Squealer-Rocks.de CD-Review
Sinwell - True Sense

Genre: Rock
Review vom: 08.01.2008
Redakteur: Maddin
Veröffentlichung: 15.01.2008
Label: Point Music



Da sitzt man nun und weint. Die neue BonJovi-Platte war ein dermassen schlimmer Ausfall, daß man prompt den Glauben an die Rockmusik verloren hat. Nie wieder schöne Melodien mit klarem, durchgezogengem Gesang, der über harte, klare Gitarrenriffs fegt. Nie wieder Balladen, bei denen man die Augen schließt, die wunderschönen Melodiebögen geniessend. Nie wieder? Alles vorbei? Mit Nichten! Sinwell geben sich die Ehre!

Mit ihrem Debütalbum "True Sense" legen die Nürnberger ein unglaubliches Pfund Rockmusik auf die Plattenteller der Nation. Angeführt von ihrem Sänger Joschi Hensel gelingt ihnen, was nicht vielen Bands zu erreichen gegönnt ist: Richtig griffige, gefühlvolle Rockmusik im modernen Mantel. Dabei sticht der zu Beginn erwähnte Vergleich zu Bon Jovi wohl am deutlichsten heraus. Denn in den höheren Stimmlagen ist es absolut unmöglich, die Stimme des Sinwell-Shouters vom guten Jon Bon zu unterscheiden. In den tieferen Stimmlagen allerdings finden wir ein Phänomen, das diese Band für viele wohl schwer einschätzbar macht. Die pure Rockstimme verwandelt sich prompt zu einer ziemlich dreckigen Südstaatenrockröhre, die irgendwo in der Schnittmenge zwischen James Hettfield und dem ehemaligen Creed-Sänger Scot Stapp liegt.

Die Musik, die diese beiden eigentlich verschiedenen Stile so wunderbar zu einer Einheit zusammenfügt, wird von einer höchst melodiösen Gitarrenarbeit begleitet, die allerdings nie ihren Biss verliert. Hier leistet Benno Baum, der das Album auch produzierte, wirklich Großes. Hier mal einfach die Akkorde stehen lassen, dort ein kleiner WahWah oder warum nicht einfach mal eine Zwölfseiter druntersetzen, um alles ein wenig dicker zu machen? Man merkt bei jedem Lied, wieviel Herzblut das Quartett in das Album einfliessen lies. Das macht den Stil rein musikalisch auch so schwer ermittelbar. Es wird nämlich offensichtlich genau das getan, was viele Bands von sich behaupten: Der eigene Schuh wird gespielt, man versucht nicht, in fremden Schuhen zum Erfolg zu kommen.
Die Rythmusgruppe, bestehend aus Dierk von Tesmar am Bass und Tommy Resch am Schlagzeug unterstreicht das ganze auf wirklich gute Art und Weise. Gerade die Drums sind sehr dynamisch gespielt, ohne zu sehr in den Vordergrund zu rücken.

Sinwell können also ohne jegliche Übertreibung zu einer der hoffnungsvollsten deutschen Rockband der heutigen Zeit werden. Bleibt für sie nur zu hoffen, daß die Rocker sie nicht als Metal, und die Metalgemeinde sie nicht als reine Rocker abstempelt. Denn was hier auf ansehnlichen, völlig ohne Ausfälle auskommenden, zwölf Tracks geliefert wird ist ist wirklich absolute musikalische Oberklasse.

Ich würde abschliessend noch gerne einige Anspieltips geben, aber aufgrund der verschiedenen Stilrichtungen auf der Platte ist das eine nicht ganz so kluge Idee. Kauft euch das Ding einfach, bereuen werdet ihr es nicht.
(Dies ist eine Gastkritik von Langemann)
Tracklist:
1. nowhere man
2. old love
3. true sense
4. say what
5. change my world
6. shot in the middle
7. time of revival
8. sleepwalker
9. where your heart belongs
10. pretender
11. see the light
12. dead end


Line Up:
Tommy Resch: Drums
Benno Baum: Gitarre
Joschi Hensel: Gesang
Dierk Von Tesmar: Bass

DISCOGRAPHY:

2008 - True Sense

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Sinwell - True Sense (CD-Review)

Nazareth und Sinwell - Nürnberg, Hirsch (Live-Review)

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