Squealer-Rocks.de CD-Review
Widow - On Fire

Genre: Heavy/Gothic/Death Metal
Review vom: 24.10.2005
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Ich kann mich noch dunkel daran erinnern wie ich in der neunten Klasse in meinem absoluten Abneigungsschulfach Biologie als Übungen, um die Vererbungslehre zu begreifen, alles mit jedem kreuzen musste, so dass ich am Ende sehen konnte, was in der zehnten Generation dabei herauskommt. All das gehört inzwischen der Vergangenheit an. Biologie habe ich abgewählt. Doch selbst in der Rockmusik nimmt die Kreuzerei immer obskurere Formen an, was an ON FIRE, dem zweiten Album der US-Amerikaner Widow, deutlich wird.

Greifen wir noch mal kurz den eben angesprochenen Biologie Faden auf, indem wir ihn auf das Album ON FIRE übertragen. Würde irgendwer von euch auf die Idee kommen einen Hund mit einer Katze zu kreuzen? – Nicht wirklich, oder? (wer das mit ja beantwortet sollte dringend einen Psychologen aufsuchen) Würde hingegen jemand von euch Melodic Death Metal mit klassischem Iron Maiden Stuff in einen Topf werfen, ohne dabei den Weg in progressive Gefilde zu gehen? – Wohl auch keiner. Aber es gibt tatsächlich immer ulkigere Herangehensweisen in unserer lieben Szene, die auch das Quintett Widow, welches über eine Frontfrau und einen Frontmann verfügt, bevorzugen.

Die Basis wird von klassischem Iron Maiden Heavy Metal der frühen Achtziger, einigen Judas Priest Anleihen zu PAINKILLER Zeiten, härteren HammerFall-artigen Passagen und speed metallischen Einlagen gebildet. Soweit so gut und nichts Neues. Zu diesen stark abgekupferten schwer metallischen Fröhlichkeiten gesellt sich überraschender- und unpassenderweise eine gute Portion Gothic der HIMmlischen Sorte und eine auf Melodik getrimmte Death Metal Packung, die sich nicht bei amerikanischen, sondern skandinavischen Vertretern wie Children Of Bodom oder älteren In Flames bedient.

So komisch wie sich das jetzt anhört, ist es über weite Strecken von ON FIRE auch, wirkt seltenst harmonisch, meist etwas zu steif und nicht flüssig genug, selbst wenn sich tolle Ideen und Ansätze in den zehn, sehr schnellen Songs verbergen und die Musiker sich als Könner beweisen. Dieser Kritik zum Trotz gelang der Truppe immerhin ein ausgezeichneter, kritikfreier Startschuss namens „An American Werewolf In Raleigh“. Sänger Cristof schwankt in diesem an schnelle Helloween erinnernden Stück zwischen brutalen Schreien à la Alexi Laiho (Children Of Bodom) und glasklaren 1a Singen.

Die meisten der anderen Kompositionen wechseln hingegen auf viel zu wirre Art und Weise von einem Stil zum anderen, dass es einem auf Dauer sehr schwer fehlt, konzentriert zu bleiben, um mit der Band mitzukommen. Über die Gesangsfertigkeiten Cristofs Partnerin Lili lässt sich zudem streiten. Meiner bescheidenen Meinung nach kann sie an den langsamen Stellen mit ihrem weichen Gesang einige Pluspunkte sammeln, die sie aber in den derberen Momenten von ON FIRE wieder, durch eine nervtötende Stimmlage, verliert.

Fazit: Bleibt festzuhalten, dass Widow mit ON FIRE einen Zweitling vorlegen, der sich nie so richtig zwischen Genie und Wahnsinn festlegen will und den Rezensenten staunend und etwas perplex zurücklässt. Es gibt nicht viele Alben, bei denen ich mir bezüglich der Qualität unsicherer war als bei der im Falle von Widow’s ON FIRE. Ist das jetzt große musikalische Kunst oder doch nur abartiges Geplänkel für die Tonne? Eine schwer zu beantwortende Frage, deren Antwort jeder von euch selbst mithilfe eines Antestens suchen sollte.

VÖ: 24. Oktober 2005

Tracklist:
1. An American Werewolf In Raleigh
2. The Preacher's Daughter
3. Here To Stay
4. Re-Animate Her
5. Sinderella
6. Not Alone
7. Dead End
8. Misstery
9. Family Affair
10. I'll Bury You Alive

Anspieltipps: An American Werewolf In Raleigh, The Preacher's Daughter

Band Line-Up:
Cristof – Gesang, Gitarre
Lili – Gesang
John E – Gitarre
Joshua – Bass
Marc Anthony – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2004 – Midnight Strikes
2005 – On Fire
2007 – Nightlife

SQUEALER-ROCKS Links:

Widow - On Fire (CD-Review)
Widow - Nightlife (CD-Review)

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