Squealer-Rocks.de CD-Review
Molly Hatchet - Justice

Genre: Southern Rock / Hard Rock
Review vom: 23.05.2010
Redakteur: Eric
Veröffentlichung: 21.05.2010
Label: SPV



Bevor man ein Review über Molly Hatchet schreibt, steht man auf und verneigt sich. Das gehört sich so für eine Band, die seit unfassbaren 35 Jahren ihrem Ding treu geblieben ist. Trends kommen, und Trends gehen, aber Molly Hatchet zocken ihren Südstaaten-Boogie unter völliger Ignoranz all der kurzlebigen Modeerscheinungen. Ich finde, das ist eine Verbeugung wert.

So, und jetzt alle Mann wieder aufrecht und erstmal ein Wort zu den Dingen, über die wir nicht reden: Eine Diskussion über den Albumtitel in Verbindung mit der Tatsache, dass sich Bandchef Ingram für die Todesstrafe ausspricht, ersparen wir uns an der Stelle ebenso wie das Gefasel über den „American Pride“ oder den geradezu ur-amerikanischen überbordenden Pathos an mancher Stelle. Wie bei Ted Nugent ist das ist eine Kiste, die man akzeptiert oder eben nicht, aber darüber zu diskutieren ist in etwa so sinnvoll wie die Frage, warum die Sonne ausgerechnet morgens aufgeht. Widmen wir uns den wichtigeren Dingen, namentlich der Mucke.

Was das angeht haben die Südstaaten-Männer mit „Warriors Of The Rainbow Bridge“ die Messlatte selbst verflucht hoch gelegt. Die 2005 erschienene Scheibe ist in der umfangreichen und hochwertigen Discography von Molly Hatchet eine echte Perle und dementsprechend gespannt durfte man sein, ob „Justice“ diesen Ansprüchen würde genügen können.

Mit „Been To Heaven – Been To Hell“ wird die Party standesgemäß eröffnet. Südstaaten-Boogie, der keinen Fuß stillstehen lässt und kein Bier ungetrunken, staubtrocken, mächtig cool und dominiert von McCormacks's unverwechselbarem Organ. Die Produktion ist kraftvoll, saftig und einen Deut zu dumpf, jedenfalls für meine Ohren. Soweit alles wie gehabt und alles fein beim Sechser aus dem tiefen Süden der Staaten. In der Folge entwickelt sich, oh Wunder, ein Hatchet-Album wie aus dem Lehrbuch. Und mal ehrlich: Welche Überraschungen will uns eine Band bieten, die seit mehr als drei Dekaden im Geschäft ist? Keine, natürlich, und das ist gut so! Huldigte Bandchef Ingram auf dem letzten Output mit „Warriors Of The Rainbow Bridge“ noch auf eine sehr ergreifende Weise seiner verstorbenen Frau, so gedenkt „Fly On Wings Of Angels“ nun der siebenjährigen Somer Thompson, die entführt und ermordet wurde. Geriet die Nummer an sich dann doch (zu) sehr pathetisch, so gibt es an den hanfesten Hilfsaktionen der Band für die Eltern des Kindes mit der Stiftung der „Somer Thompson Stiftung“ nun aber auch gar nichts zu deuteln.

Ansonsten bewegt sich „Justice“ im Rahmen des Bekannten. Neben krachenden, gut gelaunten Südstaaten-Rockern wie „American Pride“ oder „Tomorrows And Forevers“ geht es beispielsweise im abschließenden, überlangen Titelsong, der zwar schwer in die Puschen kommt, dafür aber am Ende umso mehr aufdreht, auch mal etwas düsterer zur Sache. Die Metal-Affinität allerdings, die der Sechser in der Vergangenheit teilweise an den Tag gelegt hat, ist auf „Justice“ nahezu völlig verschwunden.

So bleibt am Ende des Tages, natürlich, ein typisches Molly Hatchet-Album. Vermutlich keins, das sich in den Analen der Bandgeschichte als Klassiker hervortun wird, dazu fehlen schlicht die ganz großen Nummern. Aber auch keins, das die große Anhängerschar der Südstaaten-Urgesteine enttäuscht zurücklassen wird ... was das angeht, sind Molly Hatchet sicher eine der verlässlichsten Bands des Universums.

Tracklist:

1.Been To Heaven – Been To Hell
2.Safe In My Skin
3.Deep Water
4.American Pride
5.Gonna Live 'Til I Die
6.Fly On Wings Of Angels (Somer's Song)
7.As Heaven Is Forever
8.Tomorrows And Forevers
9.Vengeance
10.In The Darkness Of The Light
11.Justice

Lineup:

Bobby Ingram (lead guitar, acoustic, background vocals)
Phil McCormack (lead vocals)
John Galvin (keyboards, organ, background vocals)
Dave Hlubek (lead guitar)
Tim Lindsey (bass, background vocals)
Shawn Beamer (drums, percussion)

DISCOGRAPHY:

1978 - Molly Hatchet
1979 - Flirtin' with Disaster
1980 - Beatin' the Odds
1981 - Take No Prisoners
1983 - No Guts...No Glory
1984 - Deed Is Done
1985 - Double Trouble Live
1989 - Lightning Strikes Twice
1993 - Cut to the Bone
1996 - Devil's Canyon
1998 - Silent Reign of Heroes
2000 - Live at the Agora Ballroom Atlanta, Georgia April 20, 1979
2000 - Kingdom of XII
2002 - Live!: Extended Versions
2003 - Locked and Loaded
2003 - Greatest Hits Live
2004 - 25th Anniversary: Best of Re-Recorded
2005 - Warriors of the Rainbow Bridge
2005 - Live In Hamburg (DVD)
2010 - Justice

SQUEALER-ROCKS Links:

Molly Hatchet - Warriors Of The Rainbow Bridge (CD-Review)
Molly Hatchet - Justice (CD-Review)

Molly Hatchet - Live In Hamburg (DVD-Review)

Molly Hatchet und Dave Evans - Bochum, Zeche (Live-Review)

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