Squealer-Rocks.de CD-Review
WEH - En Natt Kom Doed

Genre: Dark Folk
Review vom: 12.02.2012
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 16.03.2012
Label: Soulseller Records



Fast eineinhalb Jahr ist es nun her, dass sich WEH, alias Erik Evju, mit seinem Debüt in die Herzen der düster gesinnten Folkloristen spielte. Wie der hell strahlende Nordstern am eisig schwarzen Nachthimmel dieses schicksalsbeladenen Jahres erscheint nun mit „En Natt Kom Doed“ das zweite Album des norwegischen Liedermachers. Wer auf Blitz und Donner, respektive Stromgitarren und Trommelfeuer steht, sollte diesen Ruf nicht erhören, denn solche sucht man hier vergeblich.

Kalt streicht der Wind an diesem Tage durch die Straßen, der Atem quillt wie weißer Rauch aus Nase und Mund und treibt in die eisige Luft hinaus. Der Frost kriecht unerbittlich durch die Kleidung ins Fleisch. Man fühlt sich bloßgestellt unter dem schwarzen, sternübersäten Winterhimmel, aus welchem einem ein blasser Mond entgegenblickt.
Fast scheint es, als wäre eine solche Nacht die Geburtsstunde der neuen Kompositionen, mit denen Erik Evju seine Gefolgsleute erfreut, gewesen, denn der eisige Atem des Winters fährt einem beim Hören unweigerlich in die Glieder – und sind es nicht gerade diese rauen Winternächte, in denen der Tod umhergeht?

Von ungemeiner Sanftheit, gleichwohl erfüllt von drohender Düsternis, ist Erik Evjus Stimme noch immer die tragende Säule der Stücke. Wie auch schon auf „Origins“ erschließt sie alleine begleitet von akustischer Gitarre und neuerdings auch Percussionelementen die abgründigen Sphären, denen sich der Norweger ohrenscheinlich verschrieben hat. Dabei überwiegen mittlerweile die Stücke, in seiner Muttersprache verfasst. Es sind gerade jene, wie das eröffnende, überragende „Oedegaarden“ oder das klirrend kalte Titelstück „En Natt Kom Doed“, die den Hörer in die bizarre Schönheit einer nordskandinavischen Winterlandschaft entführen, schließt man nur die Augen und lässt es zu, dass Evjus Stimme einen umfängt.
Jedoch verbleibt es nicht bei diesen besinnlichen, einen Hauch Melancholie versprühenden Liedern, denn gerade in den englischsprachigen Stücken wird die Gangart ein klein wenig härter, seine Stimme eine Nuance rauer.

Viel zu kurzweilig ist „En Natt Kom Doed“, was durchaus für den Typus dieses Genres ein großes Kompliment darstellt.
Denn blickt man einmal auf die Spielzeiten, stellt man fest, dass sich diese am Ende auf knapp 30 Minuten summieren. Kein Wunder also, wenn man, kaum sind die letzten Klänge von „Helvete“ (zu Deutsch „Hölle“) verklungen, erneut von Anfang an beginnt. Eben erwähnte gehört zu den beiden instrumentalen Nummern, die sich stimmungsvoll ins Gesamtbild fügen. Unmöglich vermag man zu sagen, welches nun das beste Lied auf diesem Zweitling ist, zumindest aber lässt sich (für die des Norwegischen nicht mächtigen) eine tiefschürfende Textzeile aus „What Is Written“ herausgreifen, die an das berühmte „Die Gedanken sind frei!“ erinnert:


The thoughts they wander
through walls of stone.
There lies a meaning in all.
The chains are broken
by words alone -
(words of a god standing tall).



Fazit: Auch auf seinem zweiten Werk, “En Natt Kom Doed”, zeigt sich Erik Evju den schwermütigen Melodien verpflichtet, die den geneigten Hörer unweigerlich mit sich hinab reißen, um im nächsten Moment in träumerischer Leichtigkeit über eisige Schneefelder zu führen. Wer auf düsteren, akustischen, folkloristisch angehauchten Rock steht, darf sich dieses Album nicht entgehen lassen!


Tracklist:
1. Oedegaarden
2. A Testament Of Time
3. Demon Av Natur
4. La Onde Guder Hvile
5. The Unborn
6. En Natt Kom Doed
7. What Is Written
8. Helvete

Anspieltipps: ALLE!

Line-Up:
Erik Evju – Alles

DISCOGRAPHY:

2002 - The Death EP (Demo)
2003 - All The Sinners Are Sleeping Now (Demo)
2004 - The Coffee's Cold In The Morning, The Beer's Warm At Night (Demo)
2005 - Hoof & Horn (Demo)
2006 - North (Demo)
2010 - Origins
2012 - En Natt Kom Doed

SQUEALER-ROCKS Links:

WEH - Origins (CD-Review)
WEH - En Natt Kom Doed (CD-Review)

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