Squealer-Rocks.de CD-Review
Sum 41 - Underclass Hero

Genre: Pop Punk / Rock / Alternative
Review vom: 28.08.2007
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: Island Records



Nachdem sich die Kanadier von Sum 41 anno 2005 ganz klar den Metal auf ihre Fahnen geschrieben haben und mit CHUCK ein, in Anbetracht der Pop Punk Herkunft, sehr mutiges, wenn auch an vielen Stellen sehr aufgesetzt wirkendes Metalalbum unters Volk gebracht wurde, rudern Sänger/Gitarrist Deryck Jayson Whibley, Bassist Cone McCaslin und Drummer Steve „Stevo32“ Jocz auf ihren nunmehr fünften Studioalbum stellenweise wieder zum alten, die Band einst mit ALL KILLER NO FILLER nach oben bringenden, Festland zurück. Liegt's an Deryck‘s Hochzeit mit der von der Punk-Göre zur Lady mutierten Avril Lavigne oder am Abgang des Gitarristen Dave „Brownsound“ Baksh? Sei's drum.

Lauscht man dem als Opener und Single fungierenden Titeltrack fühlt sich der damals ins Rock-Business einsteigende Schreiber dieser Zeilen doch gleich ins Jahr 2001 zurückversetzt. Ja, die erste Freundin und bla, aber an was ich mich heute noch immer erinnern kann, ist die Art und Weise mit der ich das Taschengeld der letzten drei Monate zusammengekratzt habe und zum Media Markt marschiert bin, um das weltweite Durchbruchsalbum, ALL KILLER NO FILLER, von Sum 41 zu kaufen. Und jetzt sechs Jahre später und sichtlich gereift kehren die Kanadier gleich zu Beginn ihres neuen Albums zu alten pop punkigen Tugenden zurück und geben einen Song zum Besten, der die Leichtigkeit von Stücken wie „In To Deep“ oder „Motivation“ wieder aufschnappt. Bin ich wieder 13 oder was?

Natürlich nicht. Und auch die zum Trio zusammengeschrumpfte Band hat sich in den letzten Jahren bis hin zu den metallischen Versuchen konsequent weiterentwickelt, so dass UNDERCLASS HERO in der aus satten 15 Tracks bestehenden Folgezeit eher mit dem letzten, selbstbetitelten Blink 182 Werk (noch so eine Jugendliebe) oder U2 in Verbindung gebracht werden muss: Der Pop Punk wird erwachsen und ruhiger.
Dementsprechend verhalten und über weite Strecken balladesk präsentieren sich Sum 41 (Ausnahmen: „King Of Contradiction“ und „Confusion And Frustration In Modern Times“). Wo man einst noch mit ungezügelten, meist auch inhaltslosen Phrasen und Parolen um sich warf, stehen heute klare Bekenntnisse und entspannte, oftmals vom Piano begleitete Songs, bei denen man es fast wagt, über seine Jugend zu sinnieren und die damit verbundenen Erlebnisse ins Gedächtnis zurückzurufen – gleichzeitig hört man sich das nebenher laufende Material von Sum 41 an. Wow, seit wann bin ich nostalgisch?

Wenn sich in dieser „Stille“ kurzzeitig schnelle Punk-Vibes breit machen und Sänger Deryck einen seiner berüchtigten Schreianfälle bekommt (so geschehen bei „Walking Disaster“, „March Of The Dogs“ oder „Count Your Last Blessings“), dann ist das aus Punk-Sicht fast schon das Höchste bzw. auch Härteste der Gefühle. „Gefühle“, ein gutes Stichwort. Denn genau auf das wollen die allesamt ähnlich gestrickten Lieder wie „With Me“ (hey, das könnte auch von Avril‘s letztem Studioalbum sein), „Pull The Curtain“, „Best Of Me“ und „So Long Goodbye“ hinaus.

Vielleicht besitzt UNDERCLASS HERO die eine oder andere ruhige Nummer zu viel. Um das deiktisch sagen zu können, bin ich jedoch viel zu befangen. Oder in anderen Worten: Es ist wieder wie 2001. Das erste Mal richtig verliebt und die ganze restliche Welt interessiert mich einen feuchten Scheißdreck. Schön.

Fazit: Nach Blink 182 und Linkin Park folgen auch Sum 41 dem Ruf des Erwachsenwerdens und entwickeln auf der Grundlage ihrer bisherigen musikalischen Vergangenheit einen ganz neuen, sehr authentischen Charme. Wer würde dem verheirateten Deryck jetzt noch das Rebellenimage abnehmen? Niemand - UNDERCLASS HERO die logische Konsequenz.

Tracklist:
1. Underclass Hero
2. Walking Disaster
3. Speak Of The Devil
4. Dear Father
5. Count Your Last Blessings
6. Ma Poubelle
7. March Of The Dogs
8. Jester
9. With Me
10. Pull The Curtain
11. King Of Contradiction
12. Best Of Me
13. Confusion And Frustration In Modern Times
14. So Long Goodbye
15. Look At Me

Anspieltipps: Underclass Hero, With Me, Best Of Me

Band Line-Up:
Deryck "Bizzy D" Whibley - Gesang, Gitarre
Cone McCaslin - Bass
Steve "Stevo32" Jocz - Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2000 – Half Hour Of Power
2001 – All Killer No Filler
2002 – Does This Look Infected
2004 – Chuck
2007 - Underclass Hero

SQUEALER-ROCKS Links:

Sum 41 - Chuck (CD-Review)
Sum 41 - Underclass Hero (CD-Review)

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