Squealer-Rocks.de CD-Review
Helheim - Kaoskult

Genre: (Viking) Black Metal
Review vom: 30.05.2008
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 23.05.2008
Label: Dark Essence



„Helheim, das Heim Hels, der nordischen Göttin der Unterwelt […], in welche alle hinabsteigen, die eines natürlichen Todes gestorben sind […]“
Hinter diesem Namen verbirgt sich aber auch eine der ältesten, sich den altnordischen Kulten widmenden und wohl bekanntesten Black Metal Bands Norwegens - Helheim. Mit KAOSKULT entfesseln die fünf Mannen aus dem kalten Norden ihr nun mehr sechstes Album und versprechen eine nie gekannte Epik und Härte an den Tag zu legen. Ob sie dieses Ziel erreicht haben, werden die nächsten 40 Minuten zeigen.

Für gewöhnlich hege ich eine große Affinität zum kalten Black Metal aus nordischen Landen, jedoch stößt diese an ihre Grenzen, wenn die peripheren Parameter eine vollkommene Inkohärenz aufweisen – auf gut Deutsch: Es fällt ungemein schwer in die abgründigen Tiefen des Blut gefrieren lassenden Black Metals abzutauchen, wenn dieser Tage der Sommer mit schwülen 35°C im Mitteleuropa Einzug hält.
So schleppt sich KAOSKULT in typischer, sich teils in doomigen Tempobereichen niederlassender, düsterer Weise am Hörer vorbei und mag sich bei den ersten Hördurchläufen nicht so recht öffnen. Man ist fast geneigt Epik mit Langeweile und Langatmigkeit gleich zu setzen – eigentlich sollte ich an dieser Stelle Schluss machen, mich ins Freibad begeben und mich vom kühlenden Nass treiben lassen – aber halt, das ist gerade das Stichwort.

Man muss sich einfangen und treiben lassen von der wirbelnden Strömung des Chaos, denn dann beginnen sich aus dem morastigen Grund Formen von bizzarem Aussehen zu erheben. Unversehens tritt man ein in das Wirken der dunklen Urkräfte, die das Antlitz der Welt formten. So weicht der zunächst fade Eindruck einem angenehmen Nicken und spätestens in „Northern Forces“ der geballten Faust, denn während „Det Norrøne Alter“ durch seine symphonische Untermalung den fast schon absurd erscheinenden Vergleich zu den finnischen Glam Rockern Lordi schlägt, gehen Helheim spätestens ab „Om Tilblivelsen Av Gapende Tomhet“ um einiges kompromissloser zu Werke, wodurch sie die Doom durchwobenen Gefilde dann auch zeitweise verlassen. Epik wird zu atmosphärisch bedrückenden Tönen und Melodien, die sich mit den über den Himmel zuckenden Blitzen und dem lauten Donnern zu einer Symphonie der vorzeitlichen Dunkelheit verbinden, deren fesselnd, hypnotische Wirkung mit zunehmender Spieldauer ansteigt. Kontinuierlich steigert sich das Album und aus der schwarzen Flut erscheint „Helheim“ wie ein Fels, der sich aus der niederdrückenden Stimmung emporhebt und den großartigen zweiten Teil von KAOSKULT einleitet. Schwerfällige Riffs erinnern so an die Anfangstage des epischen Black Metals, wie man ihn zuletzt auf Moonsorrow’s TULIMYRSKY EP in Form alter Demosongs zu hören bekam.
Das Aufgebot an fünf Sängern (Kreischen und Grunzern) tut sein Übriges, dass man, sobald man Teil des Chaos geworden ist, keine Spur von Langeweile mehr verspürt.

Fazit: Kein Album für den Sommer präsentieren uns die Norweger mit KAOSKULT, denn winterliche Dunkelheit fließt durch die Adern dieses Machwerks, das so nur den ganz Hartnäckigen und ewig Winterlichkalten seine beeindruckenden Welten offenbart. Einen wirbelnden Strudel haben Helheim erschaffen, in den man sich aber schon selber stürzen muss.

Tracklist:
1. Det Norrøne Alter
2. Northern Forces
3. Om Smerte Og Liv
4. Om Tilblivelsen Av Gapende Tomhet
5. Helheim
6. Åndevind
7. Symboler, Fremover Og Bakover
8. Altered Through Ages
9. Svart Seid

Anspieltipps: Northern Forces, Helheim, Åndevind, Svart Seid

Line-Up:
V’gandr – Bass, Gesang
H’grimnir – Gitarre, Gesang
Thorbjørn – Gitarre
Lindheim - Keyboards
Hrymr – Schlagzeug

Gäste:
Rolf Roxce – Gesang
Bjørnar Nilsen – Gesang
Marius Lynghjem – Gesang

DISCOGRAPHY:

1993 - Helheim (Demo)
1994 - Nidr ok Nordr liggr Helvegr (Demo)
1995 - Jormundgand
1997 - Av Norrøn Ætt
1999 - Terrorveldet (MCD)
1999 - Blod & Ild
2001 - Helsviti (MCD)
2003 - Yersinia Pestis
2006 - The Journeys and the Experiences of Death
2008 - Kaoskult
2010 - Åsgards Fall
2011 - Heiðindómr Ok Mótgangr


SQUEALER-ROCKS Links:

Helheim - Kaoskult (CD-Review)
Helheim - Heiðindómr Ok Mótgangr (CD-Review)

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