Squealer-Rocks.de CD-Review
Scorpions - Sting in the Tail

Genre: Hardock / Heavy Rock
Review vom: 24.03.2010
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: Bereits veröffentlicht
Label: Sony Music



Das ist sie nun also, die absolut letzte Scorpions Platte vor dem verdienten Ruhestand der Hannoveraner. Abgesehen von den zahlreichen Live - Outputs und Farewell - Compilations, die dem Fan in den nächsten Jahren noch vorgesetzt werden, darf man Scorps Boss Rudolf Schenker die Sache mit dem „endgültig“ letzten Studio Album ruhig glauben. Zum Einen haben die Herren einen müden Pseudo – Abschied im Namen der Kohle gar nicht nötig, zum Anderen sind die Argumente des Herrn Schenker absolut nachvollziehbar und glaubhaft (wer das Interview mit ihm auf der letzten DVD des „Rock Hard“ gesehen hat, wird mir zustimmen).
Wobei: So einen Abschied wie „Sting in the Tail“, den wünscht man sich als Freund von kernigem Hardrock gerne öfter.
Denn, man muss es direkt zu Beginn sagen, die Scheibe ist echt ein Kracher!

„Uns Rudi“ versprach im Vorfeld ein Album, das sich stark an den 80ern und Werken wie „Blackout“ und „Love at First Sting“ orientiert. „Na, logisch“, denkt sich manch einer, „was soll er auch sonst sagen?“.
Tja, bei aller angebrachten Skepsis, der Mann hat recht, und wie!
Den ultimativen Beweis liefert die Band sofort mit dem fulminanten Eröffnungstrio:
„Raised on Rock“ beginnt mit einer schweinegeilen „Rock You Like a Hurricane“ - Klampfe, incl. „The Zoo“ - Vocoder Klängen; das Teil hätte locker 1984 erscheinen können. Eine Lehrstunde in Sachen Hardrock.
Höchst originell kommt dann der Titeltrack um die Ecke. Gespickt mit den typischen „Blackout“ - Riffs, leicht obskuren Gesangsparts und fetter Krokus (!) - Schlagseite. Herrlich!
„Slave Me“ ist eine stampfende 08 /15 Hardrock Nummer, was in diesem Fall nicht abwertend gemeint ist. Wer das so mitreißend wie die Scorps präsentiert, der darf sich selbst für Banalitäten ein Lob abholen.

Zwei Dinge werden nach diesem überragenden Beginn überdeutlich:
1. Mit dem Produzententeam Mikael Nord Andersson / Martin Hansen hat man die perfekte Wahl getroffen, nachdem Desmond Child den letzten Longplayer doch etwas zu stark auf den Zeitgeist zugeschnitten hatte. Der Sound ist grandios. Wunderbar altmodisch und doch absolut sauber; man glaubt in der Tat, die Instrumente zu SEHEN! Es ist somit nicht weiter verwunderlich, dass die beiden auch als Co -Songwriter aufgeführt sind.
2. Es ist nahezu unfassbar, über was für eine göttliche Stimme Klaus Meine nach so vielen Jahren immer noch verfügt. Wer die Ehre hatte, die Truppe im letzten Jahr live zu sehen, wird bestätigen können, dass der kleine Mann nicht nur im Studio fantastisch klingt.

Weiter im Text:
Die erste Single ist „The Good Die Young“, mit „Still lovin' you“ - Gedächtnis Anfang, und – natürlich - eine Ballade. Der Schmuse - Rocker ist mit ordentlich Dampf versehen und besitzt eine beinahe epische Atmosphäre. Mehr als nur der übliche Hit fürs Hausfrauen – Radio (Tarja Turunen als Gastsängerin ist übrigens kaum zu hören).
Mit der Startnummer 5 geht ein absolutes Highlight ins Rennen. „No Limit“ basiert auf einem wunderbar adaptierten „Big City Nights“ - Riff und ist mit seinem flotten Tempo der perfekte Soundtrack für Autofahrten mit offenem Verdeck.
Brachial hart wird es in der „Rock Zone“. Meine singt wie vor 30 Jahren und man denkt nicht nur einmal an „Another Piece of Meat“ oder „Dynamite“.
Der fetzigen Abrissbirne folgt der einzige schwächere Song, das sehr, SEHR, schmalzige „Loreley“.
Irgendwie ist das Ding ganz nett und auch schön, aber jeden Tag will man das nicht hören.

Mehrmals täglich dagegen sollte „Turn You On“ zum Leben eines gestandenen Rockers gehören. Keine Ahnung, wann die Scorps das letzte Mal so einen Smasher geschrieben haben. Dagegen ist der „Hurricane“ nur eine schwache Brise. Erzeugt auch beim 10. Durchlauf noch Gänsehaut. Absoluter Wahnsinn!
Der stampfende Titel Numero 9 nennt sich „Let's Rock!“ - noch Fragen?
Nachdem die Fäuste wieder unten sind, dürfen nun erneut die Feuerzeuge gen Himmel gehalten werden. „Sly“ ist keine Großtat im balladesken Schaffen der Herren, allerdings auch keine Peinlichkeit.

Zum Endspurt wird der „Spirit of Rock“ mit reichlich „YEAH, YEAH“ - Chören und alldem, was ein Lied mit diesem Titel benötigt, beschworen. Für Scorpions Verhältnisse eher guter Standard, im internationalen Vergleich aber immer noch Champions League.
Als endgültiges Finale bekommen wir einen Song zu hören, der unter Garantie auch den Abschluss der kommenden Farewell – Konzerte bilden wird. „The Best is yet to Come“ ist eine wirklich tolle Lagerfeuer – Hymne mit reichlich Mitsing – Potential.
Und, verdammt noch mal!, da hauen die Scorpions ein saftiges und kerniges Scheibchen mit einem nie erwarteten Rock – Faktor raus und machen uns den Abschied dann letztendlich doch so schwer.
Muss das denn sein? Bei der Zeile „How can we grow old, when the Soundtrack of our Life is Rock'n'Roll?“, eingebettet in einen fast sakralen Rhythmus, da müssen wir alte Männer weinen...

Die Scorpions verlassen die große Bühne mit Klasse und stellen mit „Sting in the Tail“ mehr als eindrucksvoll unter Beweis, welchen Stellenwert sie besitzen.
Die Lücke, die sie hinterlassen, wird niemals zu schließen sein. Hier tritt nicht einfach nur eine Band ab, hier verliert die Welt ein Stück Kultur.

Danke für dieses grandiose letzte Album!
Danke für all die Jahre, die vielen geilen Platten und unvergessliche Konzerte!
...still loving you...!

Tracklist:
1. Raised On Rock
2. Sting In The Tail
3. Slave Me
4. The Good Die Young
5. No Limit
6. Rock Zone
7. Lorelei
8. Turn You On
9. Let's Rock
10. SLY
11. Spirit Of Rock
12. The Best Is Yet To Come

Line Up:
Klaus Meine – Vocals
Rudolf Schenker – Rhythm Guitar
Matthias Jabs – Lead Guitar
Pavel Maciwoda – Bass
James Kottak – Drums

DISCOGRAPHY:

1972 – Lonesome Crow
1974 – Fly To The Rainbow
1975 - In Trance
1976 – Virgin Killer
1977 – Taken By Force
1978 - Tokyo Tapes
1979 – Lovedrive
1980 – Animal Magnetism
1982 – Blackout
1984 – Love At First Sting
1985 - World Wide Live
1988 – Savage Amusement
1990 – Crazy World
1993 – Face The Heat
1996 – Pure Instinct
1999 – Eye To Eye
2000 – Moment Of Glory
2001 – Acoustica
2004 – Unbreakable
2007 – Humanity - Hour I
2010 - Sting in the Tail

SQUEALER-ROCKS Links:

Scorpions - Acoustica (CD-Review)
Scorpions - Unbreakable (CD-Review)
Scorpions - Humanity - Hour I (CD-Review)
Scorpions - Original Album Classics (3 CD Box) (CD-Review)
Scorpions - Sting in the Tail (CD-Review)

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