Squealer-Rocks.de CD-Review
The Shanes - Squandering Youth

Genre: Hardpolka / Folk / Punk / Rock
Review vom: 02.04.2009
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 08.04.2009
Label: Sumo Rex



Man lernt ja nie aus. Vor allen Dingen die „Beipackzettel“ der Labels verkaufen uns unbedarften Review – Schreibern ja gerne jede ihrer Veröffentlichungen als die neue Sensation am Firmament der rockenden Musikanten. Nun also The Shanes, die angeblich die HARDPOLKA erfunden haben. So, so. Ist ja interessant. Mit „Hard“ und „Polka“ verbinde ich finnische Humpa - Kapellen auf Festivals, die zu mittäglicher Stunde Horden von jungen Bengels dazu animieren, sich in die verpickelten Fressen zu schlagen und dabei Unmengen von Wodka zu vernichten. Die Musik, die von der Bühne kommt, interessiert indes niemanden; Hauptsache es macht „Humpa“!
Nun also The Shanes aus Trier. So, so.

Doch, WAS IST DAS??? Aus meinem skeptischen „So,so“ wird bereits nach 90 Sekunden ein „Hey, Hey!“.
Genauso lange dauert nämlich der saugeile Opener „Where the Action Is“. Flottes Akkordeon, geile Punk / Ska Rhythmen, ein bisschen Zigeuner - Feeling, alles irgendwie ein bisschen geil.
Doch was sagen schon 90 Sekunden aus? Ein Blender zu Beginn?

Schön wär's, Verrisse sind nämlich leichter zu schreiben als Lobeshymnen.
Doch Pech für den faulen Schreiberling, denn das folgende „Alone On my Own Device“ ist ein Stück Musik, in das man sich verlieben muss. Eine Mischung aus Dire Straits, Boomtown Rats und Tom Petty. So klingt auch die Stimme von Sänger Kornelius wie Bob Geldorf und Mark Knopfler in einer Person. Irgendwie gar nicht mehr nur ein bisschen geil.
„Bite It Your Scum“ huldigt dem ekligsten aller Punk Rocker seit El Duce von den Mentors, nämlich GG Allin. The Shanes vermischen in der Cover - Version Punk mit hartem Folk; nicht neu die Geschichte, aber sehr intensiv und grandios gezockt.
Song Numero Vier huldigt zunächst einem anderen Helden, Johnny Cash was his name. Der Text über die harte, verdorbene Jugend, die Country Schiene – Yeah, that's it!
Doch nach der Hälfte des Liedes, nachdem uns die weinerliche Violine in melancholischer Sicherheit wiegt, kippt gerade dies Instrument die Stimmung und wir machen einen kontinentalen Quantensprung von Amerika nach Ungarn oder Serbien oder ...keine Ahnung; irgendwo, wo die schnelle Fidel regiert, wo das Akkordeon tolle Melodien spielt, wo man tanzt und wo man „Hey“ schreit!!

Der Mensch ist ja von Natur aus faul und da ich mich im weitesten Sinne auch dieser Spezies zugehörig fühle, wird ab hier jetzt nicht mehr jeder Track einzeln beschrieben. Irgendwann würde dieses Prozedere eh öde, denn es gibt absolut nichts - NIX – an diesem Album auszusetzen.
Nachdem mir die ersten Tracks absolut gut gefallen haben, kroch trotzdem eine Befürchtung in mir hoch: Wird es über die volle Distanz von 14 Songs nicht irgendwann nervig, sich ständig mit - für Hardrocker und Metal Fans – ungewohnten Instrumenten wie Geige, Banjo und Akkordeon konfrontiert zu sehen? Im Gegenteil, nach dem zweiten Durchlauf des Albums tritt sogar so etwas wie ein Suchtfaktor ein.

Die Gründe dafür sind schnell genannt: The Shanes verarbeiten enorm viele verschiedene Richtungen in ihrer Mucke und erzeugen so viele unterschiedliche Stimmungen, dass so etwas wie Langeweile gar nicht aufkommen kann und zudem sind ihre Songs einfach richtig gute Kompositionen.
So besitzt das eigentlich simple „Black Heart White Beat“ - ein folkiger Stampfer im Runrig Stil mit schweinegeilem Gitarren Part – eine geradezu unbeschreibliche Magie, während das schwermütige, mit sehr persönlichem Text versehene, „Weight On My Shoulders“ die ernste und ruhige Seite der Band präsentiert. Solche Momente sind aber wirklich nur Momente, denn im Vordergrund steht der Spaß, wie das herrlich ungezogene „Lousy Bastards“ oder das Party - Instrumental „Bring Me the Head Of Zoltan Narray“ eindrucksvoll beweisen.

Ich werde auch in Zukunft finnische „Humpa“ Kapellen meiden, wie der Deibel das Weihwasser.
Doch The Shanes sind irgendwie anders. Wahrscheinlich, weil ihre exotische Mischung aus Folk, Punk, Rock, Country und Ska ohne peinliche „Ballermann“ - Attitüde auskommt und dennoch höchst mitreißend ist. Demzufolge ist es nur eine Fußnote, dass das Turbonegro - Cover „Sailor Man“ kaum auffällt.
So möchte ich zum Ende den eingangs erwähnten „Beipackzettel“ zitieren, der in diesem Fall wirklich mal Wahres beinhaltet:
„Kultiviert und rüpelhaft zugleich!“.

Tracklist:
1.Going Where the Action Is
2.Alone on My Own Device
3.Bite It You Scum
4.Unfortunate One
5.The Future
6.Long Yourney
7.Black Heart White Beat
8.Hell on Earth
9.Baby, I
10.Sailor Man
11.Weight on My Shoulders
12.Lousy Bastards
13.Bring Me the Head of Zoltan Narray
14.Hey There, Can You Help me?

Line Up:
Kornelius Flowers – Vocals, Guitar, Banjo, Harp
Seba Nogood – Fiddle and Violins, Mandolin
Warpig Stoffregen – Guitars, Tenor - Banjo, Mandolin
Börgermeister – Drums, Percussion
Herr Dannehl – Bass
Angry Alex Schuster - Accordion






DISCOGRAPHY:

1992 - Songs from the Urban Country Hell
1993 - Polka Hard
1995 - These Days (EP)
1996 - Budapest Sessions
2000 - The Haunted House of Polka
2005 - Pölka
2007 - Polka over Serbia - Live in Chosebuz
2009 - Squandering Youth




SQUEALER-ROCKS Links:

The Shanes - Squandering Youth (CD-Review)

Kornelius und Warpig von The Shanes (Interview)
SONSTIGES:

BANDHOMEPAGE
Diesen Beitrag im Forum diskutieren