Squealer-Rocks.de CD-Review
Deliverance - River Disturbance

Genre: Progressive Metal
Review vom: 20.03.2009
Redakteur: TheMattes
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: Retroactive Records



Rückblick: Wir schreiben das Jahr 1994 und Deutschland wird nicht wieder Fußball-Weltmeister werden, soviel ist sicher. Solche Geniestreiche gelingen eben nicht alle Tage. Der Musiker Jimmy P. Brown aber hat diesmal ein gutes Jahr erwischt, denn mit seiner harten White Metal-Band DELIVERANCE haut er ein Meisterwerk heraus das es nur so kracht.
„River Disturbance“.ist eine (gemäßigte) Offenbarung in Prog, aber die Zeit ist noch nicht reif für so ein Prachtexemplar. Genauer gesagt, sind die Fans noch nicht reif für diese Scheibe, sie hassten sie, während die Kritiker dieses Mal völlig anderer Meinung und begeistert sind.

Aber die Fans entscheiden nun mal, was gut ist und was nicht. Sie spucken Gift und Galle, schreiben Hass- und Drohbriefe (meine Fresse, was für Spinner!) und Jimmy P. Brown findet das Ganze doch sehr befremdlich. Er hatte sein Herzblut in „River Disturbance gesteckt und jetzt diese Reaktion.

Viele Jahre später ist der Meister der festen Überzeugung, dass es nun die richtige Zeit sei, das beste und repräsentativste Album des großen „D“ wieder zu veröffentlichen.
Deshalb gibt es die seit langem vergriffene Platte hier jetzt mit neuem Artwork, digital remastered und mit vier Bonustracks, so dass der geneigte Fan, der 1994 noch was anderes zu tun hatte, sich hier und heute ein Bild machen kann von der Klasse dieser Band. Mir persönlich ist sie wohl auch durchgerutscht seinerzeit, aber es ist ja nie zu spät, um dazu zu lernen, deshalb frisch ans Werk und aufgepasst und mitgemacht!

Heute schreiben wir das Jahr 2009 und schon letztes Jahr war es dem Gründer und Frontmann Jimmy P. Brown eine Herzensangelegenheit, dieses klassische DELIVERANCE-Album neu zu veröffentlichen. Auch er hält es für das repräsentativste und beste Album von DELIVERANCE, das man aufgrund der Klasse des Materials den Fans einfach wieder zugänglich machen musste.

Ihr merkt schon, es ist wieder Promotion-Zeit bei TheMattes, deshalb werde ich selbst mal ein Auge oder besser ein Ohr auf „River Disturbance“ werfen.

Bei DELIVERANCE und „River Disturbance“ gibt es ein ordentlich krachendes, semi-schnelles, manchmal auch ruhiges Metal-Brett um die Ohren geknallt, das ebenso schöne melodische Komponenten hat.
„Now & Then“ und „You Still Smile“ dagegen sind großartige Balladen mit wunderschönen Melodien, aber nicht kitschig.
Als Bonus gibt es das Steve Taylor-Cover „On The Fritz“, einen richtig geilen Song und „Belltown“ als Techno-Remix.

Auf „River Disturbance“ gibt es keine Ausfälle, auch wenn ich nicht so auf Rap stehe (die Untertreibung des Jahrhunderts), wie bei „A Little Sleep“!
Herausragend sind „River Disturbance“, „Speed Of Light“, „You Still Smile“ (jawoll!) und “I Thought”!

Ein paar Worte zu den Texten, die bei einer White Metal-Band schließlich einen christlichen Bezug haben. Jimmy P. Brown beschäftigt sich mit den Dingen in unserer Welt, die dem Menschen das Leben so schwer machen (z. B. „Belltown“) und wie der Mensch in seiner Hilflosigkeit damit fertig werden kann. Die Texte sind sehr gut, nicht einfach zu verstehen und mit Sicherheit eher besser als viele Andere im Metal.
Vor allem die Tatsache, dass es einen Coversong von Steve Taylor, einem bekannten amerikanischen christlichen Musiker, Film- und Video-Künstler gibt, zeigt, dass DELIVERANCE nicht zu den Hardcore-Christen gehören. Taylor wendet sich in seinen Songs schon mal gegen Irregeleitete, die Abtreibung für Mord halten, ihrerseits aber dann mordend gegen Befürworter vorgehen. Oder er kritisiert eine Universität wegen ihres Verbots der Beziehungen zwischen den verschiedenen Rassen. Oder er kritisiert Politiker, die Religion nur für mehr Stimmen im Wahlkampf nutzen, oder Schulen mit manchmal menschenverachtenden Methoden der Kindererziehung.
Das Cover „On The Fritz“ („kaputt“, „im Eimer“) richtet sich (wie manche andere Songs auch) gegen den amerikanischen Prediger und Fernseh-Evangelisten Jimmy Swaggart (was ich nur ausdrücklich begrüßen kann). Daraufhin wurde Taylor Gegenstand eines Kapitels in Swaggarts Buch „Religious Rock `n` Roll, a wolf in sheep’s clothing“ und seine Musik sei „böser Rock `n` Roll“. Das Kapitel findet ihr im Netz, der darin geschriebene Blödsinn ist nicht zu fassen. Himmel, hilf!

Auf dem letzten Track erzählt Brown sehr informativ und unterhaltsam die Geschichte von „River Disturbance“.

Ursprünglich waren DELIVERANCE eine Speed-Metal Band und Jimmy P. Brown wollte mal ein paar Experimente wagen. Das hat er 1994 getan und es ging schief.
Heute ist die Zeit reif für die reife Leistung auf „River Disturbance“ und alle sollten der Platte die Aufmerksamkeit erweisen, die sie verdient.

Ob man die Musik genau genommen als „progressiv“ bezeichnen kann? Damals viel eher als heute, meine ich, denn im Grunde ist es eine Mischung aus Heavy-, Speed-, und Trash-Metal (auch von der Länge her) und erinnert an COMMUNIC, ist aber nicht ganz so hart und krachend (die haben einfach die fettere Produktion), aber nicht schlechter! Der Sound ist glasklar und das Songwriting einfallsreich und die Arrangements ergeben einen harten Groove, der einen mitreißt.
UND: es gibt kein Gefrickel oder hundert Noten pro Sekunde!

Die oben erwähnte christliche Orientierung ist für mich kein Ausschlusskriterium, denn die Musik von DELLIVERANCE spricht für sich und spielt für mich in der ersten Liga des Metal! Sie waren ihrer Zeit weit voraus und erst heute passt es!
Auch auf der Bühne kann die Band mit Sicherheit neben dem ganzen Fantasy-, Death- und Black-Metal und den entsprechenden Texten bestehen. Warum auch nicht???

ANHÖREN!


Track list:
1. Belltown 4:39
2. After I Fell 4:22
3. River Disturbance 6:35
4. Now & Then 4:33
5. Speed Of Light 4:54
6. A Little Sleep 3:45
7. Map 4:51
8. You Still Smile 7:06

Bonus tracks:
9. Breathing Still 8:02
10. I Thought (Previously unreleased) 3:33
11. On The Fritz (Steve Taylor Cover) 3:35
12. Belltown (Hyper Remix 5:03
13. A Word From Jimmy P. Brown 12:08

Line-up:
Jimmy P. Brown – all lead & backing vocals, rhythm & lead guitar, keyboards & 12 string guitars
Jeff Mason – drums & percussion
Manny Morales – the 5 string bass & fretless bass

DISCOGRAPHY:

1989 – Deliverance
1990 – Weapons of our wafare
1991 – What a joke
1992 – Recorded live Vol.I
1992 – Stay of execution
1993 – Learn
1994 – River disturbance
1994 – I predict a clone
1995 – Camelot in Smithereens
2001 – Assimilation
2001 – Live at Cornerstone
2008 – As above – so below
2008 - River Disturbance


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Deliverance - As Above - So Below (CD-Review)
Deliverance - River Disturbance (CD-Review)

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