Squealer-Rocks.de CD-Review
Lucifer Was - The Crown Of Creation

Genre: Progressive Rock
Review vom: 28.11.2010
Redakteur: TheMattes
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: Record Heaven



Mit der fünften Veröffentlichung nähern sich die progressiven Hardrocker von Lucifer Was endgültig der klassischen Rockoper der Siebziger Jahre, indem sie das Kristiansand Symphony Orchestra eingeladen haben, mit ihnen ein wenig zu musizieren. Was den Einsatz von Orchestern angeht, bin ich ja immer ein wenig skeptisch, denn wenn man klassische Klänge will, das gibt es genug andere, weniger aufwendige Möglichkeiten, klassische Klänge in die Rockmusik zu integrieren. Aber egal, welche Art und Weise man wählt, ohne ein Songwriting, das beide Genres organisch miteinander verwebt, wird alles nur Stückwerk.

Die Spannung steigt und was schreibe ich?

Lucifer Was haben es geschafft!

Sie haben mit "The Crown Of Creation" ein Konzeptalbum und eine Rockoper vom Allerfeinsten komponiert und arrangiert, die sich gewaschen hat. Es wirkt wie aus einem Guss, organisch gewachsen bzw. komponiert.
Einzelne Songs heraus zu heben, verbietet sich von selbst, denn sie sind musikalisch superb aufeinander abgestimmt und nichts wirkt gekünstelt oder wie mit Gewalt versucht, passend zu machen. Die Songs reichen von nervenzerrender Filmmusik in der Art von "Psycho", über orchestralen bis zu krachenden Hardrockparts mit viel Orchester (manchmal auch Bombast und ein bisschen Kitsch) und einem Gesang, der mich stark an Greg Lake von Emerson, Lake And Palmer erinnert. Wir lauschen tirilierenden Flöten, gezupften Saiten und malträtierten Gitarren. Es ertönen wohlklingende Melodien auf schleppendem bis mittelschnellem Groove, manche Parts laden ein zur Kontemplation durch eine verhaltene, entspannte und träumerische Atmosphäre, konterkariert durch harte Riffs und putzige Flöten mit schönem Chor.
Im Duett der beiden Vokalisten zeigt sich die ganze Herrlichkeit ihrer Stimmen, wobei die weibliche, sehr klare tolle Stimme wohltuend und richtigerweise ein wenig in den Hintergrund gemischt wurde, damit sie in durch ihre Höhe nicht so dominierend ertönt.

Trotz des Orchesters bleiben auch die typischen Trademarks von Lucifer Was, die kreischenden Gitarren, die Flöten, die schweren Hammondklänge, das Mellotron und Jon Ruders verzaubernde Stimme, der die von Deb Girnius in nichts nachsteht. Sie beide verleihen diesem Konzeptalbum erst so richtig den melodramatischen Touch. Manche Teile erinnern an die Songs von Greg Lake auf "Works I" von Emerson, Lake & Palmer. Andere Teile an Jethro Tull, The Allan Parsons Project, ELP, Klaatu oder Wishbone Ash. Da kommt vieles zusammen, ohne dass es mit Gewalt gewollt wirkt.
Lucifer Was stecken bis zum Hals im progressiven, symphonischen Rock der Siebziger Jahre, aber sie kopieren nicht, sondern erschaffen neu! Dies ist wahrlich eine Werk von beeindruckender Qualität und jeden Cent wert. Auch sollte man sich jedesmal die sechsundvierzig Minuten freinehmen, um mit allen Sinnen dieser Musik zu lauschen und auf die Reise zu gehen in den Mythos der Schöpfungsgeschichte von der Genesis (not the band!) bis zur Eschatologie (der Wissenschaft und dem Wunder der letzten Dinge, die nach dem Tod kommen) nach Art des Hauses.

Nur der Vollständigkeit halber: Zusammengenommen deuten der Bandname und der Titel an, dass Lucifer die Krone der Schöpfung war. Das möchte ich ernsthaft bezweifeln.

Tracklist:
Phase One: From Before The Beginning And Into The Living Life
1. Wonder (The storytellers corner) 2:25
2. Three Hammers (The big ideas thrown about)0:41
3. Unformed And Void (Before the beginning) 3:34
4. By A White Lace (Creations are bubbling) 3:56
5. Beggar´s Bowl (A new world of hopes and possibilities) 2:06
6. Rising Sun (A day in the life with freedom and temptations) 4:41
7. Try Me (The bad conscience - asking for forgiveness) 3:29
8. The Crown Of Creation (Must admit and aknowledge) 4:20

Phase Two: The Final Things To Come
9. Moments (Hanging around and looking back) 3:30
10. Bethanian Theme (The spiralling tunnel) 4:13
11. Burning Beautiful Flowers (The change from forms to soul) 1:14
12. Cabris Sans Cornes (The goat has no horns. It must be a lamb?) 4:22
13. When The Phoenix Flies Away (Further onwards to the great unknown) 3:19
14. Into The Blue (Summary of a life) 3:24
15. Three Hammers Plus (Now, put the work down and rest some…) 0:59

Line-up:
Thore Engen - guitars, vocals
Jon Ruder - vocals
Einar Bruu - bass
Rune Engen - drums
Deb Girnius - flute, vocals (weibliche Stimme, rattenscharf!)
Arne Martinussen - B3 Hammond organ, Mellotron, keyboards
Andreas Sjo Engen - guitars
Freddy Linquist - guitars
Jan Stigmer - violin
Michala Petri - flutes
Kristiansand Symphony Orchestra

DISCOGRAPHY:

1997 - Underground And Beyond
2000 - In Anadi's Bower
2004 - Blues From Hellah
2005 - Underground And Beyond (digipak-edition)
2007 - The Divine Tree
2010 - The Crown Of Creation

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