Squealer-Rocks.de CD-Review
RC2 - Future Awaits

Genre: Progressive Rock
Review vom: 02.12.2008
Redakteur: TheMattes
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: ProgRock Records



Das iss’n Ding! Progrock aus Caracas, Venezuela von einer Band namens RC2. Aber den Zusatz South America hätte es im Infoblatt nicht gebraucht, denn wir Europäer kennen uns ein bisschen besser in der Welt aus als der durchschnittliche Amerikaner, nix für ungut!

RC2 entstand aus der Band Radio Clip, die zwischen 1988 und 1994 bestand und vier Platten veröffentlichte. So erklärt sich auch der Name, Holzauge sei wachsam, denn wenn man „RC2“ in eine Suchmaschine eingibt, bekommt was völlig anderes heraus, nämlich, dass RC2 ein Verschlüsselungsalgorithmus ist. Und ich hatte mich schon gewundert....

Auf jeden Fall ist jetzt wieder Zeitreise angesagt, allerdings in modernem Gewand und mit moderner Produktion, glasklar und druckvoll, mal laut, mal leise, so wie es sein soll.

Das beginnt schon bei „Time Pieces“, einer fast 11-minütigen Perle aus dem Hause Retroprogrock. Markenzeichen sind ruhiger, heller Gesang und dominierende Keyboards und Leads, die zu Recht so heißen, denn sie führen den Song und steigern ihn, bis eine gesunde Härte und Lautstärke über den Hörer hereinbrechen. Der Song ist durchsetzt von Breaks an den richtigen Stellen, die das Interesse daran immer hochhalten, was denn wohl als nächstes passiert. Sehr typisch, und in diesem Stil folgen drei weitere Perlen aus dem Hause RC2, dass es nur so eine Freude ist.

In den Songs gibt es schöne, ruhige und verhaltene Passagen, beinahe sphärisch, aber die Songs steigern sich immer und progrocken an irgendeiner Stelle oft so richtig los, mein lieber Scholli, also äährlich!

So! Jetzt aber folgt der Hammer überhaupt. Ich hatte mich schon gefragt, wann man denn der Musik mal die Herkunft der Band so richtig anhören würde, denn nach Südamerika hörte sich das bisher nun gar nicht an und nach Spanien auch nicht. In „El Diablo Suelto“ werde ich für mein Warten entschädigt. Netterweise übertreiben es diese Jungs mit den folkloristischen Einsprengseln auch nicht, so dass das Ganze immer noch Progrock bleibt, ohne sich vollends im spanischen Liedgut zu verlieren.

Ein wahres Highlight ist zweifellos „Coming Down Again“, exquisit und erlesen, mitreißend und abwechslungsreich, spannend und von beispielloser kompositorischer Klasse. (MATTES, komm runter, die Red.)

Okay, okay, so hoch muss man es nicht hängen, aber der Song ist schlicht Spitze, basta! Vor allem fällt mir diese niedliche kleine Klaviermelodie auf, die mich doch extrem an die Titelmelodie des John Carpenter-Klassikers „Halloween“ erinnert, in echt!

Den Schlusspunkt diese wirklich erstaunlichen Progrock-Werks bildet im Grunde ein einziger Song, nämlich „Voice Of The Storm“, der mit dieser Länge denn auch in den Bereich fällt, den ich dann doch nicht mehr mit Quickie bezeichnen würde. Warum diese beiden Teile? Ich weiß es wirklich nicht.

Auch hier gibt es ein nettes Gimmick, nämlich eine kleine Melodei, die, verdammt noch mal, frappierende Ähnlichkeit mit dem Beginn von „The House Of The Rising Sun“ hat. Wenn das die Animals mitkriegen, Freunde, Freunde, das ist so was von geklaut, aber hervorragend geklaut, das muss der Neid euch lassen. Auch gibt es hier wieder spanische Einflüsse zu hören, aber in äußerst dosierter Form, die in dieser Art und Weise diesen Song, zusammen mit der sensationellen Leadgitarre, noch weiter aufwerten. Superkallifragilistisch…..und so weiter, ein Traum von einem Progrockretrosong!

RC2 waren schon mal Support für Dream Theater und das völlig zu Recht! Das ist ein Package, wie es unterschiedlicher nicht sein könnte, obwohl es schließlich Progrock ist. RC2 spielen eine Mischung aus Iron Butterfly und Birthcontrol mit ein bisschen Jethro Tull und Twenty Sixty Six And Then. Alles klar soweit?

Wenn man so will, kann zusätzlich eine ziemliche Ähnlichkeit mit Yes oder dem modernen Yes-Klon Glasshammer festgestellt werden, aber wenn ihr euch erinnert, sind die Jungs bei mir nicht wirklich gut weg gekommen. Die Frage ist natürlich, was denn RC2 von den beiden Genannten unterscheidet, denn zweifellos spielen alle das gleiche Spiel, sogar im gleichen Stadion (Pulp Fiction, Dialog, ihr erinnert euch?).

Die Antwort ist nicht einfach, aber ich scheue mich nicht, große Wahrheiten gelassen auszusprechen: die Songs sind, ich erwähnte es bereits, kompositorisch durchdacht, will sagen, dass sie nicht mit Gewalt in die Länge gezogen werden, sondern sie bilden bei aller Abwechslung Einheiten von hoher Qualität. RC2 haben dabei auch Mut zur Ruhe und zu leisen Tönen.

Aber, im Vergleich mit den oben Genannten Yes oder Glasshammer, haben RC2 mehr Pep, Schwung, Geschwindigkeit und Härte. Da ist einfach mehr Rock in dem Prog. Diese Kompositionen kann man beim besten Willen nicht als lasch bezeichnen. Es gibt zudem an kaum diese übertriebene Aryhtmik, so dass mich der Jazzschauer schütteln würde. Nein, das ist alles durchdacht und kreativ im besten Sinne. Die Instrumente und der Gesang ergänzen sich auf das Vortrefflichste und der Gesang ist schlichtweg passend, großes Lob dafür und Hut ab, aber sofort!

RC2 bieten hier mit „Future Awaits“ ganz großen Sport und Reinhören lohnt sich für jeden, jawoll!

Track List:
1. Time Pieces 10:58
2. Future Awaits 7:07
3. 11 7:29
4. Autumn 8:02
5. El Diablo Suelto 4:02
6. Coming Down Again 6:12
7. Voice Of The Storm – Part 1 6:06
8. Voice Of The Storm – Part 2 9:49

Line-up:
Felix Duque – vocals
Eric Baule – guitars
Rafael Paz – Keyboards
Pedro Misle – Bass
Eduardo Benatar – drums

DISCOGRAPHY:

2003 - RC2
2008 - Future Awaits

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