Squealer-Rocks.de CD-Review
Darkwater - Calling The Earth To Witness

Genre: Progressive Metal
Review vom: 24.08.2007
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: 31.08.2007
Label: Ulterium Records



Die Prog Metal Szene erlebte bislang wahrlich ein mehr als nur bewegtes Jahr 2007. Nachdem sich die als „Götter“ angehimmelten Dream Theater mit SYSTEMATIC CHAOS selbst ins Abseits solierten und manövrierten, nutzten die alten virtuosen Herren von Symphony X (mit PARADISE LOST), sowie die aufstrebenden Circus Maximus (mit ISOLATE) die Gunst der berühmten Stunde und bewiesen indes wie man einen kernigen und gleichzeitig leidenschaftlichen Prog aufs Parkett zaubert. Dieser positiven Bewegung wollen sich die Nordmänner von Darkwater mit CALLING THE EARTH TO WITNESS selbstredend allzu gerne anschließen.

Kein Wunder also, dass sich die 2003 gegründeten Schweden viel Zeit bei der Fertigstellung ihres ersten Rundlings ließen. Denn, was nützt es einem Newcomer, wenn er - bei Millionen Konkurrenten - den Massen so schnell wie möglich ein Debüt vorsetzt und anschließend aus allen Himmelsrichtungen Schelte bekommt und im musikalischen Nirwana verschwindet? Natürlich nichts! Bis hierher alles richtig gemacht, Darkwater. Gleiches trifft auch auf die Personenwahl für den Mix und das Mastering zu. Mit Peter Seather (A.C.T., Skyfire) und Göran Finnberg (u.a. In Flames, Dark Tranquillity) konnten zwei erfahrene und sich in der Vergangenheit bei besagten Bands mehrfach auszeichnende Partner verpflichtet werden.

Genug Zeit gelassen, an einem perfekten Sound getüftelt, da kann CALLING THE EARTH TO WITNESS zwangsläufig ja nur nach ganz oben schielen, oder etwa nicht? Ganz soweit will man in Anbetracht der ersten grandiosen Monate des Jahres 2007 noch nicht gehen, aber was man konstatieren muss, sind die Fingerfertigkeiten und die Abgebrühtheit mit denen die Skandinavier ihren ausladenden, detailverliebten Progressive Metal vom Stapel lassen. Dass die Jungspunde dabei mehr als oft zu den Klassikern von Dream Theater, Fates Warning und Symphony X gegriffen haben, erklärt sich von selbst.

Gleichwohl erbten die Mannen um den Gitarristen Markus Sigfridsson von den „Ikonen“ nicht nur die Gabe, wunderschöne, das Herz zerreißende Melodien zu schreiben, sondern auch das Talent, die Instrumentalfertigkeiten offenkundig und ausufernd zur Schau zu stellen. Das von Letzterem weniger manchmal doch entschieden mehr ist, braucht man all denen, die sich derzeit an der neuen Symphony X ergötzen, nicht mehr aufs Butterbrot schmieren. So jagt ein Gitarrensolofeuerwerk das nächste und die üppigen Keyboardinzensierungen und die daraus resultierenden Wuseleien tragen ihr Übriges dazu bei, so dass die Lieder bewusst in den zweistelligen Minutenbereich bugsiert werden. Unter sechs Minuten findet man auf CALLING THE EARTH TO WITNESS sowieso (fast) nichts.

Klar, werden die Puristen sagen, das gehört zum Prog dazu wie das Hard zum Rock, aber, wenn es eine Band versteht, wahrhaftig große Melodien zu schreiben und zudem einen Sänger (Henrik Båth) in ihren Reihen hat, der phasenweise gar an den jungen Ray Alder erinnert, dann tut sie mit den ellenlangen Selbstbeweihräucherungen vielleicht allen Musikern, aber nicht dem Ottonormalprogger einen Gefallen. Bestes Beispiel: „Again“. Nach gut drei Minuten steht ein superb-melodischer Prog-Kracher zu Buche. Das Problem: Der Song geht noch fünf Minuten weiter und findet erst kurz vor Schluss wieder zum Anfangsthema (also dem Gesang) zurück.

Dass der Herr Båth eine gesanglich Wucht ist – da gibt es keine Zweifel. Im ersten, zweiminütigen Einleitungspart von „The Play“ singt er eine höchstemotionale Ballade, bei der er lediglich von einem Piano begleitet wird. Gänsehautfeeling garantiert! Der zweite Part erweist sich (der Vollständigkeit halber) als ein von vielen Rhythmuswechseln geplagtes, sperrig daherkommendes Progwerk, dessen Chorus allerdings jeden Mund offen stehen lässt.

Fazit: Das qualitativ einwandfreie CALLING THE EARTH TO WITNESS lässt einen letztlich doch mit einem etwas ambivalenten Gefühl zurück. Während Musiker hierbei bedenkenlos zugreifen können, sollten sich alle anderen insgeheim fragen, ob sie so viele Solopassagen für (ich wiederhole) sagenhafte Melodien in Kauf nehmen.
Antesten sollte man sich das Darkwater-Debüt auf jeden Fall!

Was sie uns jedoch mit dem, eine Radiorauschen beinhaltenden Intro „2534167“ mitteilen wollen, wissen die Musiker wohl selbst nicht einmal. Schwamm drüber.

Tracklist:
1. 2534167 (Intro)
2. All Eyes On Me
3. Again
4. Habit
5. The Play - I
6. The Play - II
7. Shattered
8. Tallest Tree
9. In My Dreams

Anspieltipps: All Eyes On Me, Again, The Play

Band Line-Up:
Henrik Båth – Gesang, Gitarre
Markus Sigfridsson – Gitarre
Karl Wassholm - Bass
Tobias Enberg - Schlagzeug
Magnus Holmberg - Keyboards

DISCOGRAPHY:

2007 – Calling The Earth To Witness 2010 – Where Stories End

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Darkwater - Calling The Earth To Witness (CD-Review)
Darkwater - Where Stories End (CD-Review)

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