Squealer-Rocks.de CD-Review
Dawn Of Destiny - Praying to the World

Genre: Melodic Prog Power Metal
Review vom: 27.04.2012
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 04.05.2012
Label: Phonotraxx



Die Verschwörungstheoretiker reden davon, dass die Welt in diesem Jahr zusammen mit Roland Emmerich untergeht. Irgendwann im Dezember, zumindest nach Spinner – Zeitrechnung.
Am Arsch! Wir werden an Weihnachten immer noch schön spießig bei Gans, Bier und Familienheuchelei zusammen glucken. Denn, sie haben eins vergessen: Jeder Weltuntergang ist nicht so schlimm, wie er im ersten Moment aussieht.
Beispiel gefällig? Aber bitte: Die Welt ging schon vor 2 Jahren einmal unter. Da nämlich verkündeten Dawn of Destiny den Ausstieg ihrer Sängerin Tanja.

Sicher, da konnte man weiterleben, man wollte es aber nicht so richtig. Ich zumindest nicht. Die beste deutsche female fronted Metal Band ohne ihr Aushängeschild? Nein, ein gutes akustisches Dasein sieht anders aus.

Gottlob sind nicht alle Menschen so depressive Arschlöcher wie Euer Schreiber und die Band hat nicht den Kopf in den apokalyptischen Sand gesteckt, sondern geguckt, gesucht, gesucht, gesucht und....gefunden.
Sie haben Jeanette gefunden - und schon ist die Welt wieder auf ihrem Platz und mein Kopfhörer darf endlich wieder Überstunden machen.

Selbstredend klingt die neue Frontlady ein wenig anders als ihre Vorgängerin. Ihre Vocals sind eine Nuance tiefer angesiedelt und ich würde ihr eher das Prädikat „Rocksängerin“ verpassen, auch wenn die Dame oft und gut mit engelsgleicher Klarheit brilliert. Eine Eigenschaft, die dem Album absolut zu Gute kommt, denn die Vielseitigkeit, die DOD stets auszeichnete, wird hier noch einmal überboten. Den aktuellen Stil darf man schon fast als „Genre – Mix“ titulieren.

Doch der Reihe nach:
Der speedige Opener „My Life Lies in Ruins“, eine Mischung aus thrashigen Elementen, incl. Growls, gepaart mit einem mega – geilen Chorus, erinnert auch durch seinen progressiven Touch an das letzte Kamelot Album. Der Melodie Overkill ist aber - Gott sei Dank! - typisch DOD.
Auf Numero Zwo geht es mit etwas gedrosseltem Tempo den „Right Path“ entlang, der viele Wendungen und raffinierte Details am Wegesrand bereithält, die erst beim dritten oder vierten Durchlauf ihre Wirkung entfalten. Hier macht sich noch eine weitere Neuerung bemerkbar: Bassist Jens beschränkt sich aktuell nicht nur darauf, düstere Growls ins Mikro zu brummen, sondern macht auch mit klarem Gesang eine überaus gute Figur.

Mit der Startnummer vier geht eine waschechte flotte Melodic Metal Hymne ins Rennen, die ebenfalls einen netten Kamelot Touch besitzt. Hier soll die nächste Neuerung erwähnt werden: Die Keyboards werden wesentlich effektiver eingesetzt, und setzen mehr Akzente als in der Vergangenheit.
„Misunderstood“ beginnt mit einem grandiosen a cappella Solo von Jeanette, und man ahnt bereits nach ein paar Sekunden, dass nun der ganz große Breitwand Epos folgt. So gibt es gute 7 Minuten lang ein extrem abwechslungsreiches Duett, das in punkto Dramatik beinahe Meat Loaf Dimensionen erreicht. Chapeau!
Den Gesetzen der Spannung ergeben, ist „Promised Land“ wieder leichtere Kost. Eine Melodic Metal Nummer mit rockender Strophe und typischen DOD Harmonien. Keine Großtat, wird aber live gut zünden.

Der siebte Track, „Another Pain“, fällt eher in die Kategorie Power Metal und stellt für mich trotz seines simplen Aufbaus ein Highlight dar. Hier passt einfach alles. Die schon erwähnten vielen Details lassen den Song sehr „dicht“ erscheinen. Hier tönt jede Sekunde durchdacht.
„My four Walls“ ist etwas seltsam, aber sehr, seeeehr cool. Eine Mischung aus Prog und AOR, würd' ich mal so sagen. Der stampfende Chorus bringt einen fast um den Verstand. Wieder so ein Ding, wo ich mich frage, wie besessen man eigentlich von Musik sein muss, um so etwas zu komponieren.
Deux Chapeaux!

Es geht seltsam weiter: „Beast Human“ ist die sperrigste Nummer, die man von dieser Truppe jemals zu hören bekam. Ein dämonischer Klumpen aus Dreck und Aggression. Da fehlen mir fast die Worte. Tönt ein bisschen wie extreme Savatage, Alice Cooper auf Drogen oder Björk auf Metal, oder so... .
Das Teil wird sicherlich für Diskussionen sorgen, ist aber als Farbtupfer absolut gelungen und stellt eine Bereicherung dar (so lange es beim tupfen bleibt).
„Bleeding me“ beginnt so, wie der extreme Vorgänger aufgehört hat – sperrig. Die dämonische Atmosphäre wird zunächst schleppend fortgeführt, doch beim Chorus sind wir wieder zu Hause und Goldkehlchen Jeanette intoniert einen catchy Refrain, bevor der Track etliche Breaks auffährt und sich zu einem wahren Prog Epos entwickelt.
Einen Hut habe ich noch übrig: Chapeau!

Nun wird es aber wieder Zeit für etwas Fröhlichkeit, oder? YES!
„One Last Word“ ist zwar alles andere als Happy Metal, doch die stampfende Granate, bestückt mit dumpfen Disco / Dancefloor / Rammstein – Keyboards, macht extrem gute Laune und dürfte in jeder Rockdisco zum Dauerbrenner werden. Schweinegeile Drums, übrigens. Ein Highlight, übrigens.
Das dreckige Dutzend wird mit „This Aching Heart“ komplettiert. Eine sehr harte und voluminöse Metal Nummer mit Stakkato Riffs und einem wunder – wunderschönen Chorus (mal ganz was neues. Ha,ha!).

Das Finale bestreitet der Titelsong und es ist ein würdiger Abschluss. Ein Duett, im symphonischen Metal Stil gehalten. Hymnisch, groß, mächtig, perfekt. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Kacke, keine Mütze mehr übrig.

Nun hat der aufmerksame Leser schnell bemerkt, dass bei der Aufzählung der Song Nr. 3 gefehlt hat.
Logisch: Der Höhepunkt immer am Schluss, oder?
Der ultimative Ohrgasmus heißt „Miracles“! Merkt Euch diesen Titel, verdammt nochmal!
Ein AOR - Diamant mit dezenter Metal - Kante, den selbst die Altvorderen wie Foreigner oder Pride of Lions nicht besser hätten schleifen können. Ach, was rede ich, diese Melodien hätten nicht einmal ABBA packender hinbekommen. Jeanette singt wie die Blonde und die Rote in einer Person und wären die Damen nicht längst in Rente, hätten sie mit Freude die Backing Vocals beigesteuert.

Fazit: Muss man noch ein Fazit ziehen? Man muss! Ja, man muss den ganzen Roman noch einmal in einen Satz (oder zwei...) packen:
Dawn of Destiny haben nicht nur eine neue Sängerin, sie haben sich stilistisch enorm weiterentwickelt, ohne alte Tugenden zu vergessen. Eine Gratwanderung, die nur ganz wenigen Bands gelingt und die auch nötig war, da sich die letzten beiden Scheiben – unabhängig von ihrer Klasse – sehr ähnlich waren.
„Praying to the World“ ist mit (großem) Abstand, das beste Album der Ruhrpottler. Es gibt von AOR über Metal bis hin zum Prog alles zu hören und alles klingt absolut perfekt. Die Produktion ist zudem grandios; druckvoll, aber dennoch „echt“.

Das bisher beste deutsche Metal Album des Jahres!

Tracklist:
01:My Life Lies In Ruins (5:21)
02:The Right Path (4:31)
03:Miracles (4:11)
04:Place Of Mercy (4:36)
05:Misunderstood (7:17)
06:Promised Land (3:51)
07:Another Pain (3:42)
08:My Four Walls (3:58)
09:Beast Human (6:41)
10:Bleeding Me (6:41)
11:One Last Word (4:01)
12:This Aching Heart (4:39)
13:Praying To The World (6:20)

Line Up:
Jeanette Scherff – Vocals
Veith Offenbächer – Guitars
Jens Faber – Bass, Vocals
Dirk Raczkiewicz – Keys

John S. - Drums



DISCOGRAPHY:

2007 - Begins
2008 - Rebellion In Heaven
2009 - Human Fragility
2012 - Praying to the World
2014 - F.E.A.R.

SQUEALER-ROCKS Links:

Dawn Of Destiny - Rebellion In Heaven (CD-Review)
Dawn of Destiny - Human Fragility (CD-Review)
Dawn Of Destiny - Praying to the World (CD-Review)
Dawn Of Destiny - F.E.A.R. (CD-Review)

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