Squealer-Rocks.de CD-Review
White Lion - Return Of The Pride

Genre: Rock
Review vom: 09.03.2008
Redakteur: Eric
Veröffentlichung: 14.03.2008
Label: Frontiers Records



Es passiert im Leben eines Hobby-Schreiberlings vermutlich nicht oft, dass er im Angesicht einer Promo niederknien möchte in tiefer Dankbarkeit und den Göttern des Rock’n’Roll danken für die Erkenntnis, wozu der ganze Aufwand letzten Endes wert ist. Danke auch an der Stelle an die Götter von Frontiers dafür, diesen Moment jäh und unschön beendet zu haben, aber dazu später mehr.

Vorab aber, für die Jungspunde unter uns: White Lion lieferten anno 1989 mit “Pride” und den darauf enthaltenen Smashern “Wait”, “Tell Me” und insbesondere “When The Children Cry” zweifellos eine der Perlen des 80er Jahre US-Hardrocks. Auch wenn die Band nach zwei weiteren Alben und sinkenden Verkaufszahlen recht schnell in der Versenkung verschwand und Frontmann Mike Tramp mit seiner Solo-Karriere fortan erheblich kleinere Brötchen backen sollte - am Kultstatus der Truppe um Tramp und Gitarren-Virtuose Vito Bratta ändern diese Tatsachen herzlich wenig. In dem Zusammenhang möchte ich als persönliche Randnotiz anmerken, dass “Big Game”, der Nacholger des legendären “Pride”-Albums, nach meiner Auffassung ganz vorne steht in den ewigen Charts der unterbewertetsten Alben aller Zeiten.

Naja, es gäbe unzählige Seiten zu füllen über White Lion, ihre Musik, ihre engagierten Texte oder ihren charismatischen Frontmann Mike Tramp, aber Fakt ist: Zumindest der ist zurück, jetzt unter dem Namen White Lion, wobei natürlich von den eigentlichen Mitgliedern der erfolgreichen Jahre außer ihm keiner mehr an Bord ist. Aber egal, allein der Name White Lion löst beim aufgeregten Schreiberling nervöses Zittern aus, bis, noch bevor das Intro zum 8-minütigen Opener “Sangre De Cristo” verklungen ist, eine aufgrund des Akzentes unverkennbar italienische männliche Stimme reinquatscht: “You are listening to the new White Lion album Return Of The Pride”. Hä? Kollege, das weiß ich, das steht auf der Hülle, verflucht noch mal! Um es kurz zu machen: Von 2 Nummern abgesehen, quatscht der Mensch in gänsehauterzeugendem Akzent und in unschöner Regelmäßigkeit jeden Song in Grund und Boden. Ehrlich Leute, was soll der Scheiß? Wie soll man sich auf Mucke konzentrieren, wenn man irgendwann im Grunde nur noch auf den nächsten sprachgefüllten Aussetzer wartet? Sind euch eure Künstler so wenig wert, dass ihr ihre Werke dermaßen verhunzt? Es ist verdammt schade, dass sich mein Lieblings-Label Frontiers dieser Unsitte nun auch anschließt. Wenn ihr uns Schreiberlingen nicht traut, dann schickt uns die Promos nach der Veröffentlichung zu, aber das hier ist Scheiße!

Zurück zum Thema, auch wenn’s schwer fällt: “Return Of The Pride” enttäuscht nicht, und das ist angesichts der Messlatte schon mal eine ganze Menge. Mit “Dream” ist ein wunderschöner Ear-Catcher gelungen, wobei man sich auch dabei fragt, ob die Nummer vielleicht nur deshalb aus den anderen herausragt, weil ausnahmsweise mal keiner dazwischen quakt. Ansonsten lehnt sich die stolze Rückkehr abwechselnd an alte, glorreiche Zeiten, als der weiße Löwe noch mächtig laut gebrüllt hat, und an Tramp’s Solo-Zeiten an. Auffallend insbesondere die beiden überlangen Nummern “Sangre De Christo” und “Battle At Little Big Horn” mit Spielzeiten um die 8 Minuten. Zumindest der monumentale Midtempo-Stampfer “Battle Little Big Horn”, mit dem Tramp geschickt die Brücke schlägt zwischen den “Fight To Surive”-Anfangstagen und der Moderne, ist sicher einer der Höhepunkte des Albums.

“Live Your Life”, “Set Me Free”, das geschickt aufgebaute “I Will” oder “Gonna Do It My Way” - alles Musterbeispiele für packende Rocksongs, auf den Punkt gebracht und getragen von Tramp’s Stimme, die nach wie vor nicht anders als mit “einzigartig” beschrieben werden kann. Sicher nicht “schön” im klassischen Sinne, kann selbst der Laie sein Organ unter Hunderten von Sängern mühelos heraushören - in Gleichklinger-Zeiten wie diesen eines der höchsten Komplimente überhaupt. Mit “Never Let You Go” und “Take Me Home” gibt’s natürlich auch die unvermeidlichen Balladen, die allerdings Großtaten des weißen Löwen im Stile von “When The Children Cry” dann doch nicht ganz das Wasser reichen können.

Natürlich, einem Vergleich mit dem legendären “Pride”-Album kann “Return Of The Pride” schon alleine aus früher-war-alles-besser-Nostalgiegründen nicht standhalten. Dessen ungeachtet liefert Mike Tramp erneut ein grundsolides und hochwertiges Rock-Album ab, das mit dem monumentalen Stampfer “Battle At Little Big Horn” der an Höhepunkten nicht armen Bandhistorie einen weiteren hinzufügt. Keine Entschuldigung gilt für Genre-Freunde, Pflichtkauf!.

Tracklist:

01. Sangre De Cristo
02. Dream
03. Live Your Life
04. Set Me Free
05. I Will
06. Battle At Luttle Big Horn
07. Never Let You Go
08. Gonna Do It My Way
09. Finally See The Light
10. Let Me Be
11. Take Me Home

Lineup:

Mike Tramp (vocals)
Claus Langeskov (bass)
Jamie Law (guitar)
Henning Wanner (keyboard)
Troy Patrick Farrell (drums)

DISCOGRAPHY:

1984 - Fight To Survie
1987 - Pride
1989 - Big Game
1991 - Mane Attraction
2005 - Rocking The USA
2008 - Return Of The Pride

SQUEALER-ROCKS Links:

White Lion - Rocking The USA (CD-Review)
White Lion - Return Of The Pride (CD-Review)

White Lion - Bang Your Head Festival 2005 (DVD-Review)

White Lion und Axxis - Karlsruhe, Festhalle Durlach (Live-Review)

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