Squealer-Rocks.de CD-Review
Gun Barrel - Brace for Impact

Genre: Heavy Metal Rock'n'Roll
Review vom: 05.12.2012
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: Bereits veröffentlicht
Label: Massacre Records



Gun Barrel sind im teutonischen Underground seit Jahren eine konstante Größe, live stets präsent, dennoch sind sie an Eurem ergebenen Schreiber immer irgendwie vorbeigegangen. Was er nun schwer bereut und Besserung gelobt. Denn „Brace for Impact“ ist genau das, was ich NICHT von einer deutschen Band erwarte. Soll bedeuten: Die so gerne genommene Schublade jeglicher Coleur bleibt zu.
Gun Barrel sind zu rockig, um Metal zu sein, zu metallisch um Rock'n' Roll zu sein und zu hart, um Glam zu sein. Alles klar? Nö? Na, dann haben wir ja was gemeinsam. Der Rezensent hasst es nämlich, wenn er keine Schubladen öffnen darf, die ihm die Arbeit ungemein erleichtern würden.

Ok – lassen wir mal das kryptische Geschwätz und gucken uns den akustischen Einschlag der Kölner genauer an.
Der Titelsong nach dem sehr exotischen und faszinierenden Intro ist ein typischer High Energy Opener, der mich, um mal in Germany zu bleiben, an die seligen Unrest denken lässt. Riffs der Kategorie Priest, verziert mit einem Touch Rotzigkeit und einem „Hoch die Faust“ - Chorus. Ganz feine Sache!
Beim folgenden „Dancing on Torpedoes“ gibt es kölsche Grüße in Richtung Ami – Sleaze der harten Sorte der Marke Skid Row oder Britney Fox. Hierbei macht besonders Neu – Sänger Patrick eine sehr internationale Figur, und spätestens nach dem dritten Durchlauf wirkt der stupide Refrain nur noch kultig – das muss man auch erst einmal so hinbekommen.

„Books of Life“ wiederum ist prinzipiell Metal – Konfektionsware, wäre da nicht der Chorus, für den selbst ein Kai Hansen töten würde.
„Start a Riot“ müsste eigentlich „Start with an AC/DC Riff“ heißen.
Ach, kommt – so'n blöden Gag kann mal bringen, oder? Zudem ist die Nummer nicht gerade ein Highlight und klingt ein bisserl wie Gotthard für Arme.
Den Vergleich mit den Schweizern kann man auch beim folgenden „Stand Your Ground“ ziehen. Lediglich mit dem Unterschied, dass die sonst so netten Alpenrocker töten würden, hätten sie so eine geile, treibende und hymnische Nummer in ihrem Programm.

„Diamond Bullets“ ist ein speediger Rocker, der nett anzuhören ist, aber mehr auch nicht.
Beim ebenfalls flott intonierten „Might and Main“ geht das Geilometer aber wieder steil nach oben. Eine absolute Granate, die irgendwie rockig, irgendwie heavy, irgendwie hymnisch, irgendwie sogar modern, aber in jedem Fall geil klingt.
Ich sach' mal so: Hammerfall meets Motörhead meets vertonte Geilheit. Für mich der beste Track des Albums.
Da kann „The Wild Hunt“ logischerweise nicht mithalten – aber fast! Eine tolle Mischung aus altem , harten Poser / Street Rock der Marke Steelhouse Lane und Mitsing - kompatiblen Elementen hanseatischer Prägung.

Auch die (fast) Lagerfeuer – Nummer „Turbölence & Decadence“ (kein Schreibfehler) kratzt ganz stark am Thron des besten Songs. Sänger Patrick scheint vor der Aufnahme mindestens 2 Schachteln „Reval ohne“ inhaliert zu haben, so kratzig klingt der sonst nicht um hohe Töne verlegene Barde. Das ist U.S. Sleaze pur! So klangen seinerzeit unterbewertete Bands wie Faster Pussycat. RIESENKOMPLIMENT nach Kölle.
Der Rausschmeißer „Big Taboo“ klingt irgendwie komisch, so'n bisschen wie moderne Van Halen. Kann man gut finden, muss man aber nicht. Obwohl: geiles Solo und auch irgendwie mächtig. Weiss auch nicht...

Was bleibt hängen? (intelligente Leute nennen das Fazit):
11 Songs, davon 3-4 Bomben, die es zum Teil mit den ganz Großen aufnehmen können, ein Totalausfall und der Rest liegt zum Teil qualitativ ziemlich weit oben im internationalen Ranking.
Zudem eine Produktion, die keine Wünsche offen lässt, ohne klinisch oder künstlich zu klingen.
Dazu eine Band, die einfach nur gut spielt.
Hier passt einfach alles, eine runde Sache eben.
Und keine Schublade.
Schade für den Schreiber, gut für den Fan, der auf 80er Sachen jeglicher Färbung mit härterem Anstrich steht.


Tracklist:
1. No Survival On Arrival
02. Brace For Impact
03. Dancing On Torpedoes
04. Books Of Live
05. Start A Riot
06. Stand Your Ground
07. Diamond Bullets
08. With Might And Main
09. The Wild Hunt
10. Turbölence & Decadence
11. Big Taboo


Line Up:
Patrick Sühl – Gesang
Rolf Tanzius - Gitarre
Tomcat Kintgen - Bass
Toni Pinciroli – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2001 - Power-Dive
2003 - Battle-Tested
2005 - Bombard Your Soul
2008 - Outlaw Invasion
2012 - Brace For Impact

SQUEALER-ROCKS Links:

Gun Barrel - Bombard Your Soul (CD-Review)
Gun Barrel - Brace for Impact (CD-Review)

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