Squealer-Rocks.de CD-Review
My Dying Bride - Bring Me Victory

Genre: Doom Metal
Review vom: 03.12.2009
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 11.12.2009
Label: Peaceville Records



Bereits Anfang des Jahres erschien mit “For Lies I Sire” das neue Album der britischen Doom Metal Veteranen My Dying Bride. Nun legen sie – passend zum Weihnachtsgeschäft – mit der EP „Bring Me Victory“ nach, die mit ganz außergewöhnlichen Leckerbissen die Fans hinter dem vorweihnachtlichen Ofen hervor zu locken versucht.

Im, durch abgerundete Ecken formverschönerten und veredelten, Jewelcase kommt sie daher und von dem in düsteren Farben, vornehmlich in Schwarz- und Grauschattierungen gehaltenen, Cover prangt ein, der Witterung preisgegebener, Thron in den Überresten eines Wellblechpalastes. Darin verborgen liegen Metaphern, über die zu philosophieren man fast unausweichlich beginnen muss.

Ein Palast aus Wellblech gebaut – dieser Baustoff weckt unumgänglich Assoziationen mit den Wellblechstädten in den Slums dieser Welt oder Fabrikhallen ähnliche Gebäude, nichts herrschaftliches im gemeinen Sinne und doch, gerade auf diesem Fundament ruht unser Herrschaftsanspruch unser Reichtum, auf den billigen Arbeitskräften in riesigen Fabrikhallen. Kein König saß auf dem Thron, den wir hier zu Gesicht bekommen. Vielmehr sitzen wir auf jenem Thron, fühlen uns unantastbar, bis das Kartenhaus in sich zusammenfällt, wenn ein Sturm ein wenig zu stark an der Wellblechen rüttelt. War diese Wirtschaftskrise bereits der Sturm, der unseren Wellblechpalast zum Einsturz bringt? Oder muss noch ein stärkerer kommen, so dass wir schließlich auf den Scherbenhaufen unserer bisherigen Existenz niederblicken müssen? Vielleicht ist er bereits zusammengebrochen, doch haben wir es noch nicht bemerkt, blicken noch immer unverrückbar wie der Thron selbst auf das Chaos hinab – wer weiß?

Über den namensgebenden Song „Bring Me Victory“ von „For Lies I Sire“ muss man wohl keine Worte mehr verlieren, dürfte er den Fans doch bereits von eben jenem Album bekannt sein, bekommt man doch den typischen düsteren, melodischen und atmosphärischen Stile geboten, für den My Dying Bride bekannt sind.
Geht man weiter, so bekommt man einen wahren Klassiker der englischen Folklore geboten, „Scarborough Fair“, dessen Ursprünge etwa im 13. Jahrhundert liegen und somit eine mittelalterliche Ballade darstellt. In dem, in unzähligen Variationen vorkommenden, Stück geht es um einen jungen Mann, dessen Geliebte ihn verließ und für die er nun eine Menge unerfüllbarer Aufgaben ersinnt. My Dying Bride spielen die ganze Melancholie des Stückes durch langsames Schlagzeugspiel und den bekannt schleppenden Gitarren gekonnt aus, worüber die Stimme von Aaron Stainthorpe wie ein Klagegewandt liegt. Vielleicht mag die Version von Simon & Garfunkle folklorer sein, dessen ungeachtet haben My Dying Bride eine wundervolle Adaption des Stückes geschaffen, die wahrlich zu überzeugen weiß.

Mit „Failure“ huldigen die Briten einer Band, die oftmals als eine der Inspirationsquellen des Doom Metals gehandelt wird, Swans aus New York. Sehr langsam und ungemein bluesig klingt das Stück und schlägt einen unweigerlich in seinen finsteren, Abgründe aufreißenden, Bann, bevor man mit der Ankündigung „This is a real, real old song… Vast Choirs.“ Aus dem sanften Schlummer geweckt wird. Wie man unschwer erkennt handelt es sich bei dem letzten Lied der EP um einen Live-Mitschnitt. Aufgenommen wurde es 2008 auf dem Graspopfestival in Belgien und wahrlich „Vast Choirs“ ist ein altes Stück, erschien es bereits 1992 auf dem Album „As the Flower Withers“. So wundert es nicht, dass es sich stilistisch etwas von den neueren Stücken My Dying Brides unterscheidet, schwingt hier doch ein gutes Maß an Black/Death Metal bzw. Thrash Metal mit – so wie eben jene Anfang der 90er klangen – was sich in den ein oder anderen Blastbeatausflügen und den shreddernden Gitarren äußert.

Zu guter Letzt gibt es noch das aktuelle Video zu „Bring Me Victory“ als Bonusfeature auf der EP.

Fazit: Auch wenn es noch nicht mal ein Jahr her ist, dass das letzte Album von My Dying Bride erschien, die EP „Bring Me Victory“ lässt sich sehen und ist nicht nur etwas für Sammler und Fans der Briten, sondern für alle, die mit Doom Metal nicht nur tödliche Langeweile verbinden.


Tracklist:
1. Bring Me Victory
2. Scarborough Fair
3. Failure
4. Vast Choirs (Live)
5. Bring Me Victory (Video)

Line-Up:
Aaron Stainthorpe - Gesang
Hamish Glencross - Gitarre
Andrew Craighan - Gitarre
Lena Abé - Bass
Dan Mullins – Schlagzeug
Shaun MacGowan – Keyborads, Geige

DISCOGRAPHY:

1992 - As the Flower Withers
1993 - Turn Loose the Swans
1995 - The Angel and the Dark River
1996 - Like Gods of the Sun
1998 - 34.788%... Complete
1999 - The Light at the End of the World
2001 - The Dreadful Hours
2002 - The Voice of the Wretched (Live-Album)
2004 - Songs of Darkness, Words of Light
2006 - A Line of Deathless Kings
2008 - An Ode to Woe (Live-Album)
2009 - For Lies I Sire
2009 - Bring Me Victory (EP)


SQUEALER-ROCKS Links:

My Dying Bride - For Lies I Sire (CD-Review)
My Dying Bride - Bring Me Victory (CD-Review)

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