Squealer-Rocks.de CD-Review
Tokyo Dragons - Hot Nuts

Genre: Rock'n'Roll
Review vom: 19.10.2007
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 21.09.2007
Label: Escapi / Edel



Nein, sie haben sich keinen Deut verändert, die Tokyo Dragons. Sie mixen ihren mitreißenden Rock’n’Roll - Cocktail mit exakt den gleichen Zutaten wie schon beim Debut. Damit können sich die Burschen von der Insel locker das Prädikat „frechste Band des Planeten“ ans Revers heften. Denn wieder klauen die Briten dermaßen offensichtlich bei den Institutionen des Rock’n’Roll, dass man die Scheibe entweder wutentbrannt in die Ecke wirft oder aber einfach Spaß an der Sache hat. Mittlerweile zähle ich mich auch zu der Fraktion, die dem „Tribute Rock“ ordentlich was abgewinnen kann. Denn schließlich heiligt der Zweck die Mittel und es zählt ja außerdem immer nur das, was hinten raus kommt. Und solange die Mucke der Dragons jede Party zum kochen bringt, sei ihnen Amnestie gewährt.

Im Grunde ist es gerade das Unverschämte, das diese Band so sympathisch macht. Sie kokettiert quasi damit, sich bei den alten Helden zu bedienen. Ein Songtitel wie „Slayed Alive“ spricht hier Bände. Schlicht genial ist auch die Idee, einen Track „The Ballad Of Ballard“ zu nennen, diesen dann mit dem „Run To The Hills“ Drum - Intro zu beginnen und dann ein mitreißendes 70er Jahre Feuerwerk der Marke Rainbow / Kiss abzufackeln.
Überhaupt sind Kiss wohl der größte Einfluss, wobei es sich die Truppe allerdings verkneift, irgendwelche Riffs der Maskenmänner zu kopieren. Hier ist die Angst vor den mächtigen Anwälten eines Herrn Simmons wohl größer als die Band Attitüde.

Bei anderen Kapellen zeigen die Retro Rocker nämlich weniger Hemmungen. Beispiele gefällig? Bitteschön: In „Killing Everybody You Meet“ wird zunächst das Foreigner Thema „Feels Like The First Time“ verwendet, anschließend hören wir die Strophe von „Hell Ain’t A Bad Place To Be“ der Young Truppe. „Keeping The Wolf From The Door“ ist vom Riffing her ein Plagiat des Motörhead Kloppers „Go To Hell“, und „On Fuel“ hieß früher mal „Ace Of Spades“.
Das schon erwähnte “Slayed Alive” besitzt dann ironischerweise mehr The Who Flair, als das es nach der Noddy Holder Mannschaft klingt.
Auch daran erkennt man, dass es sich die Jungs von Tokyo Dragons zum Programm gemacht haben, die Retro Karte bis aufs Äußerste auszureizen. Um das Ganze auf die Spitze zu treiben, wurde tatsächlich noch eine echte Coverversion des Todd Rundgren Klassikers „Couldn’t I Just Tell You“ mit aufs Album gepackt, die ziemlich genial, weil authentisch, runtergezockt wird.

Und genau das ist dann auch der Punkt, der den frechen Jungs den Sieg einbringt: alle Songs klingen absolut echt und man hört ihnen – geklaut hin oder her – die Liebe zur Musik an. Das ein Mega Produzent wie Kurt Bloch auch einen großen Anteil am Gelingen solch eines Albums hat, steht außer Frage. Der Mann weiß, wie solche Mucke zu klingen hat und hat einen überraschend rohen 70er Sound hinbekommen. Einen Großteil ihres Erfolges verdanken die Tokyo Dragons sicherlich auch der Tatsache, dass die Zielgruppe U-20 die alten Bands gar nicht kennt.
Sei’s drum – was ich der Truppe beim ersten Album vor 2 Jahren noch als Ideenlosigkeit unterstellt habe, ist mittlerweile zu deren Image, bzw. Stil geworden.
Frech, aber nicht ohne Reiz. Macht auch der Ü- 30 Mannschaft richtig Spaß!

Tracklist:
1. On Your Marks
2. Keeping The Wolf From The Door
3. If I Run You Run
4. Killing Everybody You Meet
5. Rock My Boat
6. On Fuel
7. Slayed Alive
8. Ramblin’ Jack
9. Couldn’t I Just Tell You
10. The Ballad Of Ballard

Line Up:
Steve Lomax – Vocals, Guitar
Mal Bruk – Guitar, Vocals
Mathias Stady – Bass
Phil Martini – Drums, Vocals

DISCOGRAPHY:

2005 - Give me the Fear
2007 - Hot Nuts

SQUEALER-ROCKS Links:

Tokyo Dragons - Give Me The Fear (CD-Review)
Tokyo Dragons - Hot Nuts (CD-Review)

SONSTIGES:

BANDHOMEPAGE
Diesen Beitrag im Forum diskutieren