Squealer-Rocks.de CD-Review
Glass Hammer - Culture Of Ascent

Genre: Progressive Rock
Review vom: 26.11.2007
Redakteur: TheMattes
Veröffentlichung: 23.10.2007
Label: Just For Kicks



Tach! Prog! Yes! Soisset! Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, sie sinds. Sind sie aber nicht. Aber der Einfluss von Bands wie Yes, Genesis und Emerson, Lake und Palmer ist unüberhörbar. Der Geist dieser Bands schwebt von der ersten bis zur letzten Minute über diesem hervorragenden, wohl komplexesten, zehnten(!) Album der seit 1992 existierenden amerikanischen Prog-Legende Glass Hammer.

Der erste Song „South Side Of The Sky“ ist dann auch 100% Yes, denn es ist ein Cover vom 1971er Album „Fragile“, diesmal mit weiblichem Gesang unter der Mithilfe von Jon Anderson von Yes entstanden. Er selber singt dann „Life By Light“.
Die symphonische Musik von Glass Hammer wird dominiert von sphärischen Keyboards, kongenialem Gesang verschiedener Interpreten, Harmoniegesängen und komplexen intelligenten Arrangements. Diesmal gibt es aber einen größeren Spielraum für Gitarre (mit schweren Riffs: „Ember Without Name“) und Geige, was einen keyboardmäßigen Overkill vermeiden hilft und die Platte abwechslungsreich macht. Der Drummer verleiht den Songs Schwung, Drall und Geschwindigkeit, auch wird mit moderneren Loops gearbeitet, also mit Schlagzeugsamples und Begleitrhythmen (Achtung Klugscheißerei! Fachbegriff: Repetitives Arrangement), aber das nur nebenbei. Es gibt viele ruhige Momente, aber grundsätzlich variiert das Tempo doch ständig und es wird auch mal richtig laut („Into Thin Air“).
Dies ist Retroprog in Reinkultur, und wenn ich bösartig wäre, was ich nicht bin, würde ich behaupten können, dass es sich hier manchmal schon um eine Parodie handelt. Aber möglicherweise ist das sogar Absicht.
Glass Hammer sind technisch perfekt und auch wegen des sehr guten Songwritings thront „Culture Of Ascent“ auf einem sehr hohen musikalischen Level, das durch die Mitwirkung vieler Gastmusiker noch betont wird. Manchmal erscheint mir die Sache freilich ein wenig, vielleicht bewusst, überkompliziert und überfrachtet. Das hat Glass Hammer dann allerdings mit Yes gemeinsam. Achtet mal auf die Länge der Songs; die Platte hat fast siebzig Minuten bei sechs Songs! Textlich ist das Fundament dieser Songs von ziemlich lyrischer Natur, wobei allerdings „Into Thin Air“ eine wahre Geschichte behandelt, nämlich die Tragödie auf dem Mount Everest im Jahre 1996, bei der viele Bergsteiger umkamen. In diesem Zusammenhang muss ich natürlich das sensationelle Cover erwähnen (Bravo! Bravissimo!), das exakt diese Atmosphäre von Einsamkeit und Kälte in großer Höhe widerspiegelt.
So! Ich persönlich hatte von Glass Hammer vorher noch nichts gehört und schon in grauer Vorzeit hatte ich für Yes, Genesis und Konsorten rein gar nix übrig. Daran hat sich nichts geändert, aber wenn ich gut gemachte Musik höre, dann erkenne ich sie auch, und bei Glass Hammer handelt es sich definitiv um eine solche. Glass Hammer erschaffen nämlich durchaus etwas Eigenes!
Ich sage deshalb folgendes: für Genreliebhaber und –liebhaberinnen ist diese Platte ein Muss, vor allem, da die großen Vorbilder schon längst das Zeitliche gesegnet haben.

Tracklist:
South Of The Sky – 9:24
Sun Song – 9:33
Life By Light – 7:29
Ember Without Name – 16:33
Into Thin Air – 19:14
Rest – 6:33

Lineup:
Steve Babb – bass guitar, pipe organ, Taurus Pedals, the Free Note, assorted percussion, Mellotron, piano, harp, loops and programming, Mini-Moog and backing vocals
Fred Schendel – Nord Electro 2, Nord Lead 2, pialo, Bela D Media D-Synth, organs, electric piano, Melllotron, additional synths, loops and programming, acoustic guitar, string arrangements and backing vocals
David Wallimann – Guitars
Carl Groves – Lead and backing vocals
Matt Mendians - Drums
Susie Bogdanowicz – Lead and backing vocals

The Adonia String Trio

Featuring:
Jon Anderson – vocalisations on „Life By Light“ and „South Side Of The Sky“

Also Featuring:
Eric Parker – Acoustic guitar
Robert Streets – backing vocals
Sarah Snyder – backing vocals
Haley McGuire – backing vocals

DISCOGRAPHY:

1993 - Journey Of The Dunadan
1995 - Perelandra
1997 - Live And Revived
1998 - On To Evermore
2000 - Chronometeree
2001 - The Middle Earth Album
2002 - Lex Rex
2004 - Shadowlands
2004 - Live At Nearfest
2004 - Lex Live (DVD)
2005 - The Inconsolable Secret
2006 - The Compilations, 1996 To 2004
2006 - Live At Belmont (DVD)
2007 - Culture Of Ascent


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