Squealer-Rocks.de CD-Review
Virgin Steele - The Black Light Bacchanalia

Genre: Metal
Review vom: 22.10.2010
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 22.10.2010
Label: Steamhammer / SPV



Es gibt nur Wenige, die im selben Ausmaß wie David DeFeis an ihrem eigenen Denkmal gesägt haben.
Was waren das damals für Geniestreiche? Ich gehöre zu den Leuten, deren Leben nachhaltig durch Übersongs wie „The Burning Of Rome“, „Noble Savage“ oder Wunderwerke wie „The Marriage of Heaven and Hell“ beeinflusst wurde. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir vom ersten oder zweiten Teil reden. Es gab, gibt und wird nie wieder derartige Alben geben.
Mit „Invictus“ gelang dem New Yorker mit der großen Stimme zumindest ein halbwegs adäquater Nachfolger, der mit dem Titelsong und dem Longtrack „Veni, Vedi, Vici“ sogar zwei Klassiker enthielt.

Danach versuchte sich der kleine Mann mit der großen Stimme an leidlich gelungenen Metal - Opern, verbunden mit unseligen Unplugged Gigs und einem neuen Gesangsstil, der lediglich aus dem penetrant nervigen Wiederholen von quiekenden Schreien und einer Art Fauchen bestand.
Völlig daneben war auch der letzte Output „Visions of Eden“, der zwar eine Handvoll ordentlicher Kompositionen enthielt, aber aufgrund der hundsmiserablen - von DeFeis in Eigenregie übernommenen - Produktion quasi unhörbar ist.
Der Tiefpunkt war dann der Gig beim diesjährigen „Rock Hard Festival“, als „Classic Set“ angekündigt. Ein glatter Schwindel! Klassiker gab es wenig, zudem kamen Keyboard UND Bass vom Band. Zwar war Mr. DeFeis stimmlich gut in Form, doch überwiegte auch hier der neue Stil Marke „nervig“, mit dem selbst Götterghaben wie „Symphony Of Steel“ verschlimmbessert wurden.

Dennoch ging ich mit einigermaßen freudigen Erwartungen an den aktuellen Longplayer heran. Eine letzte Chance will man dem Helden von einst doch noch gewähren.
Und jetzt – nach dem geschätzten 10. Durchlauf - weiß ich immer noch nicht so recht, was ich von „The Black Light Bacchanalia“ halten soll.
Vorab - Diagnose: Der Patient ist auf dem Wege der Besserung, aber man weiß nicht ob er jemals wieder vollständig genesen wird.

Die schlechten News zuerst:
Die Produktion ist zwar besser als auf dem Vorgänger, aber immer noch indiskutabel. 90% aller Nachwuchs Bands kriegen das besser hin. Der Gesang ist VIEL zu laut, mitunter übersteuert, selbst leise gesungene Passagen übertönen noch immer alles andere. Die Drums klingen zwar echt, aber so nervig, dass es wahrlich keine Freude ist.
Gleiches gilt für die Keys und Bass. Mal zu laut, dann wieder faktisch nicht vorhanden. Da hat der gute David den Begriff „Dynamik“ wohl etwas zu wörtlich genommen.
Sein Gesang wechselt zwischen dem schon bekannten nervtötenden Gejaule und absolut genialen Parts.

Womit wir bei den guten Seiten dieses überlangen Albums (76 Minuten) wären.
Und die sind streckenweise richtig stark. So stark, dass man eben ständig zweifelt, ob man das nun als genial oder eben doch nur als müden Abklatsch alter Heldentaten empfindet.
Da wäre das gut 3 – minütige „The Bread of Wickedness“, das auf „Invictus“ hätte stehen können und einen Chorus zu bieten hat, der mit „göttlich“ noch milde umschrieben wäre. Hammer!
Auch der, leicht progressive, Titeltrack ist eine Himmelsgabe. Eine epische Midtempo – Nummer, die es sogar auf die Hochzeit geschafft hätte.
Beim kurzen (knapp 3 Minuten) „The Torture's of the Damned“, brilliert der Mann am Gesang, nur von Klavier und (synthetischem) Orchester begleitet, wie seit Ewigkeiten nicht mehr.
Mehrere Gänsehäute legen sich hier übereinander.

Überhaupt: Die Songs sind eigentlich alle gut. Die schon bei der Titelnummer angesprochene dezent progressive Schlagseite kommt öfter mal zum Vorschein, immer sehr überzeugend. Paradebeispiel ist der 11 – Minüter „To Crown Them..“. Zudem gibt es ständig Querverweise an die „Marriage...“ Alben, ganz besonders bei „In a Dream of Fire“, das wie ein Klon von „Crown of Glory Unscarred“ klingt. Auch der Opener „By the Hammer of Zeus“ (übrigens der einzige Track, bei dem die Gitarren mal halbwegs fett braten) stellt unter Beweis, was für ein geiler Songwriter DeFeis doch ist, welches Händchen er für tolle Melodien hat.

Wie gesagt: Ganz fertig bin ich mit meiner Meinungsbildung immer noch nicht. Mit einer besseren Produktion und weniger Gejaule würde ich die CD auf eine Stufe mit „Invictus“ stellen.
David DeFeis zeigt zumindest den Willen, sein Denkmal wieder aufbauen zu wollen. Sollte er beim nächsten Album die Produktion in andere – fähige! - Hände geben und endlich begreifen, dass Quieken keine Kunstform ist, sondern einfach nur Kacke klingt, könnte es was werden mit dem Wiederaufbau.
Ein – wenn auch wackeliges – Fundament ist schon mal da.

Tracklist:
1.By The Hammer Of Zeus (And The Wrecking Ball Of Thor)
2. Pagan Heart
3. The Bread Of Wickedness
4. In A Dream Of Fire
5. The Orpheus Taboo
6. Nepenthe
7. Necropolis (He Answers Them With Death)
8. To Crown Them With Halos Parts 1 & 2
9. The Torture's Of The Damned
10. The Black Light Bacchanalia (The Age That Is To Come)
11. Eternal Regret

Line Up:
David DeFeis - Vocals / Keyboards
Eward Pursino - Guitars
Josh Block - Bass
Frank Gilchriest - Drums

DISCOGRAPHY:

1982 - Virgin Steele
1983 - Guardians of the Flame
1986 - Noble Savage
1988 - Age of Consent
1993 - Life Among the Ruins
1994 - The Marriage of Heaven and Hell Part I
1995 - The Marriage of Heaven and Hell Part II
1998 - Invictus
1999 - The House of Atreus Act I
2000 - The House of Atreus Act II
2006 - Visions of Eden
2010 - The Black Light Bacchanalia


SQUEALER-ROCKS Links:

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Virgin Steele - The Marriage of Heaven and Hell Part 1+ 2 (Re - Release) (CD-Review)
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