Squealer-Rocks.de CD-Review
Amorphis - Silent Waters

Genre: Melodic Dark Metal
Review vom: 26.08.2007
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 31.08.2007
Label: Nuclear Blast



Dunkel und unergründlich wie ein See unter nächtlichem Himmel gestaltet sich der klangliche Teppich, den die Finnen von Amorphis heuer geknüpft haben. Waren sie zu Beginn ihrer Laufbahn noch fest im Death Metal beheimatet, so zeigen sie sich nun von einer fast unerwarteten Sanftheit und Tiefe, wie sie nur die vermeintlich „stillen Wasser“ zeigen können, doch bekanntlich sind diese Wasser die Tiefsten. So folgen wir ihnen nun auf den Grund eben jener und versinken in den SILENT WATERS.

Stürmisch legen die Mannen um die Gitarristen Holopainen und Koivusaari los und wirbeln wie ein Sturm gleich zu Anfang die unscheinbare Oberfläche des Sees auf. In „Weaving The Incantation“ und „A Servant“ kombinieren sie Death Metal typische Growls mit klaren vollen Gesängen und betten das Ganze in ein Fundament aus Power und Melodic Metal, so dass die in diesen Genre beheimateten Bands wohl vor Staunen kaum mehr die Münder zubekommen werden. Sehr hymnisch und eingängig kommen sie so daher und wenig erinnert an die bereits zu Eingang erwähnte Death Metal Vergangenheit. Wen wundert es da, dass mit „Silent Waters“ dem nominellen Titeltrack des Albums, die erste, von Pianos begleitete, Ballade an Sonata Arctica zu deren Glanzzeiten erinnert, ohne jedoch zu überladen zu wirken. Es entfaltet sich hier bereits deutlich die ganze düstere, zerbrechliche Schönheit des Albums, die unglaublich mitreißend wirkt.

Wenn ich bei SILENT WATERS von mitreißend rede, dann ist dies auch bildhaft auf das ganze klangliche Konzept zu beziehen, denn bereits nach wenigen Liedern versinkt man, ob der gespannten episch anmutenden Bögen aus Gesangs- und Gitarrenharmonien, in einem tiefen See. Während „Towards And Against“ und „The White Swan“ an der einen oder anderen Stelle noch auf unterstützende Growls setzen und wegen ihrer Gitarrenarbeit ein ums andere Mal an Power oder Melodic Metal Hymnen erinnern, durchzieht das Gros des Albums diese mystische, fast sphärische, Stimmung, die den Hörer langsam in den unbekannten Tiefen des vorgeschlagenen Sees ertrinken lässt. So lädt das von Pianoklängen eingeleitete „I Of Crimson Blood“ zum stillen Treibenlassen ein. Bevor mit „Her Alone“ ein Lied den Bann bricht, von welchem Gitarrist Esa Holopainen selbst sagt:
„Einer der schönsten Songs, den wir je gemacht haben. Der Chorus ist so emotional, dass sogar Männer zu weinen anfangen könnten.“
Was könnte man dem noch hinzufügen, außer zu sagen, dass „Her Alone“ ein Lied zum dahinschmelzen und wegschweben ist.

Wie ein leichter Nebelhauch über einer herbstlichen Seenlandschaft streicht das dezent folklor angehauchte „Enigma“ auf Akustikgitarrenklängen um den Hörer, um schließlich in „Shaman“ einem treibenden Riffing Platz zu machen, wie es so ähnlich auch bei Vertretern der beliebten finnischen Folk Metal Zunft wie Ensiferum durchaus seinen Platz finden könnte. Zum finalen Schlag vereinen Amorphis in „Black River“ noch ein letztes Mal all die düsteren (halb)balladesken Elemente, die SILENT WATERS zu einem besonderen Erlebnis werden lassen, und kombinieren Piano mit Akustikgitarre und erzählendem Gesang, so dass das Stück das Gefühl von bewusstlosem Treiben in einem Fluss erzeugt.

Fazit: Für alle Freunde der harten Zunft sei gesagt, dass auf SILENT WATERS die balladesken Momente klar vor den stürmisch brausenden Gitarrenwänden stehen. So erlebt man Amorphis heuer auf eine reife und bedrückend melancholische Weise, die mitreißend und gefühlvoll einen vollkommen gefangenen nimmt, wie die Tiefen eines still anmutenden Sees, in welchem man endlos und ungesehen versinken kann. Ungesehen oder gehört sollten die SILENT WATERS aber nicht an euch vorüberziehen, wenngleich hier Metal für Frauen und Männer, die auch mal gerne eine Träne vergießen, geboten wird.

Tracklist:
1. Weaving The Incantation
2. A Servant
3. Silent Waters
4. Towards And Against
5. I Of Crimson Blood
6. Her Alone
7. Enigma
8. Shaman
9. The White Swan
10. Black River

Anspieltipps: Weaving The Incantation, Her Alone, Shaman

Line-Up:
Tomi Joutsen - Gesang
Tomi Koivusaari - Gitarre
Esa Holopainen - Gitarre
Jan Rechberger - Schlagzeug
Niclas Etelävuori - Bass
Santeri Kallio - Keyboard

DISCOGRAPHY:

1993 – The Karelian Isthmus
1994 – Tales From The Thousand Lakes
1996 – Elegy
1999 – Tuonela
2001 – Am Universum
2003 – Far From The Sun
2006 – Eclipse
2007 – Silent Waters
2009 - Skyforger


SQUEALER-ROCKS Links:

Amorphis - Silent Waters (CD-Review)

Amorphis, Before The Dawn und Amoral - Karlsruhe, Substage (Live-Review)

SONSTIGES:

BANDHOMEPAGE
Diesen Beitrag im Forum diskutieren