Squealer-Rocks.de CD-Review
Railroad - Where To Go

Genre: Rock'n'Roll
Review vom: 29.12.2007
Redakteur: Eric
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Na klasse, wie viel Klischee geht denn noch? Sie nennen sich Railroad, betiteln ihr Album „Where To Go“ und latschen auf dem Cover auf Bahngleisen Richtung Wald, der ihrer Heimat entsprechend irgendwo im nördlichen Umfeld der Kleinstadt Hamburg liegen dürfte.

Ein skeptischer Blick in die Band-Info lässt schlimmes erahnen, hörte der letzte Band-Output doch tatsächlich auf den Namen „Girls, Guitars, Rock’n’Roll“. Männer! Erstens fehlt da der Stoff und zweitens ist das so was von daneben – dass es irgendwie schon wieder Rock’n’Roll, ja, ist ja gut!

Jedenfalls, so wirklich überzeugt oder gar optimistisch bin ich an den ein Dutzend Songs umfassenden Silberling nicht ran gegangen, zumal der Opener „The Tramp“ in Verbindung mit den Schienen und dem Bandnamen irgendwie … ihr wisst schon. Ich bin mir jedenfalls nicht sicher, ob das geht und wenn, würde es Scheiße aussehen, aber hoppla, da klappt der vorurteilsbelastete Freizeit-Redakteur die Lauschlappen doch schon mal richtig auf Empfang: Das rockt! Das rockt sogar so sehr in der Tradition einer in gewissen Kreisen bekannten Underground-Kapelle namens Status Quo, dass mein geschätzter Kollege und Feingeist Maddin vor Freude seine Jever-Flasche küssen würde – mindestens küssen! Weiter geht’s im Rock’n’Roll-Gleichschritt, „We Know“ wird angefeuert von einem astreinen Quo-Riff, und überhaupt: Die Ansammlung amtlicher Damm-Da-Damm-Rhythmen auf „Where To Go“ lässt den verbissenen Prog-Fetischisten fassungslos in seine 1000-Euro-Kopfhörer beißen, während der Rest der Gang erstmal abklärt, ob der Biervorrat für die ganze Scheibe ausreicht. „A Little Letter“ ist erneut Quo pur, während „Bad Boy“ kackfrech den australischen „Whole Lotta Rosie“-Riff einer Zweitverwertung zuführt. Darauf ein Bit, Prost und runter damit, schließlich kann ein Song namens „Telefonzelle“ in seiner ganzen Tiefe nicht nüchtern aufgenommen werden, nicht wahr? Immerhin, bei dem Refrain „She’s the best damn woman i ever met, she wakes up feelings that i never had“ in Verbindung mit dem Titel „Telefonzelle“ können dann auch die Progger wieder unterm Tisch rauskrabbeln, die Beißerchen aus den Kopfhörern lösen und über diese Verbindung mal geschmeidig grübeln.

Railroad sind, um das Gefasel zu einem möglichst sinnvollen Abschluss zu führen, eine echte Überraschung. Sie bewegen sich stilsicher in der Schnittmenge von Status Quo und den alten AC/DC, rocken sich dreist durch tausendmal gehörte und eigentlich ausgelutschte Riffs und Refrains und bieten Null Innovation. Aber ehrlich, Null Innovation kann rocken wie Sau, und genau das tut „Where To Go“ vom ersten bis zum letzten Ton. Eine Gute-Laune-Rock’n’Roll-Platte, die noch oft in meinem Player rotieren wird. Aus Hamburg kommen viele tolle Dinge, der Vierer aus dem Norden zählt ohne Zweifel dazu. Freu mich schon auf die nächste Scheibe von Railroad, aber bitte, Männer, nennt sie nicht „Bahnstreik“!

Anmerkung: Beziehen könnt ihr das Teil übrigens für15 Euro über die Bandhomepage

Tracklist:

01. The Tramp
02. We Know
03. Ocean Drive
04. I Don’t Mind
05. For A Ride
06. A Little Letter
07. Emergency
08. Where To Go
09. Bad Boy
10. Telefonzelle
11. Wanted Man / On The Run
12. 160

Lineup:

Tim Schwarz (guitars, vocals)
Arne Dieckmann (guitars, vocals)
Herb Dieckmann (bass, vocals)
Ole Hoffmann (drums, vocals)

DISCOGRAPHY:

2004 - Damned Right (EP)
2006 - Girls, Guitars, Rock'n'Roll
2007 - Where To Go
2009 - Something Good

SQUEALER-ROCKS Links:

Railroad - Where To Go (CD-Review)
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Railroad - Same (CD-Review)

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