Squealer-Rocks.de CD-Review
Hacride - Lazarus

Genre: Progressive Dark Metal
Review vom: 24.04.2009
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 24.04.2009
Label: Listenable Records



Es gibt zwei Dinge, die man primär mit Musik erreichen möchte. Zum einen kann Musik den Hörer durch die Art der Melodieführung dazu verleiten bei den dargebotenen Stücken zu verweilen, sie in sich aufzunehmen und wirken zu lassen, dies bezeichnet man gerne auch als Eingängigkeit. Zum anderen aber kann Musik auch in bestimmten Bahnen herausfordernd sein, den Geist dazu animieren sich aktiv mit dem Gehörten zu befassen, Strukturen zu finden und sich einen Zugang zum Gehörten zu verschaffen. Diese herausgegriffenen Aspekte sind nur zwei der vielen möglichen, jedoch stehen diese gleichsam Gefühl und Verstand als oppositionelle Einheit einander zur Seite. Gerne aber wird eine der beiden Seiten vernachlässigt und insbesondere verfangen sich progressive Metal und Rock Bands gerne in unzugänglichen Songstrukturen, die mehr abschreckend den verführend erscheinen.

Die französischen Progkünstler von Hacride veröffentlichen mit LAZARUS ihr bereits drittes Album und bereits beim Überfliegen des Promozettels bleibt der Blick an einem Bandnamen haften: Gojira
Noch nicht all zu lange ist es her, dass ich das neuste Werk jener ebenfalls aus Frankreich stammenden Band vor mir hatte. Und ein gewisser Schrecken mag mich schon befallen, Angesichts dieses Vergleichs, denn fand ich damals keinen Zugang zum Werk jener Franzosen, das technisch ohne Frage niveauvoll war, jedoch gar zu vertrackt aus meiner Sicht.
Nun also Hacride mit einem Albumtitel, welcher den bibelbewanderten Zeitgenossen sofort ein Begriff sein dürfte: Ein Mann von den Toten auferweckt durch Jesus, Lazarus
Alleine die Wahl eines solchen Titels bärge genügend Stoff Seiten zu füllen, jedoch belasse ich es auf der bloßen Erwähnung und widme mich vielmehr der musikalischen Seite des Quartetts.

LAZARUS ist ein Album von der Sorte, welches man entweder unter progressive Herrlichkeit oder herrliche Progression einordnen kann, denn selbst nach unzähligen Hördurchgängen bin ich zu keinem klaren Schluss gekommen, was dieses Werk anbelangt. Derweil scheinen wunderbar düstere Melodien, wie man sie im Dark Metal geboten bekommt, durch die Kompositionen hindurch, welche einen an Abgründe heranführen und einen Schritt vor der endlosen Leere wieder abfangen, so dass man wunderbar entspannen könnte im Klang der Finsternis, doch oftmals zerschneiden Gitarrenläufe und die durchaus postcore lastigen, ebenfalls dem Dark Metal artverwandten Gesangspassagen die dichte Dunkelheit, so dass es ein ums andere Mal scheint, als träfen sich zweierlei Konzepte zu einem Reigen der Vereinigung, so als ob eine Maschine die amorphe organische Düsternis zerteilen würde wie mit einer Stahlfräße. Fast scheint sich ein Potenzialwall zwischen dem Album und seinem Hörer aufzubauen, gleich des Coulombwalls, der Protonen von einer spontanen Fusion abhält.

Fazit: Wer auf technischen, epischen Postcore mit progressiver Verspieltheit steht, der findet sicherlich Gefallen an dem neusten Werk von Hacride, denn LAZARUS bietet zum einen eine unglaublich dichte und bedrückend düstere Atmosphäre, zum anderen aber auch genügend modernen Metal mit progressiver Versiertheit.


Tracklist:
1. To Walk Among Them
2. Act Of God
3. Lazarus
4. Phenomenon
5. A World Of Lies
6. Awakening
7. My Enemy

Anspieltipps: To Walk Among Them, Awakening

Line-Up:
Samuel Bourreau – Gesang
Adrien Grousset – Gitarre
Benoist Danneville – Bass
Olivier Laffond – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2002 – Cyanide Echoes (Demo)
2005 – Deviant Current Signal
2007 – Amoeba
2009 – Lazarus


SQUEALER-ROCKS Links:

Hacride - Lazarus (CD-Review)

Adrien Grousset von Hacride (Interview)
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