Squealer-Rocks.de CD-Review
No Machine - A Terrible Thing

Genre: Pop / Rock
Review vom: 25.06.2008
Redakteur: TheMattes
Veröffentlichung: 27.06.2008
Label: Arion Records



Hehe, in den glorreichen Siebzigern, als hier im Pott noch die Dinosaurier mit der bloßen Faust gejagt wurden, konnte man sich auch noch Platten ausschließlich nach dem Cover kaufen (die/das Artwork konnte man außerdem noch ohne Elektronenmikroskop erkennen). Bei „A Terrible Thing“ von No Machine (est. 2006, Great Britain) wäre das voll in die berühmte Hose gegangen. Der dargestellt Cyborg mit dem blutrotenHerzen in der Hand hätte mich garantiert in die Irre geführt (ebenso wie der Titel) und ich hätte an krachende Mucke zumindest im Hardrock/Metalbereich gedacht. Das Cover stammt zudem noch von Mark Wilkinson, der auch schon für Priest, Maiden und The Darkness gearbeitet hat.

Denkste! Voll daneben!
Ein kleiner Hinweis wäre eventuell der Bandname No Machine gewesen, besonders das Wörtchen „No“. Nichtsdestotrotz ist das hier tolle Musik in der Schnittmenge von Rock, Pop(!) und ein bisschen Prog. Die Idee hinter dem Bandnamen No Machine deutet direkt auf die Idee hin, die eigentlich hinter der Band stand, nämlich eine wirkliche „Live“-Band sein zu wollen, mit ehrlichen, ausdrucksstarken Songs. Mmmmmh, gibt es auch unehrliche Songs oder Musik ? Mal unter uns, so nebenbei: diese Bezeichnung „ehrlich“ hat genauso viel Ausdruckskraft wie ein Vakuum. Okay, der Bandname soll die dünne Linie repräsentieren, die den Menschen in dieser von Technik dominierten Welt von der Maschine trennt. Aha!? Versteht ihr das? Ich nicht! Aber egal, entscheidend ist aufm Teller, gilt fürs Essen ebenso wie für `ne Vinylscheibe, heute muss man wohl sagen: entscheidend ist, was hinten rauskommt.
Lasst euch also überraschen und lasst uns daher lauschen den ja so ehrlichen und menschlichen Songs von No Machine, als da wären…….

…..zunächst einmal ist da der Titelsong „A Terrible Thing“, der mich mit einem sphärischen Intro und dann einem mitreißenden Groove, einer geilen Stimme und einer Mischung aus Rock und Pop überrascht. Das hat Schwung und reißt mich echt mit, vor allem weil Al Rivers hier direkt über dem Rhythmus singt. Es gibt scharfe Leads und ruhige Momente, aber Hardrock oder Metal ist das nu wirklich nicht. Der Song hat aber Ohrwurmcharakter und rockt voll nach vorne. Zudem erinnert mich der Song auch noch wirklich an Cockney Rebel.
Genauso toll und gut ist „I Get Down“, nur viel kürzer (2:12!). Das rockt!
Dritter Song, erste Ballade: die rau-heisere Stimme von Al Rivers kommt bei „Tell Me“ so richtig zur Geltung. Der Song ist einfach poppig-schön, achtet mal auf den dezenten Hintergrundchor, und hat definitiv Radio-Hit-Qualität.
„I Choose You“ ist ganz klar Popmusik. ebenso wie „Divine, denn meines Erachtens macht erstens dieses Schlagzeug alleine mit dem Bassspiel noch keine Rockmusik. Zweitens ist dieser Backgroundchor so was von Popmusik, dass es mir buchstäblich eiskalt den Rücken herunter läuft.
Sechster Song, zweite Ballade: popmusikalisch gesehen einfach nur schön (und der Chor macht: „huuuuuuuuuuuuuuuuuuhuuuuuuuuuuhu“!). Mannomann!
Nahtlos gehts dann über in, na was wohl, jawoll, die nächste Ballade, die noch ein wenig, wie soll ich sagen, „balladiger“ ist. Ich meine damit, „Sha La La Lady“ ist noch langsamer und Radio-kompatibler und erinnert mich stark an, ohne Scheiß jetzt, Modern Talking! Alleine der Titel spricht doch wohl schon Bände und genauso ist dieser Chor, Grundgütiger! Zwischendurch hört man aber doch wahrhaftig eine verzerrte Gitarre, die dann aber sofort in diesen geradezu schauerlichen Chor übergeht, der mir das schöne Solo kaputt-schallalaht. Ich bin einer Ohnmacht nahe.
Bei „The Races“ handelt es sich um eine echte Überraschung, denn nach einem sphärischen Keyboard-Intro krachts doch wahrhaftig rockig aus den Boxen mit einem lauten Groove und und harten Riffs, die ich den Jungs schon gar nicht mehr zugetraut hätte. Hier schließen No Machine an die beiden ersten Songs an, und „The Races“ ist noch besser und es rock gewaltig im Gebälk. Ich fasse es nicht, klasse! Fällt in die Kategorie Melodic Rock, fast Metal.
Jetzt wird es mal wieder ruhig, denn das hatten wir ja schon lange nicht mehr. „Sunshine“ allerdings ist dagegen endlich auch mal proggig und ein wenig funkig mit Breaks, gut geklöppelten Drums und einem dezenten Klavier im Hintergrund und …..Tusch! …. den bekannten huuuuuuuuhuuuuuuuuuuuhu-Chören. Kein Kommentar!
„There Are Forces“ beginnt laut, aber, wie auch sonst, langsam und mehr bluesig. Endlich mal eine Ballade (*stöhn*). Es beginnt also langsam und lauter als erwartet und steigert sich dann kontinuierlich zu einer Melodic-Rock-Ballade. Nicht übel!
Den Schlusspunkt setzt dann „Diamond Ring“ und ich sage „Adios Rock“, und „Hello Pop“! Dies ist ein irgendwie komischer Song, der aber was hat, ich weiß nur nicht, was denn eigentlich. Fest steht nur eines: es gibt da einen gewissen Zwang, zuzuhören. Der Gesang von Al Rivers macht einfach den Unterschied zu anderen Popsongs. Er erinnert mich an eine Mischung aus Steve Harley (Cockney Rebel), Steve Forbert oder Faith No More’s Mike Patton. Das ist jetzt keine negative Kritik, sondern ein echtes Lob. Diese rau-heisere Stimme ist einfach toll!

Ich bitte um Vergebung, aber was manche sich für einen Stuss ausdenken und dann auch noch daher reden, kann ich manchmal nicht fassen. Aber vielleicht ist das Statement über die Musik von No Machine ja auch nur auf dem Mist der Promo-Firma gewachsen, dann sind die Jungs von „No Machine“ natürlich entschuldigt.
Ich finde diesen Mix auf „A Terrible Thing“ irgendwie befremdlich, vor allem wegen dieses Pop-Anteils, den ich auf den Tod nicht ausstehen kann. Insbesondere diese Chöre (Himmel, hilf!) wären eines Bohlen würdig.
Auf der anderen Seite zeigen No Machine echte Kreativität beim Songwriting und Arrangement, die die Songs mit ihren Melodien aus der Masse heraus heben. Diese Melodien haben einen sofort am Haken und man muss weiter zuhören. Die Rock-/Prog-Anteile sind zugegebenermaßen absolut hörenswert, denn sie zeigen die Fähigkeiten der Band, sehr interessante und abwechslungsreiche Kompositionen und Arrangements zu dengeln. Die Songs haben diesen Ohrwurmcharakter, obwohl ich die Musik an sich eigentlich gar nicht so richtig mag. Merkwürdig! Diese Schlager-Chöre waren nu aber echt nicht nötig gewesen, da krieg ich Pickel! Nennen würde ich das Ganze zeitlosen Indie-Pop oder Indie-Rock oder Indie-Prog. Sucht euch was aus! Die Texte drehen sich um Frauen, die Probleme und die komplizierte Welt an sich und sind stellenweise ganz witzig.
Nur so als Hilfe: vergleichbare Bands wären vielleicht Mad Science Fair oder Sylvan.

Tracklist:
1. A Terrible Thing
2. I Get Down
3. Tell Me
4. I Choose You
5. Divine
6. Elevator
7. Sha La La Lady
8. The Races
9. Sunshine (Ain’t No Friend Of Mine)
10. There Are Forces
11. Diamond Ring

Line Up:
Al Rivers – vocals
Emil Rivers – piano
Fred – guitar
Pedro – bass
Joca – drums
Daniel – organ / synths

DISCOGRAPHY:

2008 - A Terrible Thing

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