Squealer-Rocks.de CD-Review
Angra - Aqua

Genre: Melodic / Progressive Metal
Review vom: 07.10.2010
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: Bereits veröffentlicht
Label: SPV / Steamhammer



Mit Angra verhält es sich irgendwie komisch: Jeder, der die Band kennt, findet sie gut. Dennoch stehen die Brasilianer im Fokus der Öffentlichkeit stets immer etwas abseits. Nach knapp 20 Jahren wird sich dieser Zustand wohl auch kaum noch ändern, und die Jungs werden wahrscheinlich bis zu ihrem Ende der ewige Geheimtipp bleiben.
Umso höher ist dieses Album zu bewerten, denn die Band stand kurz vor ihrer Auflösung. Ein windiger Manager wollte den Musikern die eh schon nicht üppige Kohle noch streitig machen und der daraus resultierende Rechtsstreit sorgte nicht nur für die lange 4-jährige Pause nach dem Vorgänger „Aurora Consurgens“, sondern fast für den Split der Truppe.

Man kann sich ausmalen, wie sehr diese Band an sich glaubt, dass sie sich trotzdem noch einmal aufgerafft hat und mit „Aqua“ zudem ein ziemlich mutiges Album auf den Markt wirft.
Zunächst hat man sich als Konzept den Shakespeare - Brocken „The Tempest“ ausgesucht, was für eine südamerikanische Band sicherlich nicht alltäglich ist.
Folglich ist die musikalische Umsetzung zwar nicht sperrig, aber erfordert schon eine gewisse Aufwärmzeit.
Ist diese aber einmal überstanden, offenbart sich, ähnlich wie beim aktuellen Kamelot – Streich, ein wirklich überdurchschnittliches Stück Musik zwischen Melodic, Power und Progressive Metal, incl. der typischen Folkore - Anleihen.

Nun könnte man polemisch sagen, dass sich Angra zwischen alle Stühle setzen, den Helloween Fans zu proggig und den Dream Theater Freunden zu simpel sind.
Dabei macht gerade dieser „Zwitter“ den Reiz von „Aqua“ aus.
„Monster in her Eyes“ bspw. besitzt beinahe den Charakter einer Mini – Oper und pendelt in nur gut 5 Minuten zwischen folkig / balladesken Klängen und stampfenden Heavy – Beats, und überzeugt zudem mit einer schier unglaublichen Melodie.

Unglaublich ist auch - wie immer – die Gesangsleistung von Fronter Edu Falaschi.
Mal brilliert der Mann als eine Mischung aus Kiske und Dickinson, wie beim lupenreinen Melodic Metal Double Bass Kracher „Arising Thunder“ a la Helloween / Stratovarius, dann wieder klingt er fast schüchtern und unglaublich weich, nachzuhören beim besten Song des Albums, „Spirit of the Air“. Eine höchst ungewöhnliche Nummer: mal bedrohlich ruhig, mal blumig verspielt, dann wieder explosionsartig hart und im genialen Chorus fast schon mit pathetischem Musical Flair.
Beim finalen „Ashes“, das sogar ein wenig an „Music“ von John Miles erinnert, singt Mr. Falaschi dann in den ruhigen Passagen mit klaren, fast tiefen Vocals.

Den Sprung zum Überalbum, wie es eben Kamelot getan haben, schafft „Aqua“ dennoch nicht.
Neben „The Rage of Waters“ gibt es noch 1-2 Tracks, die zu bemüht, zu konstruiert klingen und deren Harmionien den Langzeittest nicht unfallfrei überstehen. Beim schwachen „Hollow“ schmeisst die Truppe mit Progressive Zitaten nur so um sich und scheut sich nicht einmal davor, Saga Riffs mit einem Melodic Chorus a la Helloween zu paaren – Autsch!
Die Produktion geht in Ordnung, ist jedoch beim Einsatz der (Synthie - ) Orchesterklänge etwas zu künstlich (was auch damit zu tun hat, dass die Band aus Kostengründen dieses Mal nicht in Deutschland, sondern in ihrem Heimatland aufgenommen hat).

Ein außerordentlich starkes Machwerk, das der weitaus prominenteren Konkurrenz um ein Vielfaches überlegen ist, rechtfertigt eine Kaufempfehlung aber absolut.

Tracklist:
01. Viderunt Te Aquæ
02. Arising Thunder
03. Awake From Darkness
04. Lease Of Life
05. The Rage Of The Waters
06. Spirit Of The Air
07. Hollow
08. Monster In Her Eyes
09. Weakness Of A Man
10. Ashes

Line Up:
Edu Falaschi - Vocals
Kiko Loureiro - Guitars
Rafael Bittencourt - Guitars
Felipe Andreoli - Bass
Aquiles Priester - Drums

DISCOGRAPHY:

1992 – Reaching Horizons (EP)
1993 – Angels Cry
1994 – Evil Warning (EP)
1996 – Holy Land
1996 – Freedom Call
1997 – Holy Live
1998 – Fireworks
2001 – Rebirth
2002 – Hunters And Prey (MCD)
2002 – Rebirth World Tour - Live in São Paulo
2004 – Temple Of Shadows
2006 – Aurora Consurgens
2010 - Aqua
2013 - Angels Cry - 20th Anniversary Tour (DVD)


SQUEALER-ROCKS Links:

Angra - Aurora Consurgens (CD-Review)
Angra - Temple Of Shadows (CD-Review)
Angra - Aqua (CD-Review)

Angra - Angels Cry – 20th Anniversary Tour (DVD-Review)

SONSTIGES:

BANDHOMEPAGE
Diesen Beitrag im Forum diskutieren