Squealer-Rocks.de CD-Review
Primordial - To The Nameless Dead

Genre: Celtic Folk Metal
Review vom: 28.11.2007
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: Metal Blade



Eisig treibt der Wind dunkle, von Regen oder gar Schnee beschwerte Wolken über das weite Rund des Himmels. Von moorigen Gewässern steigen wie Seidentücher zarte Nebelschleier auf und hüllen die Wälder und Wiesen in ein diffuses, geisterhaft unheimliches Licht, so dass kalte Schauder über den Rücken niedergehen und die Grenzen zwischen Heute, Morgen und Gestern verschwimmen. Aus der wohligen Wärme des Heims dringen unter flackernden Kerzen die Melodien, die von ebenso ewiger Schönheit sind, hinaus in die finstere, winterliche Novembernacht, in welcher die Menschen ihren Verstorbenen gedenken.

Schwermütig wie der November selbst klingt das Album und wie schon auf dem Vorgängerwerk THE GATHERING WILDERNESS ist diese tief greifende Melancholie zu spüren, die die Musik der Iren auszeichnet und den Hörer unweigerlich gefangen nimmt, hinwegspült mit den Gezeiten, jedoch Anno 2007 überraschen die Mannen um Sänger Nemtheanga uns mit einem Album, das alle Bisherigen in den Schatten stellt. Wie die eingangs beschriebene Dunkelheit bricht TO THE NAMELESS DEAD förmlich herein und lässt einen in einer atemberaubenden Geschwindigkeit in Melodien von fragiler Zerbrechlichkeit versinken, um doch im selben Moment atemlos unter hämmernden Trommeln und Gitarren wieder kurz nach Luft holend aufzutauchen.

War auf dem Vorgänger der teilweise in Black Metal Gefilden wildernde Klangbrei dafür verantwortlich, dass man die ganze Pracht des Albums erst livehaftig erfahren konnte (so geschehen am 2.10.2005 im LKA Longhorn zu Stuttgart), so besteht dieses den Genuss der Musik einschränkende Manko nicht mehr, denn organisch und natürlich, so dass man den entstehenden Live-Eindruck nicht leugnen kann, stampft es aus den Boxen und bedient somit in exzellenter Weise die Primordial typische niederdrückende Atmosphäre, die sich eines roten Fadens gleich durch alle acht Stücke zieht.

Schon im Opener „Empire Falls“ präsentiert sich das Quintett siegessicher und erzeugt durch wunderbare, perfekt platzierte Breaks die nötigen Spannungsbögen, um den Song ins passende Licht zu rücken, das meist diffus und neblig erscheint, jedoch von ebensolcher unheimlichen Eingängigkeit und Schärfe sein kann, dass sich die Texte und Melodien nicht nur im Gehör festsetzen, sondern gar ins Gedächtnis einbrennen. Düstere Bassläufe gehen der „Gallow Hymn“ voran, die sich ihres Namens entsprechend mühsam und unheilsschwanger dahin schleppt, um dann unter dem schreienden Gesang Nemtheangas zu explodieren und aufzuschwingen. Eben diese unverwechselbare, trauerbeschwungene Stimme ist es auch, die jedes Lied zu etwas ganz besonderen werden lässt und Primordial von vielen anderen Bands unterschiedet, denn anders als in diesem Genre durchaus üblich, bewegt sich Sänger Nemtheanga auf jenem schmalen Grad zwischen Singen und Growlen ohne jedoch Letzterem zu verfallen.
Einzig in „Failures Burden“ wird das Gefühl einer schweren Niederlage zusätzlich durch einige kurze Growlpassagen betont, so dass sich dies mit dem instrumentalen Bett zu einer trauerfreudigen Einheit verbindet.

Unheilsschwanger und melancholisch heiter, aufbrausend und mühsam dahin schleppend, das sind die Attribute, die TO THE NAMELESS DEAD beschreiben, aber in keinster Weise die dargebotene musikalische Reise vollkommen einzufangen in der Lage sind. In „As Rome Burns“ gelingt es Primordial durch die Litanei ähnlich wiederholte Zeile „Sing, sing, sing to the slaves…“ das unheilvolle Gefühl einer sich anbahnenden Revolte heraufzubeschwören, die sich schließlich in instrumentalen Tempoausbrüchen widerspiegelt. Bevor in „Heathen Tribes“ anfänglich akustische Gitarren und schwere Trommelschläge zur Schlacht rufen und in „The Rising Tide“ eine Armee aufmarschiert, über der unter Blastbeats die Wogen eines Krieges zusammenbrechen.

Fazit: Nach THE GATHERING WILDERNESS gelingt es den Iren erneut ein Meisterwerk von düsterer Erhabenheit zu erschaffen, das alle völkisch gesinnten Metaller und schwarze Trauerfreunde verzücken wird. Lehnt euch also zurück, zündet eine Kerze an und gedenkt mit Primordials TO THE NAMELESS DEAD des namenlosen Toten.

Tracklist:
1. Empire Falls
2. Gallows Hymn
3. As Rome Burns
4. Failures Burden
5. Heathen Tribes
6. The Rising Tide
7. Traitors Gate
8. No Nation On This Earth

Line-Up:
A.A. Nemtheanga - Gesang
Ciáran MacUiliam - Gitarre
Michael O'Floinn - Gitarre
Pól MacAmlaigh - Bass
Simon O'Laoghaire - Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

1993 - Dark Romanticism (Demo)
1995 - Imrama
1998 - A Journey's End
1999 - The Burning Season
2000 - Spirit the Earth Aflame
2002 - Storm Before Calm
2005 - The Gathering Wilderness
2007 - To The Nameless Dead



SQUEALER-ROCKS Links:

Primordial - To The Nameless Dead (CD-Review)

Heidenfest - Ludwigsburg, Rockfabrik (Live-Review)

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