Squealer-Rocks.de CD-Review
Tyketto - Reach

Genre: Melodic Rock
Review vom: 02.11.2016
Redakteur: Eric
Veröffentlichung: 14.10.2016
Label: Frontiers



Anno 2015 trug es sich beim Rock of Ages zu, dass eine Band einen bemerkenswerten Auftritt hinlegte. Okay, ihr werdet zu Recht einwenden, dass zumindest hoffentlich daran nichts bemerkenswertes ist, jedoch hatte diese Band den Slot des Festival-Openers am Freitagnachmittag inne, für gewöhnlich eine Zeit, zu der keine Helden geboren werden.

Danny Vaughn allerdings, nebst Mitstreitern, schafften es scheinbar mühelos, das bis dato nur spärlich gefüllte Feld in ihren Bann zu ziehen. So intensiv gar, dass Kumpel „die ersten drei Alben waren die Besten“ Olli die Kapelle kurzerhand zum Highlight des Festivals erkor. Die Abiturienten unter euch werden es ahnen, wir reden hier natürlich über Tyketto, die jetzt mit „Reach“ einen neuen Silberling in die Regale stellen.

Die Vorfreude also war natürlich groß, und sie erhielt direkt einen Dämpfer. Der Titelsong kam wie mittlerweile üblich via YouTube vorab, und ehrlich gesagt: So wirklich von den Socken hat er mich nicht gehauen. Kam zumindest für meine Ohren nicht so richtig in die Puschen, die Nummer, und senkte den Vorfreudepegel auf die Scheibe um einige Skalen auf dem Dezibelmeter.

Womöglich gar keine schlechte Taktik, das, denn so kann das Album umso nachhaltiger beeindrucken, und das tut es tatsächlich. Natürlich reden wir nicht über Heavy irgendwas, wir reden bei einigen Songs nicht mal über Hard irgendwas. Viel wichtiger aber ist, worüber wir reden: Über liebevoll ausgefeiltes Songwriting, über Rock der zeitlosesten Sorte und über einen Sänger, der nach wie vor schlicht und ergreifend einer der Besten seines Fachs ist.

Deutlich wird das bei Nummern, die eindeutig Hard irgendwas sind, wie beispielsweise das Hook-Monster „Big Money“ (komponiert für die Bühne, da verwette ich meinen Arsch), „Tearing Down The Sky“ oder „Kick Like A Mule“, eine geradezu brachiale Nummer für Tyketto-Verhältnisse. Noch viel deutlicher allerdings wird es bei den Tränentreibern, denn da gehört Danny „Charming“ Vaughn zu den ganz großen, und mit Songs wie „Letting Go“ beweist er eben dies aufs Neue. Dazu gibt’s noch smarte Ear-Candys wie „Circle The Wagons“ und fertig ist eine Rock-Scheibe, wie sie sein soll. Favoriten zu benennen verbietet sich natürlich von selbst, Niveau ist Programm bei Tyketto, mein persönlicher Fav allerdings ist die Verbeugung vor den großartigen Thunder, „The Fastest Man Alive“

Warum auch immer, der Markt für melodische Rock-Kapellen wird seit längerer Zeit geradezu überschwemmt mit Neuerscheinungen. Was zunächst nach einer äußerst erfreulichen Entwicklung für die nicht wenigen Anhänger dieses Genres klingt, stellt sich bei näherer Betrachtung dann doch als bedenklich heraus. Melodic Rock ist nun mal stilistisch limitiert, und in der Flut der Neuerscheinungen drohen die wirklichen Perlen schnell unterzugehen. Bleibt zu hoffen, dass Danny Vaughn nebst Kollegen dieses Schicksal erspart bleibt, denn „Reach“ zählt im überzüchteten Becken des Melodic Rock eindeutig zu den Zierfischen. Wertvoll! Ach, und übrigens: Auch der Titelsong ist klasse! (Amateure brauchen halt ein paar Rotationen mehr)

Tracklist:
1. Reach
2. Big Money
3. Kick Like A Mule
4. Circle The Wagons
5. I Need It Now
6. Tearing Down The Sky
7. Letting Go
8. The Fastest Man Alive
9. Remember My Name
10. Sparks Will Fly
11. Scream
12. The Run

DISCOGRAPHY:

1991 - Don't Come Easy
1994 - Strength In Numbers
1995 - Shine
1996 - Take Out & Served Up Live
2007 - The Last Sunset - Farewell 2007
2012 - Dig In Deep

SQUEALER-ROCKS Links:

Tyketto - Dig In Deep (CD-Review)
Tyketto - Reach (CD-Review)

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