Squealer-Rocks.de CD-Review
Kansas - Original Album Classics (5 CD - Box)

Genre: Progresive Rock
Review vom: 15.10.2009
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: Bereits veröffentlicht
Label: Sony Music / Epic



Die „Original Album Classics“ - Reihe von Sony ist mittlerweile zu einer schönen Institution geworden. Ziel der Veröffentlichungen ist es, dem Hörer gleich fünf Alben einer Band (meist die ersten 5) in einer Box zu präsentieren und zum Preis einer regulären aktuellen CD in die Regale zu stellen. So bekommt der Neuling einen repräsentativen Einblick in das Schaffen einer Kapelle und der Altfan kann die verkratzten Vinyl - Exemplare gegen den digitalen Bruder eintauschen.
Die einzelnen Scheiben sind in Papphüllen mit den Originalcovern verpackt; dass hier auf Booklets verzichtet wurde, dürfte sich bei diesem Preis von selbst verstehen. Den absoluten Hauptgewinn hat man natürlich, wenn, wie im Fall Kansas, alle CDs mit Bonustiteln versehen sind.

Kansas dürften jedem Menschen über 30 durch ihre beiden Mega - Hits „Dust in the Wind“ und „Carry on Wayward Son“ ein Begriff sein. Das weitere Schaffen dieser einzigartigen Band jedoch blieb dem Gelegenheits – Hörer nahezu verschlossen, wogegen in der Prog - Szene gerade die ersten 5 Longplayer aus den Jahren 1974 – 78 absoluten Heiligenstatus besitzen. Wer dieses Paket einmal von vorne nach hinten und wieder zurück hört, der wird auch verstehen, warum.
Doch hübsch der Reihe nach:

Der Erstling „Kansas“ ist, wie es sich für ein Debut gehört, wild und ungestüm. Es gibt zunächst typische 70er Mucke zu hören, die meistens schön geradeaus läuft und ein wenig wie harter Southern Rock tönt, allerdings durch den Einsatz der E – Geige schon einen dicken Exotenstatus besitzt.
Spätestens bei „Journey from Mariabronn“ aber wird dann deutlich, dass die musikalischen Wurzeln der Männer aus der US – Kornkammer doch viel weiter östlich, nämlich in England, liegen: Da wird schon ziemlich offensichtlich in Richtung Genesis geschielt, auch wenn man im Kern immer noch amerikanisch, also eher Rock orientiert, klingt.

Mit „Song for America“ trennt die Band erstmals Rock und Progressive Rock in einzelne Stücke auf.
So ist der streckenweise rasend schnelle Opener „Down the Road“ noch bestes Highway - Futter und „Lonely Street“ ist lupenreiner Blues.
Mit dem Titelsong aber wird hörbar, in welcher Liga Kansas mittlerweile zu Hause sind.
Alleine der unbeschreiblich schöne Instrumental - Part zu Beginn des Tracks gehört zu den Sternstunden der Musik. Lustigerweise fehlt genau dieser auf dem „Single Edit“, der als Bonus enthalten ist. Die Burschen haben tatsächlich mit einem 180 Sekunden langen Ausschnitt dieses knapp 10 - minütigen Epos einen Riesenhit gelandet. So skurril kann Musikgeschichte sein.

Beim Nachfolger „Masque“ treiben Kansas das Spiel mit den Gegensätzen auf die Spitze, man denkt beinahe, man hört zwei verschiedene Bands.
Locker flockige Nummern wie „Two Cents Worth“ tönen wie damaliges Ostküstenfutter a la Bily Joel und nach dem Hören von „It Takes a Woman's Love“ wissen wir nun auch, von wem Mick Jones seine Inspiration für die frühen Foreigner Songs hatte.
Dem gegenüber stehen Mini – Opern wie „The Pinacle“, die TOTAL Genesis, aber irgendwie auch TOTAL Kansas sind. Egal, wie herum wir das Ding drehen – ein Meisterwerk ist es allemal.

“Leftoverture“ wird oft als bestes Kansas Album angeführt und eigentlich kann man dem kaum widersprechen, auch wenn ich persönlich dem Output „nur“ die Silbermedaille verleihen würde. Prägend ist sicherlich, dass der Gassenhauer „Carry on Wayward Son“ hier als Opener und somit als Repräsentant fungiert.
Tatsächlich klingt das Album wesentlich anders als die Vorgänger. Es ist viel zugänglicher, es gibt sehr britischen Prog – Rock, dicht am Mainstream, der sehr symphonisch und keyboardlastig ist.
Die streckenweise fast schon poppigen Arrangements erinnern dezent an eine folkige Ausgabe von Marillion. Vergleiche müssen nun mal sein, auch wenn's weh tut...
Die Produktion ist kaum noch mit den älteren Platten zu vergleichen, der Weg führt ganz klar in die Arenen. Gottlob ist man meilenweit von schnödem Allgemeingut entfernt, man liefert hier Hymne auf Hymne in höchster Qualität.

Der Rezensent stellt Point of no Return“ auf den Thron, das zweifellos modernste Werk der Mannen von / aus Kansas (da fällt mir ein: wie heißen eigentlich die Einwohner von Kansas?).
Auf keinem anderen Album ist der Keyboard - Teppich so dicht wie hier. Kaum zu glauben, dass Bands wie Saga oder Foreigner (auch, wenn sie hinterher völlig verschiedene Wege gegangen sind) hier ihre Ursprünge haben müssen. Beide Truppen haben Songs wie „Portrait (He knews)“ quasi kopiert.
Der Titelsong ist nichts weniger als die amerikanische Version von Asia und jeder hört beim Beginn von „Nobody's Home“, wo Mr. Webber seine Titelmelodie zum Hausfrauen - Spektakel „Starlight Express“ geklaut hat. Das Album mit der größten Hitdichte.

Die 5 Alben gehören in der Tat zur Grundausstattung, jedes Werk besitzt eine eigene Aura und ist somit unverzichtbar.
Was für eine großartige Band!

(Vom 20. bis zum 31. 10. sind die alten Recken übrigens mit den unverwüstlichen Status Quo auf Germany Tour).

Tracklist
Disc 1 „Kansas”:
1 Can I Tell You
2 Bringing It Back
3 Lonely Wind
4 Belexes
5 Journey From Mariabronn
6 The Pilgrimage
7 Apercu
8 Death Of Mother Nature Suite
9 Bringing It Back (Live)

Disc 2 „Song For America”:
1 Down The Road
2 Song For America
3 Lamplight Symphony
4 Lonely Street
5 The Devil Game
6 Incomudro - Hymn To The Atman
7 Song For America (Single Edit)
8 Down The Road (Live)

Disc 3 „Point Of Know Return”
1 Point Of Know Return
2 Paradox
3 The Spider
4 Portrait (He Knew)
5 Closet
6 Lightning
7 Dust In The Wind
8 Sparks Of The Tempest
9 Nobody's Home
10 Hopelessly Human
11 Sparks Of The Tempest (Live)
12 Portrait (He Knew) (Remix)

Disc 4 „Leftoverture”
1 Carry On Wayward Son
2 The Wall
3 What's On My Mind
4 Miracles Out Of Nowhere
5 Opus Insert
6 Questions Of My Childhood
7 Cheyenne Anthem
8 Magnum Opus:
- Father Padilla Meets The Perfect Gnat
- Howling At The Moon
- Man Overboard
- Industry On Parade
- Release The Beavers
- Gnat Attack
9 Carry On Wayward Son (Live)
10 Cheyenne Anthem (Live)

Disc 5 „Masque”:
1 It Takes A Woman's Love (To Make A Man)
2 Two Cents Worth
3 Icarus (Born On Wings Of Steel)
4 All The World
5 Child Of Innocence
6 It's You
7 Mysteries And Mayhem
8 The Pinnacle
9 Child Of Innocence (Demo Version)
10 It's You (Demo Version)

Line Up:
Phil Ehart - Drums
Dave Hope - Bass, Backing Vocals
Kerry Livgren - Guitars, Keyboards, Backing Vocals
Robbie Steinhardt - Lead vocals, Violin
Steve Walsh - Lead Vocals, Keyboards
Rich Williams - Lead Guitar

DISCOGRAPHY:

1974 - Kansas
1975 - Song for America
1976 - Masque
1976 - Leftoverture
1977 - Point of Know Return
1978 - Two for the Show − Live
1979 - Monolith
1980 - Audio-Visions
1982 - Vinyl Confessions
1983 - Drastic Measures
1984 - The Best Of Kansas
1986 - Power
1988 - In the Spirit of Things
1992 - Live at the Whiskey
1994 - The Kansas Boxed Set
1995 - Freaks of Nature
1998 - Always never the Same
1998 - Live at the KBFH
200 - Somewhere to Elsewhere
2001 - Dust in the Wind − Live
2002 - Device Voice Drum
2004 - Sail on
2006 - Works in Progress
2009 - Original Album Classics

SQUEALER-ROCKS Links:

Kansas - Original Album Classics (5 CD - Box) (CD-Review)

Rock of Ages Festival - Seebronn (Live-Review)

SONSTIGES:

BANDHOMEPAGE
Diesen Beitrag im Forum diskutieren