Squealer-Rocks.de CD-Review
Von Hertzen Brothers - Stars Aligned

Genre: Progressive Rock
Review vom: 17.04.2011
Redakteur: TheMattes
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: Spinefarm Records



Die Von Hertzen Brothers werden auf die Menschheit losgelassen, mit Musik, die von Herzen kommt. Ist das nicht schön? Doch, das ist es zweifellos, auch wenn es den kleinen Teufel auf meiner rechten Schulter zu dem einen oder anderen kleinen Gag ermuntert. Zum Beispiel erinnert er mich an die Tatsache, dass mir sofort die Wildecker Herzbuben einfielen. Das sind die beiden Untergroßen, die aufgrund ihrer Dimensionen bestimmt 'ne eigene Postleitzahl haben. Und "Herzilein" fiel mir und meinem kleinen Teufel auch noch ein! Das wiederum ist gar nicht nett, weshalb der Engel auf meiner linken Schulter mit uns beiden sehr geschimpft hat. Denn man macht sich nicht lustig über die Namen anderer Leute, die ja gar nichts dafür können. Was hat denn das außerdem überhaupt mit dem ganzen Thema hier zu tun?

Keine Ahnung, ich wollt's nur mal erwähnen. Bei Squealer geht es mindestens um Rockmusik und man kann den beiden Protagonisten aus dem Mutantenstadl ja einiges vorwerfen, aber bestimmt nicht, dass sie Rockmusik machen würden.

Deshalb jetzt zu den Von Hertzen Brothers, die aus Finnland kommen und, Surprise, Surprise, aus drei Brüdern bestehen, die ursprünglich in verschiedenen Bands tätig waren. 2001 entschieden die drei Brüder dann, fortan zusammen zu arbeiten und gründeten VHB. Schon 2006 gewannen sie den finnischen Grammy Award für das beste Rockalbum mit "Approach". Die Band spielte immer größere Konzerte, ihr Erfolg wuchs und mit ihrem dritten Album "Love Remains The Same" waren sie 2008 schnell die Nummero Uno in den finnischen Charts.

Jetzt haben wir 2011 und die vierte Veröffentlichung der Von Hertzen Brothers heißt "Stars Aligned". Sparsame neun Songs erwarten den aufgeschlossenen Hörer und es beginnt mit "Miracle". Schon hier glaube ich, nicht richtig zu hören, denn der Song ist eine Mischung aus 60er/70er Jahre Keyboardmelodien und mehrstimmigem Gesang (erinnert mich stark an Crosby, Stills & Nash) und tiefen Bassriffs und doomigem Groove der frühen Black Sabbath mit harten Gitarrensoli. So eine Mischung muss man erstmal zustande bringen!
Okay, Leute, auch bei "Gloria" ertönt dieser Gesang und der ist nicht meiner! Musikalisch bewegen wir uns eher im progressiven schnellen Rockbereich der Siebziger, aufgelockert durch harte Riffs und coole Breaks mit orientalischen Anklängen.
"Voices In Our Heads" hat nun wirklich den Groove und die Melodien, um mich zum Wippen zu bringen. Gleichzeitig gibt’s nur 'nen Sologesang, was ich sehr begrüße. Ein krasses Interludium der psychedelischen Art läutet den zweiten Teil dieses Songs ein, mit diesmal zwar mehrstimmigem Gesang, der aber diesmal eher irgendwie eher sakralen, chorartigen Charakter hat und von einem fetzigen Finale beendet wird. Klasse!
Der Beat bei "Angel's Eyes" hebt meine Stimmung immer weiter, der Song wird rockiger und härter und ist jetzt nu wirklich mit dem vorherigen Song ein Highlight für alle Fans des Abgefahrenen. Zumal noch ein geiles Gitarrensolo mein Rockerherz erfreut und sich der Song zum Ende hin weiter steigert.
"Down By The Sea" ist eine lupenreine Ballade, ruhig, mit leisem Bass und lauter Gitarre und zurückgenommenem Gesang. Sehr schön auch die Atmosphäre, hervorgerufen durch die Sounds des Keyboards!
Und da soll mich doch dieser und jener, meiner Treu, denn der Anfang und andere Songteile von "Bring Out The Snakes" erinnert ganz stark an Frankie Goes To Hollywood und "Relax". Aber das ist klasse gemacht mit fremdenartigen Sounds und verfremdeten Stimmengequatsche. Dies ist bisher der experimentellste Song und hat was von Queen'schen Dimensionen.
"Repeat Mode"…also ich weiß nicht, mit den Bläsern am Anfang geht’s schon los, da schwante mir schon Böses. Aber auch im weiteren Verlauf ist mir dieser Song doch noch am unsympathischsten, da er in die sehr progressive Ecke gehört, was den mehr stimmigen Gesang und den Rhythmus angeht. Hat was von Beardfish!
"Always Been Right" fährt Mandolinen auf und keltische Klänge auf, wodurch der Song doch ein Menge Schwung und Drive bekommt. Ganz stark!
"I Believe" nun ist ganz großes Kino mit Härte, Melodie und Dramatik und kompositorischer Klasse, die mit Breaks und Beats und emphatischem Gesang so richtig episch umgesetzt wird.

Man muss sich mal eine Mischung aus den Foo Fighters und Pink Floyd vorstellen, denen noch irgendwie die Beach Boys in die Quere gekommen sind, nachdem sie einige Jahre in Indien verbracht haben. Wenn man sich das überhaupt vorstellen kann. Oder allgemeiner, dass früher 60er/70er progressiver Rock mit allen möglichen fremdartigen Einflüssen auf den Metal in diesem Jahrtausend trifft.
Freunde, das ist nichts für schwache Nerven oder Leute mit Scheuklappen auf den Augen bzw. Ohren. Die knapp 51 Minuten (und buchstäblich jeder Song) sind voller Überraschungen, die man sich erst mal trauen muss. Daraus resultiert dann meinerseits die Feststellung, dass sich die Musik von VHB in kein Genre einordnen lässt.
Die Texte sind inspiriert von William Blake, klassischen indischen Autoren und verschiedenen bekannten finnischen Dichtern. Wie auch immer, jedenfalls entstammen alle diese Songs dem tiefen Verlangen der Brüder nach Freiheit und geistigem Frieden. Hört, hört! Sie machen ihrem Namen also alle Ehre, denn ihre Musik kommt von Herzen und dahinter steht der Wunsch, wundervolle Erfahrungen durch ihre Musik zu schaffen. Dies ist ihre Mission und die Band ist ihr Instrument! Näh, wie poetisch und klischeehaft! Aber die Songs wirken wie aus einem Guss, sie erscheinen durchdacht und nicht wie zusammen gestückelt. Trotzdem handelt es ich mitnichten (und mit Neffen auch!) um straight durchkomponierte Popsongs in bester Bohlen-Manier, sie enthalten vielmehr etliche Ecken und Kanten, die gerade dadurch die Klasse der Von Hertzen Brothers zeigen. Deshalb sind die Jungs auch zu Recht zumindest in Finnland schon Stars.

Aber: Einerseits wird die Musik mit jedem Durchgang besser verständlich, andererseits ist natürlich die Frage, wie viele Durchgänge ich einer Platte geben soll, bevor ich mir ein Urteil erlaube.
Und wiederum andererseits kann ich allen Freunden des Abseitigen und Gecrossoverten diese Platte empfehlen, da sie durchaus und gerade auch wegen ihres Variantenreichtums ein Hörerlebnis darstellt. Und für alle anderen gilt, dass man durchaus was verpasst, wenn man sich VHB nicht mal reingezogen hat, jawoll!

Tracklist:
1. Miracle 4:03
2. Gloria 4:38
3. Voices In Our Head 6:47
4. Angel's Eyes 5:55
5. Down By The Sea 4:30
6. Bring Out The Snakes 6:44
7. Repeat Mode 6:48
8. Always Been Right 3:53
9. I Believe 8:03

Line-up:
Mikko von Hertzen - vocals, guitar
Kie von Hertzen - guitar, vocals
Jonne von Hertzen - bass, vocals
Mikko Kaakkuriniemi - drums
Juha Kuoppoala - keyboards

DISCOGRAPHY:

2001 - Experience
2006 - Approach
2008 - Love Remains The Same
2011 - Stars Aligned

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Von Hertzen Brothers - Stars Aligned (CD-Review)

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