. 31 46°N, 35 14°E
2. Blackhole
3. Limb Diasporas
4. Cold Stare
5. Storm
6. Caverns Of Khafka
7. Like Abel's Blood Cried Revenge
8. Worlds Collide
9. Masonic
10. The Great Divorce

Anspieltipps: Blackhole, Limb Diasporas, Cold Stare, Like Abel's Blood Cried Revenge, Worlds Collide, Masonic, The Great Divorce

Band Line-Up:
Markus Myllykangas - Gesang, Gitarre
Johannes Nygård - Gitarre
Juho Niemelä - Bass, Backing Vocals
Ariel Björklund - Schlagzeug
Arto Karvonen - Synthesizer, Sampler

DISCOGRAPHY:

2001 – Dying Desire (Single)
2002 – Ordeal Of The Century (MCD)
2004 – Jemima / Klimenko (Vinyl)
2004 – True Nature Unfolds
2005 – True Nature Unfolds (ReRelease)
2007 – Noir

SQUEALER-ROCKS Links:

Callisto - True Nature Unfolds (CD-Review)
Callisto - Noir (CD-Review)

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