Squealer-Rocks.de CD-Review
Oomph! - Monster

Genre: Elektro Rock
Review vom: 17.08.2008
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: 22.08.2008
Label: Sony BMG



Man kann von den musikalischen Gepflogenheiten der drei Braunschweiger halten, was man will. Was man ihnen auf jeden Fall attestieren muss, ist die ungeheuere Konstanz, mit der Dero, Crap und Flux seit über 15 Jahren irgendwo zwischen gothic-anmutenden, straight rockenden und (seit dem kommerziellen Durchbruch mit „Augen Auf!“) poppigen Gefilden umhertingeln und getreu der musikalisch viel zu selten vorgelebten Binsenweisheit „never forget where you’re coming from“ immer eins geblieben sind; und zwar Oomph!. So auch auf dem Jubiläumsalbum, dem zehnten der äußerst erfolgreichen Karriere, MONSTER, das die aufgebaute Vormachtstellung weiter unterstreicht.

Wenn wir von „sich treu bleiben“ und im gleichen Atemzug von Oomph! sprechen, heißt das im Umkehrschluss selbstverständlich auch, dass das Dreigestirn nie stehengeblieben ist und das anfängliche Elektrodickicht sukzessive den breiten Massen zugänglich machte. Das kurzweilige, 13 Stücke bereithaltende MONSTER unterbricht diese Kette natürlich nicht, ebnet vielmehr jedem Hörer auf Anhieb den Zugang zur düster elektronischen Rockmusik. Wurde dieser Prozess bei den Vorgängeralben WAHRHEIT ODER PFLICHT und GLAUBELIEBETOD lediglich von den Singleauskopplungen „Augen Auf!“, „Gott Ist Ein Popstar“ oder „Träumst Du“ beschleunigt, so besticht heuer die ganze Platte mit einer brisanten, erfrischenden Mixtur aus Eingängigkeit, Mitsingkompatibilität und Trauer, eingefärbt in die urtypische Grundbrachilität der Niedersachsen.

Wie auch schon auf dem Vorgänger verzichtet das Trio anno 2008 gänzlich auf englischsprachige Texte und besticht mit der gewohnten spitzfindigen Eloquenz, die bereits im Opener, der giftigen, geradeaus marschierenden und aufgrund des Videos schon jetzt kontrovers diskutierten Aufforderung „Beim Ersten Mal Tut's Immer Weh“ gipfelt. „Klopf, klopf“ flüstert Dero und schon schickt sich mit „Labyrinth“ der neuste Smasher aus dem Hause Oomph! an, um den Erinnerungsmembran für sich zu beanschlagen. Mit gedämpften Strophen bündeln die Jungs die Energie, welche sich in einem eingängigen Refrain, der nicht nur zum Mitbrüllen, sondern auch zum Mithüpfen annimiert, entläd.

Apropos „entladen“. Der lyrische Zorn von Dero entläd sich auf MONSTER ausnahmsweise nicht auf Gott un der Religion. Heute sind die, unsere Gesellschaft prägenden, Schönheitsideale an der Reihe, die von dem auf Pop-Vibes und Mädchenstimme setzenden „Wer Schön Sein Will Muss Leiden“ sarkastisch auf die Schippe genommen werden.
Nicht zu vergessen: Die bandtypischen, äußerst lethargischen, aber immer wieder auf’s Neue sehr willkommenen Tracks wie „6 Fuß Tiefer“, „Lass Mich Raus“, „Auf Kurs“ (sehr ruhig, sehr bewegend) oder „In Deinen Hüften“ (inklusive Tango-Einsprengseln).

Man bekommt circa 50 Minuten lang das, was man im Vorfeld erwartet hat! So muss es sein!

Kurzum: Anders als so mancher elektronischer Mitstreiter, dem bereits nach vier Studioalben die Ideen ausgegangen sind, zeigen sich Oomph! auch mit ihrem zehnten Longplayer frisch und unverkrampft und präsentieren mit MONSTER ein weiteres Highlight, das es problemlos mit den hohen Vorgaben aufnehmen kann. „Links, recht, gradeaus, du kommst hier nicht mehr raus!“ Recht hast du, Dero. Habe schon wieder „Repeat“ gedrückt!

PS: Die Tracks „Die Leiter“, „Wach Auf!“ und „Geborn Zu Sterben“ standen dem Rezensenten nicht zur Verfügung.

Tracklist:
1. Beim Ersten Mal Tut's Immer Weh
2. Labyrinth
3. 6 Fuß Tiefer
4. Wer Schön Sein Will Muss Leiden
5. Die Leiter
6. Lass Mich Raus
7. Revolution
8. Auf Kurs
9. Bis Zum Schluss
10. In Deinen Hüften
11. Wach Auf!
12. Geborn Zu Sterben
13. Brich Aus

Anspieltipps: Labyrinth, Wer Schön Sein Will Muss Leiden, Bis Zum Schluss

Band Line-Up:
Dero – Gesang
Crop – Gitarre, Keyboards
Flux – Gitarre, Sampling

DISCOGRAPHY:

1992 – Oomph!
1995 – Defekt
1996 – Wunschkind
1998 – Unrein
1999 – Plastik
2001 – Ego
2004 – Augen Auf! (Single)
2004 – Wahrheit Oder Pflicht
2006 – GlaubeLiebeTod
2008 - Monster

SQUEALER-ROCKS Links:

Oomph! - Augen Auf! (Single) (CD-Review)
Oomph! - Wahrheit Oder Pflicht (CD-Review)
Oomph! - Monster (CD-Review)

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