Squealer-Rocks.de CD-Review
Werner Nadolnys Jane - Proceed With Memories

Genre: Rock
Review vom: 23.02.2009
Redakteur: TheMattes
Veröffentlichung: 30.01.2009
Label: SAOL / HArt



Das neue Jahrtausend war gerade sechs Jahre alt, als mir in einem großen Elektronik-Fachmarkt das neue Album von JANE, einer von mir fast vergessenen Rocklegende aus der Bundesrepublik der siebziger Jahre, ins Auge fiel.
Da stand also JANE mit „Voices“ und einem allerdings reichlich merkwürdigen Cover. Es wurde skeptisch von mir beäugt, denn viel Vertrauen hatte ich nicht in die heutigen Künste einer ehemaligen Größe der Krautrock-Szene. Die faszinierende Musik der alten Platten aus den Siebzigern ging mir niemals aus dem Kopf, sie waren, neben GROBSCHNITT, damals meine Helden der deutschen Rockmusik.


Der Ehrlichkeit halber muss ich allerdings zugeben, dass ich JANE während der letzten, sagen wir, siebenundzwanzig Jahre davor irgendwie aus den Augen verloren hatte. Ab und an höre ich die alten Platten, mehr aber auch nicht.

Okay, lange Rede, kurzer Sinn, „Voices“ ist toll und ich wollte mehr erfahren. Doch der Besuch der Homepage von JANE konfrontierte mich ohne viel Federlesens mit Bildern der Beisetzung des Schlagzeugers und Gründungsmitglieds von JANE, Peter Panka, der im Juni 2007 an Krebs gestorben war.

Großer Gott, so hatte ich mir dieses Wiedersehen dann doch nicht vorgestellt, denn JANE existiert seit nunmehr 39 Jahren (in Worten: neununddreißig!). Denn so alt sind die Kerle nun nicht, dass sie vor mir sterben sollten.

In den vergangenen Jahrzehnten war es nie einfach mit JANE, denn es gab regelmäßige Besetzungswechsel und das Hin und Her erspare ich mir an dieser Stelle (insgesamt waren bis heute 29 Musiker in der einen oder anderen Formation an JANE beteiligt!). Außerdem existierten zeitweise zwei Bands, die den Namen für sich beanspruchten, was per höchstrichterlichen, geradezu salomonischen, Urteilspruch folgendermaßen gelöst wurde: es gab fortan Peter Pankas JANE und es gab Klaus Hess’ MOTHER JANE. Mittlerweile sieht es wieder anders aus, denn momentan gibt es JANE und WERNER NADOLNYS JANE, da sich Werner Nadolny 2008 von der Gruppe getrennt hatte, um jetzt sein eigenes Ding durchzuziehen.

Dieses „Ding“ liegt jetzt vor mir und trägt den Titel „Proceed With Memories…“ von WERNER NADOLNYS JANE. Der Titel übersetzt bedeutet so viel wie mit der Arbeit fortfahren, trotz oder wegen oder mit den ganzen Erinnerungen. Es handelt sich hier nämlich um eine Tribute-CD, mit dem sich Werner Nadolny ganz persönlich von seinem langjährigen Freund und Mitmusiker Peter Panka verabschieden will.

„Peter hat JANE nicht nur mit seinem Schlagzeugspiel, sondern auch mit seinem unvergleichlichen Gesang geprägt. Wie kaum ein anderer verstand er es, meine Kompositionen zu lesen und sie so zu interpretieren, dass sie Zugang zu den Herzen vieler Menschen fanden.

Vor diesem Hintergrund betrachtet, wäre es jetzt völlig unmöglich, an dieser CD groß herumzukritisieren, falls sie nicht gut wäre. Aber zum Glück ist dies nicht der Fall, denn die hier vertretenen Songs bilden ein würdiges Tribut an Peter Panka, musikalisch und erst recht textlich. Dazu meinen herzlichen Glückwunsch an alle Beteiligten. Ein besonderer Gruß geht an Geff Harrison, dessen Stimme ich seit 1972 und TWENTY SIXTY SIX AND THEN mit „Reflexions On The Future“ beständig im Ohr habe. Ein leicht verspätetes Review zu diesem Meilenstein der Rockgeschichte ist in Arbeit! Macht Euch auf was gefasst!

Zurück zum Thema. Es beginnt mit dem Instrumentalstück „True Romance“, das anfangs geradezu filmmusikartigen, dramatischen Charakter hat. Dann aber ertönt ein Chor wie aus einem Requiem und das Stück geht Verwendung von Klavier und Keys in der letzten Minute mit einem scharfen, peitschenden Leadsolo mit unverfälscht anzuhörenden Drums zu Ende. Doomig ist noch untertrieben, und ich find’s vortrefflich und einen passenden Einstieg.

Die folgenden Songs widmen sich der Frage, wer Peter Panka eigentlich war („Tribute“) und das er jetzt in einer besseren Welt ist. Wenn ich mich so global betrachtet auf diesem Planeten umsehe, ist dies nicht nur eine Metapher! Außerdem geht es um unsere heutige Welt und was eigentlich mit ihr los ist, und wie wir davon betroffen sind.

Besonders erwähnen muss ich, dass alle Texte die Gefühle ausdrücken, die die Betroffenen und Beteiligten dieser Tage haben. Sie sind des Tributs für einen gestorbenen Freund würdig, sie sind intelligent, aufwühlend, bewegend. Dabei werden alle Songs hervorragend interpretiert von Jutta Weinhold und Geff Harrison. Wir hören zwei sehr raue, kraftvolle Stimmen, wie man sie nicht oft vor die Lauscher bekommt, aber eigentlich viel öfter hören will.

Ich kann und will keine weiteren Songs herausheben, denn dieses Tribute an Peter Panka muss man als Gesamtkunstwerk ansehen und hören und genießen.

Kommando zurück!
Zu einem Song kann ich nicht schweigen und das ist „So So Long“. Wo habt ihr den denn her? Da ich die sensationellen Siebziger miterlebt habe, hätte ich diesen Song sofort und tutto completto und ohne mit der Zucke zu Wimpern diesem einen berühmten Chor zugeordnet (bei dem z. B. Jürgen Drews war!). Und da im Booklet Werner Nadolny nur als „Bearbeiter“ (sic!) steht….? Naaaah? Macht aber nix, toller Song und, ohne Scheiß jetzt, als Singleauskopplung (Die „Werner Nadolny Singers“?) für die Hitparade unbedingt zu empfehlen!

„Proceed With Memories“ von WERNER NADOLNYS JANE ist also vorwiegend ruhig, größtenteils keyboarddominiert mit schneidenden Solos, mitreißendem Gesang und durch die sehr schönen Melodien eben typisch JANE! Vorherrschend ist ein langsamer Groove, so vielleicht max. sechzig BPM(!) die Leute haben eben noch Zeit, auch für tolles Songwriting und die Arrangements inklusive der Soundeffekte! Dies ist definitiv nichts für die gerade stattfindende Jeckenzeit, für Typen mit Hyperaktivität oder Leute, die immer hüpfen müssen, sondern für die besinnlichen Momente im Leben, die für jeden kommen werden, versprochen! Besonders geeignet also zu Trauerarbeit, wobei die fette Produktion die Sorgfalt zeigt, die alle Beteiligten zu Ehren des Verstorbenen an den Tag gelegt haben.
Mussu haben!

Farewell and Good-bye, Peter Panka!


Tracklist:
1. True Romance 5:00
2. Tribute 5:22
3. Requiem 8:22
4. Uncried Tears 6:55
5. Sometimes 4:50
6. Inside Of You 5:12
7. The One Outside 7:05
8. So So Long 5:58
9. Tribute (Radio Edit) 3:19
10. Peter’s LIVE Edit (Bonustrack) 2:55

Line-up:
Jutta Weinhold – vocals (u. a. Hair, Jesus Christ Superstar, Amon Düül II, Udo Lindenberg, Jutta Weinhold Band, Zed Yago)
Werner Nadolny – keyboard, sax, vocals
Geff Harrison – vocals (u. a. Twenty Sixty Six And Then, Kin Ping Meh)
Ossy Pfeiffer – drums, bass
Detlef Klamann – acoustic guitar

DISCOGRAPHY:

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