Squealer-Rocks.de CD-Review
Machinae Supremacy - A View From The End Of The World

Genre: Melodic Metal
Review vom: 23.02.2011
Redakteur: TheMattes
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: Spinefarm Records/Soulfood



Bei manchen Bandnamen denkt man automatisch an eine bestimmte Mucke, und je nachdem, ob man da so im Normalfall was mit anfangen kann oder nicht, zuckt man eben zusammen oder auch nicht. Bei Machinae Supremacy bin ich zwar nicht zusammengezuckt, aber ich dachte automatisch an Progmetal. Mittlerweile ist ja jedes Genre oder Subgenre meist schon ein ziemlich weites Feld geworden, deshalb ist es wohl besser, ich lass die Sache auf mich zukommen und dann sehen wir weiter.

Machinae Supremacy also war damit aber trotzdem innerlich schon mal abgestempelt und der Titel "A View From The Edge Of The World" hätte eigentlich auch gut gepasst. Aber wie gesagt, heute ist nix mehr so wie früher (iss nich wahr?) und diesmal habe ich auch voll daneben getippt. Selbst als ich auf dem Infozettel was von Melodic Metal las, war ich nicht wesentlich euphorischer als noch ein paar Momente vorher, denn süßliche Mucke mit OOOOHOOOOHOHOHOH-Chören und wo der Sänger mehrmals mit sich selbst singt, habe ich schon genug gehört und damit reichts auch für die nächste Zeit. Jetzt kommt die Band auch noch aus Schweden, wo jeder, der nicht Sport macht (Handball, Eishockey, Fußball) in irgendner Band tätig zu sein scheint. Wenn einer in Schweden kein Hobby hat, dass gefälligst die ganze freie Zeit in Anspruch zu nehmen hat, dann wird er wohl von einer geheimen Behörde zwangsverpflichtet, um nicht irgendwo herum zu gammeln. Dann fängt das Infoblatt auch noch an, zu erklären, dass Machinae Supremacy ihren einzigartigen (natürlich!) Heavy Metal "SID Metal" nennen. So viel Information brauch ich gar nicht. Entweder bringts die Mucke oder nicht. Selbstverständlich ist es rasend interessant, dass diese Bezeichnung vom Soundinterface SID/6581 des altehrwürdigen C-64-Computers stammt und die Band diese 8-Bit-Antiquität nutzt, um verschiedene Piepser und Töne zu erzeugen und ihrem Heavy Metal-Mahlstrom den zusätzlichen Kick zu verleihen!

Die neue Veröffentlichung dieser ungewöhnlichen Band heißt also "A View From The End Of The World" und sagt damit genau, wo die Band herkommt. Halling, Nord-Schweden, ist zwar nicht der Arsch der Welt, aber von dort kannst Du ihn (aber gaaaaanz deutlich!) sehen. Tschuldigung!
Aber egal, wo man herkommt, Kreativität ist örtlich nicht gebunden, denn offensichtlich hat sie sich mitten in dieser Band niedergelassen. Entgegen allen Unkenrufen und Bedenken meinerseits ist hier doch ein feines Stück Musik entstanden, wenn ich das mal so an den Anfang stellen darf, was eigentlich nicht meine Art ist.

A View From The End Of The World enthält dreizehn ausgewachsene Stücke, ich möchte sogar sagen, erwachsene Stücke.
Los geht’s mit dem Titelsong, der gleich zeigt, wo es in der nächsten Zeit hingeht. Nämlich auf hohem Niveau mitten ins Herz des melodischen Metal ohne den vielfach üblichen süßen Zuckerguss, der einem spätestens nach drei Songs schlecht werden lässt. Denn "A View From The End Of The World" ist der perfekte Einstieg für ein Album, auf dem noch Großes geschehen soll. Jedenfalls nehmen sich das alle immer vor und ich gehe davon aus, auch diesmal haben sich alle Beteiligten viel vorgenommen. Dieser Song jedenfalls macht Lust auf mehr. Herzhafter Gesang trifft auf herrliche Melodie und treibende Drums, untermalt von Keys und scharfe Twin-Guitars. Klasse!
"Force Feedback" zieht die Daumenschrauben ein wenig mehr an und der Song glänzt durch eine herrliche Spannung aufbauende Bridge mit anschließendem Refrain mit einer Melodie, die sich buchstäblich in meinen, allerdings nicht sonderlich harten, Schädel eingräbt.
Dagegen ist "Rocket Dragon" leicht gebremst und nicht schlechter, mit schönem Gitarrensolo (ey, Mattes, das ist Metal, immer mit Gitarren und Solo und so, also voll normal, Mann, die Red.) Ja doch, ich wollts nur extra erwähnen, weils mir so gefällt, plus Refrain und mehrstimmigem Gesang.
"Persona" hat ein kurzes ruhiges Intro, und ist insgesamt gemäßigter. Alles Songs bis jetzt zeigen vor allem eins, nämlich dass die Jungs einen eigenen Stil entwickelt haben, der wirklich und wahrhaftig einige Trademarks hat, die sich sofort einprägen. Im Grunde ist es, und jetzt kommt ein gewagter Vergleich, wie bei Avenged Sevenfold, wo nicht nur die Mucke unverwechselbar ist, sondern auch der Sänger durch die eigene Melodielinien und die Art zu singen, der Musik etwas Einzigartiges verleiht. 2005 und 2007 haben mich alle auch mit ganz großen Augen angeguckt, als ich begann, ohne(!) Promo die Platten von A7X zu besprechen und mich vor Begeisterung schier überschlagen habe. Und hatte ich Recht, dass die Band außergewöhnlich ist oder hatte ich etwa Recht? Na bitte!

Weiter geht’s mit dem tollen "Nova Prospekt", während das sehr kurze "World Of Light" ein kleines nett geklöppeltes und gezupftes Zwischenspiel ist, wo man ein bisschen runter kommt, ehe dann "Shinigami" nochmal Gummi gibt und wir uns eigentlich schon in Powermetal-Dimensionen befinden, wieder mit einer unverwechselbaren Melodie und ebensolchem Refrain. Bezaubernd!

Diese sieben Songs hätten für eine richtig gute Beurteilung schon gereicht, aber was jetzt folgt, hätte ich nicht erwartet. Denn wäre es in dieser Art und Weise weiter gegangen, hätte sich bald Langeweile eingestellt, aber Machinae Supremacy zeigen mir schon mit , was eine kreative Harke ist. Die zweite Hälfte dieses Albums steigert die Qualität noch mal mit "Cybergenesis", ehe es zum bis jetzt ersten absoluten Höhepunkt kommt mit "Action Girl". Harmloser Titel, sensationeller Song, herrliche Melodie und Refrain etcpp. Siehe oben! Langsam wird’s langweilig, wenn ich mich weiter so echauffiere und mich permanent wiederhole. Aber ich schreibe hier die reine Wahrheit und nichts wie die Wahrheit! "Action Girl" geht ganz nach vorne in die Region der treibenden Rhythmen und mitreißenden Grooves und krachenden Riffs, das es nur so eine Art hat. Das fetzt! Puuuh, ist das gut, von wegen Höhepunkt, hier stimmt es und ich rauch mir jetzt eine.
Die nächsten beiden Songs muss habe ich schon wegen dieser abgefahrenen Titel ganz lieb (man sollte wirklich nicht wahllos morden, sondern mit System) und wenn man denkt, es geht nicht mehr melodiöser, dann kommt doch wahrlich und wahrhaftig noch 'ne liebreizende Melodie um die Ecke geströmt, verfolgt von einer Keyboardeinlage und untermalt von verhalten (für Metalverhältnisse) gespielten Drums. Ich geh kaputt! Besonders "Indiscriminate Murder…" schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht (oder so ähnlich) mit seinem niedlichen Keyboard-Part und krachenden Gitarrensolo. Höhepunkt! Rauchen!

Man sollte es nicht für möglich halten, aber auf diesem Niveau geht es weiter und ich werde zum Kettenraucher nach den letzten drei Songs auf dieser Götterscheibe.

Und zu Robert "Gaz" Stjärnström? Ebenso wie M. Shadows ist er einzigartig. Die Stimme ist sehr angenehm und gefällt mir außerordentlich gut wegen des hohen Wiedererkennungswertes. Ein bisschen tiefer als Hansi Kürsch in manchen Passagen, aber sehr viel Mike Patton von Faith No More. Ich jedenfalls bin begeistert.

Also, an alle Ungläubigen, auch die in der Squealer-rocks-Redaktion, denen meine sonstigen Melodic Metal-Vorlieben zu süßlich sind, hier ist was für Euch, ich schwörs! Die Platte lohnt sich und wenn man sich nach den ersten vier Stücken erstmal eingegroovt hat, dann wird’s mit jedem Track immer besser und danach möchte man (und habe ich auch) sofort den nächsten Durchlauf starten. Das passiert mir selten, aber hier war es soweit und auch die nächste Stunde ruhte ich dann unter dem Kopfhörer.

Und zehn Durchläufe später? Ich rauche immer noch!

Tracklist:
1. A View From The End Of The World 3:52
2. Force Feedback 5:33
3. Rocket Dragon 4:51
4. Persona 5:17
5. Nova Prospekt 5:12
6. World Of Light 1:13
7. Shinigami 4:07
8. Cybergenesis 5:43
9. Action Girl 4:11
10. Crouching Camper Hidden Sniper 3:58
11. Indiscriminate Murder Is Counter-Produktive 4:05
12. One Day In The Universe 4:15
13. The Greatest Show On Earth 3:30
14. Remnant (March of The Undead 5:54

Line-up:
Robert "Gaz" Stjärnström - vocals
Jonas "Gibli" Rörling - lead guitar
Andreas "Gordon" Gerdin - guitar, keys
Johan "Dezo" Hedlund - bass
Niklas "Nicky" Karvonen - drums

DISCOGRAPHY:

2004 - Deux Ex Machinae 2006 - Redeemer
2008 - Overworld 2010 - A View From The End Of The World

SQUEALER-ROCKS Links:

Machinae Supremacy - Overworld (CD-Review)
Machinae Supremacy - A View From The End Of The World (CD-Review)

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