Squealer-Rocks.de CD-Review
Ihsahn - Eremita

Genre: Progressive Metal
Review vom: 26.06.2012
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 18.06.2012
Label: Candlelight Records



Vegard Sverre Tveitan alias Ihsahn ist ein alter Bekannter und, obgleich wir nicht mehr von seiner Zeit in der legendären Band Emperor sprechen wollen, liefert er mit „Eremita“ sein mittlerweile viertes Soloalbum im Zeichen des extremen progressiven Metals ab. Nach dem dreier Zyklus „The Adversary -angL-After“ schlägt er heuer ein neues Kapitel seines Schaffens auf, welches den geneigten Hörer an den Rande des menschlichen Daseins, an dessen Abgründe, heranführen möchte.
Folgen wir Ihsahn also auf die Pfade des Einsiedlers und begeben uns auf seine (Wahn-) Sinnesreise.

Auch dieses Mal hat er sich hierfür einige illustere Gäste eingeladen, die ihn insbesondere gesanglich unterstützen wie Einar Solberg von der norwegischen Progressive Metal Band Leprous, Devin Townsend oder Heidi Tveitan. Hinzu kommen diverse andere Musiker wie Jeff Loomis (Nevermore) an der Gitarre, Jørgen Munkeby von der Jazz Death Progressive Metal Band Shining am Saxophon und Tobias Ørnes Andersen (ebenfalls Leprous) am Schlagzeug.

Nimmt man also all diese Musiker und die Spielrichtungen des extremen progressiven Metals zusammen, dann ahnt man bereits in welche Richtung sich dieses neuste Werk Ihsahns bewegen wird: Zwischen dem Wahnsinn von Townsend und Shining und der sinnigen Eingängigkeit von Leprous und StarOfAsh.

Und genau darin liegt, wie auch schon auf den Vorgängern, das irrwitzige Genie Ihsahns, ungemein eingängige Refrains mit thrashigen und düstermetallischen Gewaltorgien zu verknüpfen („Arrival“ und „Something Out There“). Nun kommt auf „Eremita“ das jazzige, vom Saxophon induzierte Element verstärkt zum Zuge, so dass man in Stücken wie „The Eagle And The Snake“, „Catharsis“, „Something Out There“ oder „The Grave“ hin- und hergerissen zwischen hingebungsvoller Verzückung und abgrundtiefer Verstörung ist. Insbesondere „Catharsis“ klingt durch das Saxophonspiel des Herrn Munkeby wie ein Hohelied der Hölle, bevor der klare Gesang über der See aus Qual und Pein zu erheben scheint.

„And the shame feeds the anger, feeds the shame, feeds the anger, feeds the shame…“

Einen eisigen Schauder lässt „The Paranoid“ vor dem Hintergrund der Morde des Anders Breivik über den Rücken fahren, denn getrieben von einem sich monoton wiederholenden Rhythmus in Industrialmanier besingt dieses Stück die teuflische Spirale aus Schande und Wut, die noch mehr Schande und Wut erzeugen.

„Seak with me the abyss…“

Die Abgründe der Sinnsuche bewegen Ihsahn auf „Eremita” und je näher man dem Ende des Albums entgegensteuert, desto tiefer treibt einen die Musik hinein in jene Abgründe. Fast schon auf hypnotische Weise bilden „Something Out There“, „Grief“, „The Grave“ eine Einheit, ein Subalbum, ein Album im Album, indem besinnliche, teilweise gar opulent opereske instrumental Passagen im starken Kontrast zu schwarzmetallischen Gewaltausbrüchen stehen, die letztlich in doomige, Saxophon getriebener Stimmung münden. Begleitet von Frau Tveitans engelsgleichem Gesang erklingt am Ende sphärische Streichermusik aus den Tiefen der Hölle.

Fazit: Himmel und Hölle, Verzagen und Erleuchtung, dies sind Wortpaare, die wohl „Eremita“ sowohl inhaltlich als auch musikalisch beschreiben mögen. Wie auch schon seine Vorgänger ist das neuste Werk Ihsahns kein leichter Genuss für Zwischendurch, denn man muss sich auf die Kompositionen, die zwischen Wahn und Genialität wandern, einlassen.


Tracklist:
1. Arrival
2. The Paranoid
3. Introspection
4. The Eagle And The Snake
5. Catharsis
6. Something Out There
7. Grief
8. The Grave
9. Departure

Anspieltipps: Arrival, The Paranoid, The Eagle And The Snake, Something Out There

Line-Up:
Vegard Sverre „Ihsahn“ Tveitan – Gitarre, Gesang, Keyboards
Gäste:
Devin Townsend – Gesang
Einar Solberg – Gesang
Heidi „StarOfAsh“ Tveitan – Gesang
Jeff Loomis – Gitarre
Jørgen Munkeby – Saxophon
Tobias Ørnes Andersen – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2006 - The Adversary
2008 - angL
2010 - After
2012 - Eremita


SQUEALER-ROCKS Links:

Ihsahn - angL (CD-Review)
Ihsahn - After (CD-Review)
Ihsahn - Eremita (CD-Review)

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