 Extreme - Saudades De Rock
Genre:
Rock / Funk-Rock
Review vom: 02.08.2008
Redakteur: Eric
Veröffentlichung: 01.08.2008
Label: Frontiers Records
Eigentlich ist es erstaunlich: Extreme waren eine der erfolgreichsten US-Kapellen Ende der 80er und Anfang der 90er, verkauften mehr als 10 Millionen Scheiben und sind in Europa dann im Grunde doch nur als One-Hit-Wonder mit “More Than Words” in Erinnerung geblieben.
Das allerdings dauerhaft, konnte man sich doch damals der Lagerfeuer-Ballade und dem dazugehörigen Video-Clip auf Heavy-Rotation nicht entziehen. Lange Zeit wurde es still um den Vierer aus Boston, genauer 13 Jahre, denn so lange liegt die letzte Studio-Scheibe mit dem Titel “Waiting For The Punchline” zurück.
Jetzt also “Saudades De Rock”, ein reichlich ungewöhnlicher Titel für eine US-Rock-Scheibe. Saudade, so lehrt uns Wikipedia, ist eine portugiesische Form des Weltschmerzes, die sich mit Begriffen wie Traurigkeit, Sehnsucht, Wehmut oder sanfter Melancholie nur annähernd übersetzen lässt. Nuno Bettencourt erklärt uns den Zusammenhang: “Saudades steht für etwas, dass dir im Leben abhanden gekommen ist und von dem du nicht weißt, ob es zurück kommen wird. Für uns war das der Rock and Roll - Saudades De Rock”.
Jep, er ist also zurück, der abhanden gekommene Rock, und es ist fast so, als sei er nie weg gewesen. Extreme anno 2008 klingen nicht viel anders, als sie es früher taten. Die Männer aus Boston machten nicht den Fehler, ihren Sound gewollt auf modern zu trimmen, zumal der zeitlose Funk-Rock der Band eine solche Anpassung ohnehin nicht nötig hat. Es dominieren funkig angehauchte Riffs, mehr als einmal angelehnt bei einer nicht ganz unbekannten Combo namens Led Zeppelin, und ausgefeilte, stellenweise ungewöhnliche Chöre, die wohl insbesondere beim US-Publikum offene Türen einrennen dürften. “Star”, die Eröffnungsnummer, ist so ein Groove-Monster mit einem ganz gemeinen Refrain oder das saucoole “King Of The Ladies”. Über allem steht und tönt Nuno Bettencourt, einer der besten Gitarristen der gesamten Szene, soweit meine amateurhaften musikalischen Kenntnisse eine solche Beurteilung zulassen. Jedenfalls, die kraftvollen Riffs und die mitreißenden Soli des Herrn Bettencourt suchen, zumindest für meine Ohren, in der Szene ihresgleichen.
Ein ganz anderes Thema, spätestens seit “More Than Words”, sind die Balladen, und es sollte niemanden verwundern, dass die Amis auf “Saudades De Rock” gleich einige davon plaziert haben. Herausragend dabei “Ghost” mit seinem 70er-Feeling und der abschließende Titelsong. “Peace (saudade)” ist eine minimalistische Piano-Nummer geworden, wie man sie selten findet, getragen und geführt von Cherone’s Stimme und Bettencourt’s Licks. Gänsehaut-Mucke!
Bleibt als Fazit: Ein unerwartet starkes Comeback der Männer aus Boston. “Saudades De Rock” schließt nahtlos an die großen Zeiten der Band an, fast so, als hätte es die 13 Jahre Pause nie gegeben. Funk-Rock und große Balladen at it’s best.
Tracklist:
01. Star
02. Comfortably Dumb
03. Learn To Love
04. Take Us Alive
05. Run
06. Last Hour
07. Flower Man
08. King Of The Ladies
09. Ghost
10. Slide
11. Interface
12. Sunrise
13. Peace (saudade)
14. Americocaine (demo 1985)
Lineup:
Nuno Bettencourt (guitar)
Gary Cherone (vocals)
Pat Badger (bass)
Kevin Figueiredo (drums)
DISCOGRAPHY:
1989 - Extreme
1990 - Extreme II Pornograffitti – A Funked Up Fairytale
1992 - III Sides to Every Story – Yours, Mine and the Truth
1995 - Waiting for the Punchline
2008 - Saudades de Rock
2010 - Take Us Alive (Doppel-Live-CD)
SQUEALER-ROCKS Links:
Extreme - Saudades De Rock (CD-Review)
Extreme - Take Us Alive (CD-Review)
SONSTIGES:
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