Squealer-Rocks.de CD-Review
Elvenking - Red Silent Tides

Genre: Melodic Metal
Review vom: 11.09.2010
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 17.09.2010
Label: AFM Records



Man muss sagen, dass ich relative vorurteilslos an das neuste Werk von Elvenking herangetreten bin, zugegebener Maßen vielleicht auch ein wenig ahnungslos, da ich die Italiener bislang kaum zur Kenntnis genommen hatte. Bei einer Band, die angeblich dem folkloren Metal-Spektrum zuzuzählen ist, eine Tatsache, die doch etwas nachdenklich stimmen sollte. Doch selbst die mitleidsvollen Blicke in der Redaktion hielten mich nicht davon ab, mir „Red Silent Tides“ zu Gemüte zu führen – getreu dem Motto: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Nach den gut 50 Minuten allerdings ruht jene sechs Fuß tief unter der Erde und lauscht dem Lied der Würmer, dabei beginnt das Album eigentlich recht vielversprechend mit schmissigem – vielleicht etwas seichtem Power Metal. Jedoch besonders die sehr poppigen Stücke, denen man in der Folgezeit begegnet, verlangt einem doch einiges an gutem Willen ab, nicht sofort auszuschalten. Es mag vielleicht ein wenig krude klingen, aber manche Stücke haben die Qualitäten eines besseren Popsongs – Metal wird hier kaum zelebriert.
Ferner hat man an allen Ecken und Enden das Gefühl alles so oder so ähnlich tausende Male bereits gehört zu haben, ob es nun ein Bon Jovi-„Runaway“-Gedächtnisriff in „The Play Of The Leaves“ ist, oder die beständigen Querverweise an schlechtere Helloween Song oder diverse finnische Melodic Metal Bands, so wirkliche Freude mag nicht aufkommen.
Das Schönste an diesem Album, man muss es so sagen, ist noch das Cover. Wo der „Folk“ sein soll, der Elvenking immer wieder angedichtet wird, weiß ich beim besten Willen nicht zu sagen. Ob es womöglich die Ensiferum-Anleihen in „Dawnmelting“ sind? Welches im Übrigen zu den besseren Liedern zu zählen ist. Oder die akustischen Gitarren in „Runereader“, die so folklor wirken wie die mediterranes Lebensgefühl vorgaukelnden Schlager der Fünfziger und Sechziger.

Natürlich hat auch „Red Silent Tides“ ansprechende Momente, die nicht einzig vor Kitsch triefen. Viele Lieder beginnen durchaus interessant, wenn nicht gar vielversprechend, aber sobald der Weichspülergesang des Herren Damnagoras einsetzt, ist diese Stimmung gleich wieder dahin und ich bin versucht den Italienern den Titel „Metal“ abzuerkennen.
Mit „Possession“ und „Your Heroes Are Dead“ wechselt man dann auch ein wenig das Genre, oder einfach nur den Klischeestrumpf, und bewegt sich mehr in die Alternative Metal Ecke, nicht innovativ aber auch nicht ganz schlecht.

Fazit: Wer schon immer einmal wissen wollte, wie Metal nach einem Weichspülgang klingt, und bislang nicht das Vergnügen hatte auf Elvenking zu stoßen, der kann ruhig einmal ein Ohr riskieren – ansonsten lieber Finger weg. Oder wie heißt es doch so treffend an neunter Stelle: „This Nightmare Will Never End“.


Tracklist:
1. Dawnmelting
2. The Last Hour
3. Silence De Mort
4. The Cabal
5. Runereader
6. Possession
7. Your Heroes Are Dead
8. Those Days
9. This Nightmare Will Never End
10. What's Left Of Me
11. The Play Of The Leaves

Anspieltipps: Dawnmelting, Runereader, Your Heroes Are Dead

Line-Up:
Damnagoras – Gesang
Aydan – Gitarre
Rafahel – Gitarre
Gorlan – Bass
Elyghen – Keyboard, Violine
Zender – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2000 - To Oak Woods Bestowed (Demo)
2001 - Heathenreel
2004 - Wyrd
2006 - The Winter Wake
2007 - The Scythe
2008 - Two Tragedy Poets (...And a Caravan of Weird Figures)
2010 - Red Silent Tides
2012 - Era
2014 - The Pagan Manifesto

SQUEALER-ROCKS Links:

Elvenking - Red Silent Tides (CD-Review)
Elvenking - The Pagan Manifesto (CD-Review)

SONSTIGES:

BANDHOMEPAGE
Diesen Beitrag im Forum diskutieren