Squealer-Rocks.de CD-Review
Gypsy Rose - Another World

Genre: Hardrock
Review vom: 28.06.2008
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 20.06.2008
Label: Escape



Nachdem Gypsy Rose ihr Debut schlappe 24 Jahre nach Bandgründung auf den Markt geschmissen haben, ist der Nachfolger knappe 3 Lenze später ja schon fast ein Schnellschuss. Neben der ungewohnt flotten Veröffentlichungsfrequenz gibt es aber noch mehr Neuerungen aus dem Lager der Schweden zu vermelden. Die wohl bemerkenswerteste Änderung, der Sängerwechsel, rief bei mir zunächst Skepsis hervor. Schliesslich war es Hakan Gustafsson mit seiner markanten Krächz - Stimme, der gerne an Kevin DuBrow (R.I.P.) von Quiet Riot denken liess und entscheidenden Anteil am Gelingen des selbstbetitelten Erstlings hatte. Die Zweifel wichen dann blitzartig aufgeregter Vorfreude, als bekannt wurde, dass in Zukunft der ehemalige Accept Sänger David Reece das Mikro bei Gypsy Rose schwingen würde. Ob der wohl zu dieser Band passen würde? Tut er. Und wie!

Natürlich geht mit dem Wechsel am Gesang eine leichte Stilkorrektur einher, auch wenn man sich nicht grundlegend verändert hat. Noch immer beherrschen traditionelle Klänge die Szenerie, mit Mr. Reece hat die Band jedoch weitaus mehr Möglichkeiten, ihren Stil etwas weiter auszuloten. Wie gesagt, ich schätze seinen Vorgänger sehr, doch man muss neidlos anerkennen, dass so ein Vollprofi wie der blonde Ami in einer eigenen Liga singt.
Die dezenten stilistischen Veränderungen belaufen sich darauf, dass man etwas vom reinen Happy Poser Kram abgerückt ist und sich mehr in Hardrock Gefilden der späten Rainbow bewegt. Weniger Party – mehr Ernsthaftigkeit.
Wer Bock drauf hat, darf hier auch gerne mal Magnum raushören. Insgesamt klingt das Album nicht nur härter, sondern auch irgendwie erwachsener, sprich durchdachter. Die Songs klingen alle etwas epischer und weniger aufdringlich. Logisch, dass die Langzeitwirkung dadurch immens erhöht wird.

Was mich an „Another World“ so fasziniert, ist der Fakt, das es hier nicht mal den Hauch eines Schwachpunkts gibt. Selbst die ganz großen Bands in diesem Genre tun sich schwer damit, eine Scheibe ohne Füller zu produzieren. Die schwedisch - amerikanische Rock Allianz dagegen donnert ein komplettes Dutzend an Tracks mit Klassiker Status raus. Wenn man sich dann fragt, welcher eigentlich der persönliche Lieblings – Song ist, hat man Ruck Zuck die komplette Tracklist durch.
Dennoch will ich ein bis zwei Nummern explizit hervorheben: das einzig ruhige Stück ist die Halbballade „When I Call Your Name“. Wenn man die Gefühle beim Hören dieses Songs in Worte transportieren will, lautet es so: „Boah, ich geh' kaputt“ oder „“Mein Gott, ist das schön!“. Ein Country / Blues Schmachtfetzen, auf den selbst Bruce Springsteen neidisch sein dürfte.
Wie, das ist Kitsch pur? Na, Gott sei Dank!
Ich danke auch Gott dafür, dass er Gypsy Rose „Another World“ hat aufnehmen lassen. Diese epische Hardrock Offenbarung mit ihrem mächtigen, MÄÄÄÄÄCHTIGEN, Chorus ist so etwas wie die vertonte Bibel für den Bier – trinkenden - 80er Fan.

Oder „Angel“. Mit nicht zu überhörendem Deep Purple Einfluss hauen die alten Jungs mal so nebenbei einen Jahrtausend - Klopper in die Runde, bei dem ich nicht weiss, ob ich lachen oder weinen soll.
Oder „Fired“, bei dem ich mich frage, ob wir noch Black Sabbath brauchen.
Oder „All The Way To The Sun“, dessen Melodie so geil ist, dass man davon träumt.
Oder...oder...oder......

Klar, das waren mehr Highlights als ein bis zwei – und ich hab' mich schon zurück gehalten.
Wer's jetzt noch nicht kapiert hat, dass diese CD nur aus geilem Stoff gestrickt ist, dem gebe ich jetzt den Rest:
Als Zugabe gibt’s den Accept Track „Hellhammer“ als Reminiszens an Mr. Reeces Schaffen in der Vergangenheit. Und es klingt......schöööööön!

Gitarrist Martin Kronlund hat neben der Produktion auch den Mix übernommen und genauso wie bei seinen Songs alles richtig gemacht.
Warum, verdammt nochmal, haben wir nicht mehr 1987? Dann würden Gypsy Rose nächsten Freitag in der Westfalenhalle zu Dortmund spielen und im Vorprogramm wären Bon Jovi.
Beste Hardrock Scheibe bisher im Jahr 2008. Ohne Wenn und Aber!

Tracklist:
1.Final Call
2.Nothing Really Matters
3.Angels
4.When I Call Your Name
5.Don't Look Back
6.Fired
7.A Little Ain't Enough
8.All The Way To The Sun
9.A Million Miles
10.Liar
11.Another World
12.Hellhammer

Line Up:
David Reece – Vocals
Martin Kronlund – Guitars
Rikard Quist – Keyboards
Mats Bostedt – Bass
Imre Daun - Drums

DISCOGRAPHY:

2005 - Gypsy Rose
2008 - Another World

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Gypsy Rose - Gypsy Rose (CD-Review)
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David Reece von Gypsy Rose (Interview)
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