Squealer-Rocks.de CD-Review
tiles - fly paper

Genre: Progressive Rock
Review vom: 29.01.2008
Redakteur: TheMattes
Veröffentlichung: 25.01.2008
Label: InsideOut Musik/SPV



Tiles aus Detroit haben uns mit einem neuen Erguss ihrer Schaffenskraft beehrt und wollen mal wieder wie eine Mischung ihrer Vorbilder Rush, Jethro Tull, Queensryche und Iron Maiden (???) klingen. Das sagte zumindest Gitarrist und Hauptsongschreiber Chris Herin, um ergänzend noch hinzu zu fügen, dass Tiles mitunter dazu neigen, ein wenig dunkel und nachdenklich zu klingen, manchmal sogar launisch. Deshalb wollte man diesmal unbedingt ein großes Augenmerk auf die Gitarre legen, um härtere Sounds, mehr Soli und weniger Keyboards zu kreieren. Im Gegensatz zum Vorgänger „Window Dressing“ sollte die Stimmung heller sein und der Energielevel somit höher. Gleichzeitig wollen sich Tiles von allzu epischen Tendenzen fernhalten, aber schon fast auf Melodic Rock ausrichten. Aha! Dann wollen wir doch mal sehen, wie es auf „Fly Paper“ zugeht, dem fünften Album seit 1993.

Vorwegschicken möchte ich noch das, was Chris Herin zum Artwork und zum Konzept von Fly Paper zum Besten gegeben hat:“ Die Songs sind durch das Thema ‚Menschliche Verwundbarkeit’ verbunden und wie wir Menschen ständig damit beschäftigt sind, unser Wohlergehen vor schädlichen Bedrohungen zu schützen. Es geht um das emotionale Spektrum von Erfahrungen im Miteinander mit unseren Freunden, unserer Familie, der Welt als Ganzes und uns selbst. Nachdem ich mit Hugh Syme über die Texte gesprochen hatte, kam er mit der simplen aber beunruhigenden Idee des Papierflugzeugs über New York, welches ganz offensichtlich eine Bedrohung in einer Welt nach dem 9.11. darstellt, obwohl es nur aus Papier ist. Das Flugzeug besteht aus Zeitungspapier, um zu verdeutlichen, dass das geschriebene Wort eine eigene historische Bedeutung für eine politische und literarische Bedrohung hat.“
Meine Güte, manchmal kann man es mit der Aufladung an Bedeutung aber auch übertreiben.
Nun zum Thema des Abends: Musik von Tiles!
Die ersten drei Songs ordne ich ein in die Kategorie Progpop oder so, „Hide In My Shadow“ mit treibendem Rhythmus und eingängiger Melodie, was es mit „Secret And Mundence“ gemein hat, wo es noch ein bisschen Lead-Gitarrengefrickel dazu gibt. Gleiches gilt für „Back And Forth“, während „Landscrape“ rockiger daherkommt, mit mal aggressiverem Gesang, gerne auch mehrstimmig. Alles irgendwie Yes, Glasshammer, Rush.
„Markers“ erinnert mich an Schlafwagenmusik, könnte auch als Fahrstuhlmusik herhalten, denn es ist sehr ruhig, balladesk, Spannung aufbauend, damit es im Mittelteil ein bisschen rockiger zugehen kann. Einfach nur schön!
„Dragons, Dreams And Daring Deeds“, „Crowded Emtpiness“ dagegen ist komisches Gezocke, kein Wunder, wenn bei der Produktion dieser Platte nebenher immer Yes im Studio lief. Verschwurbelt, fast schon jazzrock-artig. Ist mir einfach zu seicht, kompositorisch aber durchaus komplex und mit Sicherheit nicht einfach zu spielen. „Hide And Seek“ ist natürlich genauso gelagert aber mit über acht Minuten ganz schön lang. Eine ganz flotten Anfang folgt ein seeeehr ruhiges Zwischenspiel und dann was Schönes von der Leadgitarre bis zum Schluss und damit wäre es geschafft.
Grundsätzlich mal: ich halte nicht viel davon, das Infoblatt für ein Review kritiklos zu übernehmen oder gleich als Review einzustellen. Das wäre mir echt zu blöd, andere scheinen da wohl weniger Hemmungen zu haben. Deshalb ist das, was Chris Herin anfangs sagte (nämlich z.B. über den Maiden-Einfluss), entweder auf das Bewusstsein trübende Substanzen zurückzuführen, oder er hat es schlichtweg so nicht gesagt. Allenfalls Rush oder Saga lasse ich mal als Referenz gelten. Allerdings ist mir persönlich das Ganze zu lasch und von wegen härtere Sounds. So ein bisschen Gitarrengefrickel und Soli machen noch keine Härte. Wirklich verzerrte Riffs sucht man vergeblich, ebenso `ne amtliche Gitarrenwand. Also mit Maiden oder Dream Theater hat das Ganze hier echt nichts zu tun! Und die namhaften Gäste machen den Kohl auch nicht fett.
Und das Zitat, Mattes? Dat hasse doch abgeschrieben? Aber latürnich habe ich das (deswegen heißt es auch „Zitat“ und steht in Anführungsstrichen, hehe), denn dieses Lamentum wirkt nur so richtig und spricht für sich, hoffe ich.
Die Jungs von Tiles sind am äußersten Rand der Rockmusik unterwegs. Zwar gekonnt, aber nichtsdestotrotz nix für Mattes. Wer diese nette Art von Musik mag und sich gerne im ProgFunkJazz-Universum bewegt, sollte auf jeden Fall reinhören. Auch Rush-Fans sollten mal ein Ohr riskieren. Es könnte sich lohnen, aber ich kann dafür meine Hand nicht ins Feuer legen. Ein wenig härter und rockiger als „Liberty Manifesto“ von Airtime ist es allemal. Es ist definitiv kein Hardrock oder Metal und kraftvoll ist für TheMattes auch was anderes.

Tracklist:
1. Hide In My Shadow
2. Secred And Mundence (w/ Alex Lifeson)
3. Back And Forth (w/ Alannah Myles)
4. Landscrape
5. Markers
6. Dragons, Dreams And Daring Deeds (w/ Kim Mitchell)
7. Crowded Emptiness (w/ Hugh Syme)
8. Hide And Seek
9. Passing Notes

Lineup:
Chris Herin - Guitar
Mark Evans - Drums
Paul Rarick - Vocals
Jeff Whittle - Bass

Special guest musicians:
Sonya Mastick – percussion
Matthew Parmenter – keyboards & vocals
Nate Mills – vocals

DISCOGRAPHY:

1994 – Tiles
1997 – Fence The Clear
1999 – Presents Of Mind
2000 – Presence In Europe 1999
2004 – Window Dressing
2008 – Fly Paper


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