Squealer-Rocks.de CD-Review
Lillian Axe - XI: The Days Before Tomorrow

Genre: Heavy Rock
Review vom: 11.03.2012
Redakteur: Eric
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: AFM Records (Soulfood)



Gäbe es einen Metal-Gott, dann würden die meisten von euch nicht „Lillian was?“ denken, bevor sie dieses Review öffnen. Gäbe es ihn, dann wären die Männer um Melodie-Großhirn Steve Blaze schon seit den Achtzigern Superstars, deren unwiderstehliche Hooks ständig in den Radiostationen dieser Welt laufen.

Bleiben wir beim Konjunktiv: Gäbe es noch Langspielplatten, ihr wisst schon, da wo auf der Rückseite auch was drauf ist, und hätten Lillian Axe von ihrem neuesten Output nur die A-Seite veröffentlicht, dann stünde mein Album des Jahres 2012 schon jetzt fest.

Tatsächlich ist es mal wieder unfassbar, welch Göttergaben Blaze hinkomponiert. Klar, mit dem klassischen Hardrock der Achtziger, als die Band Perlen wie „True Believer“ schuf, haben Lillian Axe anno 2012 nicht mehr viel gemein. Das ist hart an der Grenze zu Heavy Rock, hört euch den Killer-Riff des Openers „Babylon“ an, und ihr wisst, was ich meine. Das ist modern, ohne auch nur den leisesten Hauch von hippem Angebieder. Hört euch den Refrain von „Death Comes Tomorrow“ an, skippt euch zu den progressiv-eleganten Strukturen eines „Gather Up The Snow“ und landet bei DER Nummer der Scheibe. Auf „The Great Divide“ zeigt Blaze dann wirklich, wo der kompositorische Hammer hängt, und eure Eingangsfrage „Lillian was?“ sollte spätestens jetzt dergestalt beantwortet sein, dass ihr mit mächtig Speed zum Plattendealer eures Vertrauens spurtet.

Das schlicht atemberaubende Niveau dieser Nummern können Lillian Axe im Weiteren nicht ganz halten, aber Leute, das ist nun wirklich Jammern auf allerhöchstem Niveau. Während „Bow Your Head“ und das beinharte „Caged In“ für Axe-Maßstäbe schon fast an Ausfälle grenzen, zeigt Blaze auf „My Apologies“ erneut, wie richtig feine Ballade ohne den Hauch von Kitsch funktionieren. Überhaupt schaffen Lillian Axe es auch auf „The Day Before Tomorrow“, diese latente Melancholie in ein höchst elegantes Songwriting zu verpacken und mit ordentlich Druck zu präsentieren.

Anbiederung, um zum Schluss zu kommen, liegt Mastermind Blaze fern, auch auf „XI: The Days Before Tomorrow“. Das ist einerseits eine große Stärke der Band, denn so entwickeln sie ihre feinen Songs anno 2012 irgendwo zwischen Hardrock, Metal und Progressive und füllen eine ganz eigene Nische aus. Andererseits aber dürften genau deshalb Lillian Axe auch mit dem neuen Album Underground bleiben, denn für die breite Masse sind Nummern wie „The Great Divide“ wiederum schlicht zu anspruchsvoll. Für euch natürlich nicht, ihr Geschmacksmenschen habt selbstredend längst eure Bestellung aufgegeben und sichert euch eine höchst gelungene Scheibe einer der unterbewertetsten Bands ever. Recht so!

Tracklist:
1. Babylon
2. Death Comes Tomorrow
3. Gather Up The Snow
4. The Great Divide
5. Take The Bullet
6. Bow Your Head
7. Caged In
8. Soul Disease
9. Lava On My Tongue
10. My Apologies

Lineup:
Steve Blaze (guitars, backing vocals)
Brian C. Jones (lead vocals)
Sam Poitevent (guitars, vocals)
Eric Morris (bass)
Ken Koudelka (drums)

DISCOGRAPHY:

1988 - Lillian Axe
1989 - Love + War
1991 - Out Of The Darkness - Into The Light
1992 - Poetic Justice
1993 - Psychoschizophrenia
1999 - Fields Of Yesterday
2007 - Waters Rising
2009 - Sad Day on Planet Earth
2012 - XI: The Days Before Tomorrow

SQUEALER-ROCKS Links:

Lillian Axe - Waters Rising (CD-Review)
Lillian Axe - Sad Day on Planet Earth (CD-Review)
Lillian Axe - XI: The Days Before Tomorrow (CD-Review)

Steve Blaze von Lillian Axe (Interview)
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