Squealer-Rocks.de CD-Review
Draugnim - Horizons Low

Genre: Epic Black Metal
Review vom: 09.01.2011
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 05.11.2010
Label: Spikefarm Records



Zwei Monate zogen bereits ins Land, doch noch immer fällt es schwer Worte für das Zweitlingswerk der finnischen Düstermänner Draugnim zu finden, nachdem das Debüt „Northwind’s Ire“ sie noch zu meinem Newcomer des Jahres 2008 machte. Einen letzten nachdenklichen Blick auf den zerfetzten Vogelkadaver auf dem Cover geworfen und auf geht’s in die Schlacht.

Schnell fällt das latente Keyboardgedudel auf, welches nicht nur „The Last Kin“ dominiert. Dazu gesellen sich einige aufwiegelnde Refrainzeilen, scheppernde Drums und peitschende Gitarren. Und da wären wir auch schon beim größten Manko der Scheibe, die Produktion bzw. der Mix ist teilweise wirklich auf klassischem Black Metal Niveau – unterirdisch – während man sich musikalisch langsam eher dem Dark Metal annähert. Schöne, tragende Melodien gehen leider zunächst im allgemein breiigen Sound unter. Wobei es keinen großen Unterschied zu machen scheint, ob man nun „Horizons Low“ auf einer ordentlichen Anlage hört oder über schrammlige PC Lautsprecher…
Breaks und Tempi sind wohl dosiert und gekonnt spielen die Finnen in „Fear And Fey“ mit Spannungsbögen, die durchaus erahnen lassen, dass sich das Trio auf seinem Zweitling weiterzuentwickeln versucht, denn wäre der Klang besser, könnte man sich wunderbaren, paganisch geprägten Black Metals erfreuen, der sich auf Keyboard- und Gitarrenschwingen in Sphären aufschwingt. Für die nötige schaurige Stimmung sorgt schließlich auch der akustisch gezupfte Ausklang im Rauschen des Windes – oder der Mikrofone – wie man’s nimmt.

Geschickt wird in zwar in „One Of Lost“ das Tempo verschleppt allerdings klingt das Stück durch das recht beliebig im Hintergrund tönende Keyboard doch etwas zu beliebig, um tatsächlich Stimmung aufkommen zu lassen und auch bei den atmosphärisch angesetzten Melodien im nachfolgenden „Shunned Wanderer“ mag sich keine rechte Freude einstellen, da die scheppernden Becken die volle Entfaltung des ansonsten kraftvollen Uptemposongs stören.
Verurteilte man also „Horizons Low“ nach der ersten Hälfte wegen seines Black Metal Revival Sounds, dann täte man Draugnim Unrecht, denn mit „Cursed The One“ erklingt ein Stück, welches an Black Sun Aeons im Frühjahr letzten Jahres erschiene Album, „Routa: Talviyö“, erinnert. Über einen angenehmen, ruhigen Beginn bricht ein Sturm, getragen von einer sehr schönen Melodie und begleitet von Ohoh-Chören, herein. Nach einem gelungenen Break stampft das Lied mächtig paganisch, hymnisch auf, um schließlich wieder ruhig akustisch auszuklingen. Da sind sie wieder, die Attribute, die „Nordwind’s Ire“ seinerzeit auszeichneten und von hieran schwingen sich die Finnen tatsächlich zu alten Stärken auf.
Auf einen doomigen Anfang in „The Weeper's Way“ folgen majestätisch aufspielende Gitarren und Keys, die das Lied aus der verheerenden Dunkelheit der ersten Hälfte heben, und endlich in ein mitreißendes Solo münden.
Spätestens in „Bastion“ kann man dann auch vom ständigen Scheppern absehen und sich den raumgreifenden Songstrukturen hingeben, die sich wie ein Wintersturm zwischen knorrigen Bäumen ausbreiten und harsche Eiskristalle vor sich hertreiben. Düster, aufbrausend und doch gleichzeitig melodisch, stellt dies Stück den Höhepunkt von „Horizons Low“ dar.

Fazit: Mit ihrem Zweitling “Horizons Low” versuchen Draugnim ihren eigenen musikalischen Horizont zu erweitern und eine größere Bandbreite an Einflüssen unter zu bringen, dabei krankt das Ergebnis jedoch zum Teil an indefinitem, breiigem Sound, der zwar den rauen Black Metal Charakter unterstreicht, die Melodielinien aber oftmals ins Hintertreffen geraten lässt. Ein zwiespältiges Hörvergnügen also, das das Trio hier aufbietet.


Tracklist:
1. The Last Kin
2. Fear And Fey
3. One Of Lost
4. Shunned Wanderer
5. Cursed The One
6. The Weeper's Way
7. Bastion

Anspieltipps: The Last Kin, Cursed The One, The Weeper's Way, Bastion

Line-Up:
Mikko “Chimedra” Häkkinen – Gesang
L. “Morior” Karivaara – Gitarre, Synthesizer
Peter “Turms” Tokoi – Bass

DISCOGRAPHY:

1999 - Paynim Crusade (Demo)
2001 - Past Aesirs Grace (Demo)
2002 - Earth Gave Us Birth, Our Blood We Give In Return (Demo)
2007 - Sworn To Waves (Demo)
2008 - Northwind's Ire
2010 - Horizons Low

SQUEALER-ROCKS Links:

Draugnim - Northwind's Ire (CD-Review)
Draugnim - Horizons Low (CD-Review)

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