Squealer-Rocks.de CD-Review
The Souls - The Grand Confusion

Genre: Rock
Review vom: 21.05.2009
Redakteur: TheMattes
Veröffentlichung: 22.05.2009
Label: Ranch Records/Soulfood



Aha, mal wieder eine von diesen „The“-Bands (mit Ti Äitsch, bitteschön!), aber wenigstens einem kurzen, knackigen Namen: THE SOULS. Donnerwetter! Nur THE BAND wäre noch kürzer, aber das hatten wir schon mal in den Siebzigern. Wenn der Name NICHT Programm ist, die Mucke also nicht hält, was die Jungs glauben versprechen zu müssen, dann habe ich jetzt schon ein paar gute Gags auf deren Kosten auf Lager.

Aber abwarten und Tee trinken! Ihr merkt, worauf ich hinaus will? Genau! Diese Engländer oder so wollen es also wieder mal wissen. Upps! Schrieb ich “Engländer”. Jau, issabbafalsch! Entschuldigung, aber das Ganze ist so sehr klassischer Stoff und der beginnt schon bei den Mitgliedern von THE SOULS. Zwei Brüder wollen der Langeweile in einer Kleinstadt entkommen und ihrer brennenden Leidenschaft nachgehen, nämlich Musik machen. Dabei wollen sie nicht wie jede andere durchschnittliche Band mit relativ wenig Risiko die Sache angehen, sondern sie wollen voll in die Vollen gehen. Sie wollen spielen, als wäre es das Einzige, was in dieser Welt überhaupt Sinn macht. Und das tun THE SOULS, nachdem sie sich noch einen dritten Mitstreiter gesucht haben, und allein deshalb haben sie zumindest meine ungeteilte Aufmerksamkeit verdient.

Es beginnt donnernd mit „Wounded Soul“, schleppend und riffgewaltig, melodisch und der Song bleibt hängen.
Na ja, „Good Intention“ ist das einzige Stück, das mir einfach zu normal daherkommt. Ein wenig schwach auf der Brust, hört sich zu sehr nach den Stones an, vor allem der Gesang. Aber es ist sehr schön zurückgenommen, besonders die Drums, mittelschnell und, das muss der Neid ihnen lassen, wunderbar melodisch und die Klampfen stehen im Vordergrund.
„We Shine On“ ist da schon von ganz anderem Kaliber, dieser hallende, melodiöse Gesang erinnert mich an was, aber was??? Es ist ein typischer Rocksong wie aus den Siebzigern und ich meine das nicht abwertend. Er ist schneller und härter als „“Wounded Soul“ und einfach klasse. Schöne Breaks und Tempowechsel leiten über in den Refrain, der in seiner Art ebenfalls echt voll krass und fett retro ist. Der Song entwickelt sich immer mehr und die Spannungsschraube wird immer weiter angezogen bis zum Großen Finale! Ein Kracher für jede Party!
„You Can Wait“ ist ein Rocker, wie er im Buche steht und hat wieder was von den Stones oder ähnlichen Vertretern. Dafür ist er erfreulich kurz, ganz im Sinne der damaligen Single-Jahre. Auch ein Pluspunkt.
„Goodbye“ ist ein laaangsaaamer Klammerblues, wunderbar ambientig, zum Chillen oder sonst wie entspannen. Allerdings kann ich mich erinnern, dass wir damals beim Klammerblues ganz und gar nicht entspannt waren. Im Gegenteil! Erinnert gaaaanz stark an „Planet Caravan“ von BLACK SABBATH, das seinerseits auf „Paranoid“ eingerahmt wurde von (eben!) „Paranoid“ und „Iron Man“! „Goodbye“ ist aber eigenständig in seiner Art und wird auch von zwei Krachern eingerahmt. Hervorragend! Ich finde, dass die Jungs allein für die Reihenfolge der Songs auf „The Grand Confusion“ Applaus verdient haben. Also bitte: Applaus, Applaus!
„Motherland“ geht wieder härter und schneller zur Sache, die Jungs geben echt alles. Ich könnte mir vorstellen, dass bei diesem Song und dem Leadsolo das Live-Publikum komplett steil geht. Mannomann! In der Spielzeit-Rangliste knapp auf Platz 2!
Der nächste Song, gleiche Baustelle, anderer Titel. „Harder When You Come Around“, da lacht der Rock n’ Roller und der Musikkritiker wundert sich über diese Retromucke mit schönem Refrain und Melodie. Aber ab dafür!
Na endlich mal `ne Ballade. „I Lose Myself“ darf zu recht so heißen, denn „Goodbye“ ist da doch `ne andere Sache. Ganz nett.
Nun folgt der längste Song auf „The Grand Confusion“, und der heißt auch so, aber konfus finde ich die Nummer nun wirklich nicht. Sie beginnt recht verhalten, mit dominantem Bassspiel, dann wird Fahrt aufgenommen. Nach ca. zwei Minuten geht die Darbietung in einen geilen Groove mit Soli und Riffs über, der Sänger schweigt und die Instrumente sprechen Bände, sozusagen. Dann gibt’s psychedelische Soundkreationen (Pilzvergiftung?), ehe im Schlussteil der Hammer ausgepackt wird.
Eine ganz große Komposition, mehr kann ich dazu nicht sagen! Das hat was von meinem Lieblingssong der Siebziger „Reflections On The Future“ von TWENTY SIXTY SIX AND THEN (beachtet bitte das kommende Band-Special bei squealer-rocks.de).
„The Grand Confusion“ klingt aus mit einem schönen langsamen Song, der Mut machen, denn er heißt „Everything Will Be Alright“. Er soll vor allen Dingen dazu animieren, die Platte noch mal zu hören. Sollte man tun, denn es lohnt sich. Versprochen!

Diese „Engländer“ sind also in Wirklichkeit Finnen, wo, wie wir ja alle wissen, auch eine Menge winziger Kleinstädte in der Einsamkeit existieren, die eigentlich jeder, der seine fünf Sinne beisammen hat, sofort mit vollem Hackengas verlassen möchte. Selbst für Supermans Festung der Einsamkeit wäre es dort zu einsam. Einer dieser Orte, wo sie jedes Mal noch ein Fest feiern, wenn die Eisenbahn durchfährt. Auf jeden Fall hat man Zeit, viel zu üben. Nach dem Üben, später auch mit Instrumenten, hatten die Brüder ihren eigenen Stil gefunden: freakiger psychedelischer Blues, mit Ohrenzerfetzenden urtümlichen schweren Groove und angeschickerten Riffs, die manchmal doch ein wenig nach den Stones klingen. Dieser Stil war einmal rau und ungeschliffen, aber auf „The Grand Confusion“ finden wir dann doch eine feinere Version mit tollen Songs, scharfen Riffs, temperamentvollem Groove und sehr emotionalem, abwechslungsreichen Gesang. Ganz im Sinne der Siebziger ist die Mucke eine Melange aus allem Möglichen, was damals als „in“ galt, musikalisch wie gesanglich. Sucht euch was aus, aber kauft euch erst die Platte, denn dann könnt ihr diesen Gitarrenrock erst so richtig genießen.

THE SOULS gehen ihren ganz eigenen Weg, egal, ob das gerade in Mode ist oder nicht. Offiziell existiert die Band erst seit 2007 (Vorgeschichte siehe oben) und „The Grand Confusion“ ist ihr versprechendes Debutalbum. Es ist auf jeden Fall gut für unsere Seelen und die Gags kann ich mir schenken, denn die Scheibe ist richtig gut.

Nachsatz: Aber das das Finnen sind, kann ich immer noch nicht so richtig glauben. Gleichzeitig zeigt sich auch mal wieder, dass für hervorragende Musik nur 3 (in Worten: drei!) Musiker vonnöten sind. Die strengen sich dann wohl immer besonders an, auch was den Sound angeht, den andere nur zu Fünft hinkriegen.


Track list:
1. Wounded Soul 3:53
2. Good Intentions 3:34
3. We Shine On 3:17
4. You Can Wait 2:28
5. Goodbye 5:07
6. Motherland 2:33
7. Harder When I Come Around 3:08
8. I Lose Myself 4:37
9. Grand Confusion 8:11
10. Everything Will Be Alright 4:40

Line-up:
Jani Orpana: guitar & vocals
Antti Takalo: bass
Toni Orpana: drums

DISCOGRAPHY:

2009 - The Grand Confusion

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