Olof Mörck von Dragonland
(28.12.2006, Interview geführt von Jack)
Mit seinem aktuellen Album ASTRONOMY hat sich der schwedische Melodic Metal Haufen von Dragonland, trotz des immensen Erwartungsdrucks seitens Fans und Presse, erneut – eigentlich wie immer – selbst übertroffen und steuerte – ebenfalls wie immer – ein absolutes Highlight des Musikjahres bei. Im SQUEALER-ROCKS.de Interview erläuterte Songwriter und Gitarrist Olof Mörck die Langwierigkeit der Entstehung von ASTRONOMY, die Geschichten und Fortsetzungsideen der mehrteiligen Epen und dass man zur Verstärkung der Metal-Gemeinschaft auch mal auf die Autarkie vor Gastmusikern verzichten kann.
Squealer-Rocks.de: Hallo Olof. Zunächst einmal möchte ich euch zu eurem neuen Album ASTRONOMY gratulieren, das (ohne euch verarschen zu wollen) eines der größten Metal-Highlights der letzten Jahre darstellt. Warum kann man es als ein Nonplusultra eurer Karriere und der gesamten Metalszene bezeichnen, wie es auf der Künstlerseite bei Century Media zu lesen war?
Olof Mörck: Danke vielmals für die vielen netten Worte, sie tun wirklich gut nach all der Arbeit an ASTRONOMY!
Ich persönlich würde es als unser bestes Album bezeichnen, nicht zuletzt wegen der schieren Menge an Zeit, Hingabe und Liebe, die wir dieses mal in das Album gesteckt haben - nicht dass wir an unseren anderen Alben zuvor nicht auch hart gearbeitet hätten, aber für jedes neue Album lernen wir als Musiker wie auch als Komponisten viel hinzu und entwickeln uns auch weiter. Gerade die "The Old House On The Hill" Trilogie benötigte mehr als fünf Monate und ziemlich viel Vollzeit-Komponieren, um fertig gestellt zu werden - somit wurde dieses Album nicht in einer Kaffeepause komponiert, um es mal so zu sagen. Schlussendlich sind wir echt sehr froh, wenn die Leute die Zeit und die Anstrengungen, die wir in das Album gesteckt haben, zu schätzen wissen - für uns aber ist es tatsächlich das beste Album, das wir bis jetzt aufgenommen haben und wozu wir bis zum jetzigen Zeitpunkt in der Lage waren.
Squealer-Rocks.de: Wenn wir mal einen kurzen Blick auf die Trackliste von ASTRONOMY werfen, finden wir einige eingängige, einige wunderschöne und tragische und einige harte Stücke. Euer Ziel war es ein sehr vielschichtiges Werk zu erschaffen, liege ich da richtig?
Olof Mörck: Du hast tatsächlich Recht. Es gibt so viele unterschiedliche Stimmungen, positive Dinge, Probleme, Tragödien und so weiter im Leben eines Menschen, so dass es aus meiner Sicht keinen Sinn macht, Musik zu schreiben, die nur eine Art von Gefühlen, einen Ausblick auf das Leben, wiedergibt. Ich denke, dass wir versuchen unsere Musik so facettenreich, wie es das Leben immer ist, zu gestalten, und es wäre für uns als Komponisten nicht richtig uns nur auf eine Sache zu beschränken.
Squealer-Rocks.de: "The Book Of Shadows" hieß die beeindruckende Trilogie am Ende eures dritten Albums STARFALL. Weshalb beinhaltet ASTRONOMY nun den vierten Teil? Plant ihr eine weitere Erweiterung von "The Book Of Shadows" für die Zukunft?
Olof Mörck: Darauf kannst du wetten. Ob sich das Grand Finale auf dem nächsten Album befinden wird, bleibt abzuwarten, aber sei versichert, dass der "The Book Of Shadows" -Epos in Zukunft fürstlich eingearbeitet wird, wie es auch das ASTRONOMY Booklet besagt.
Das vierte Kapitel dieser Reihe, welches Bestandteil von ASTRONOMY ist, sollte den ersten Teil einer finalen Trilogie darstellen. Da aber die "The Old House On The Hill" -Trilogie lexikalische Ausmaße annahm, machte es jedoch keinen Sinn, zwei gigantische Trilogien auf ein Album zu packen. Jedoch wollten wir die Lücke zwischen der Eröffnungssaga und dem abschließenden Finale nicht zu groß werden lassen, weswegen wir und dafür entschieden mit dem vierten Kapitel eine Brücke zwischen den beiden zu schlagen.
Du kannst davon ausgehen, dass deine armen Lautsprecher in einer nicht allzu fernen Zukunft von der verwirrenden Episierung der finalen Trilogie in die Luft fliegen werden!
Squealer-Rocks.de: Die neue Trilogie trägt den Namen "The Old House On The Hill". Um was geht es darin? Und weswegen wurde sie rein instrumental gehalten?
Olof Mörck: Jene, die in einen tieferen Genuss vom "Old House" kommen wollen, können auf unsere MySpace-Seite surfen, hier kommt aber eine kurze Zusammenfassung:
Ein Akademiker im frühen 20sten Jahrhundert in Großbritannien erbt eine alte Villa seines verstorbenen Onkels. Zunächst ist er sehr widerwillig, was seinen neuen Besitz betrifft, aber um eine Pause von seinem eintönigen Lehren an der Morgan Universität zu bekommen, entscheidet er sich das Haus zu inspizieren. Alles scheint in Ordnung, bis seine Anfangsinspektion den Keller und all seine alten und unheimlichen Geheimnise, die er beinhaltet, erreicht…
Die Entscheidung sie instrumental zu halten, wurde beim ersten, anfänglichen Konzept, das wir für das Stück hatten, getroffen. Für diesen Epos schrieb ich zuerst die Geschichte, so dass Elias (Holmlid, Keyboards) und ich die Musik dazu komponieren konnten, als würde man sie für einen Kinofilm Soundtrack schreiben. Die Themen und Stimmungen in der Geschichte spiegeln sich in der Musik wider und werden von ihr porträtiert, somit ist es ein Muss die Geschichte vorher oder gleichzeitig zur Musik zu lesen, um in den vollen Genuss zu kommen.
Squealer-Rocks.de: In der Vergangenheit arbeitetet ihr mit Leuten wie Tom S. Englund von Evergrey zusammen. In welcher Weise beeinflussen Gastmusiker ein Dragonland Album?
Olof Mörck: Ihr einziger Einfluss auf unser Album ist, dass sie ihren Duft zu einigen der Songs hinzugeben, indem sie etwas Gitarrenarbeit oder Gesang beifügen, nicht mehr, wirklich.
Ich mochte die Idee schon immer Freunde und Kollegen als Gäste für unsere Alben einzuladen, nicht nur weil sie großartige Musiker sind, sondern auch um die starken Bande der Metal-Gemeinschaft hervorzuheben. Wir hatten über die Jahre schon einige ziemlich coole Leute zu gast, die mit uns arbeiteten, wie zum Beispiel Henrik Danhage und Tom Englund von Evergrey, Gus G, Marios Iliopoulos und Jimmie Strimell von Nightrage, Andy LaRoque etc.. Es ist immer cool solch renommierte Leute einen kleinen Anteil in deiner Musik haben zu lassen.
Squealer-Rocks.de: Nun, da ASTRONOMY in die Läden kommt, sehnen sich die Fans nach einigen Live-Auftritten mit dem neuen Material. Was kannst du über eine mögliche Tour sagen?
Olof Mörck: Bis jetzt ist noch nichts gebucht, aber wir stehen mit Booking-Agenturen und Festivals im Gespräch, sobald sich irgendwas in diesem Bereich ergibt, wird es auf unserer Homepage und bei MySpace bekannt gegeben.
Squealer-Rocks.de: Mit einer Diskografie von vier Alben im Rücken wird nun die nächste Veröffentlichung von Dragonland eine Live-CD oder -DVD sein, oder ist es dafür noch zu früh? Habt ihr diesbezüglich Pläne?
Olof Mörck: Ich würde es als ein wenig zu früh betrachten, besonders da wir uns bis jetzt nicht so stark auf Live-Auftritte und Touren konzentriert hatten. Wir haben ein paar wirklich coole live Sachen gedreht, wie die Yngwie Malmsteen Tour letztes Jahr zum Beispiel. Aber wir hatten immer unser Hauptaugenmerk auf das Komponieren von Alben gelegt. Obwohl, wir sind begieriger als jemals zuvor raus zu kommen und zu spielen, also falls wir raus kommen und touren, werden in Zukunft eine Menge solcher Sachen passieren.
Squealer-Rocks.de: Zusammen mit Century Media habt ihr zwei eurer vier Alben veröffentlicht. Wie kannst du einige Undergroundbands dazu ermuntern, dass auch sie dazu in der Lage sind einen Major Deal zu bekommen?
Olof Mörck: Hart zu arbeiten ist immer die Antwort, wenn man es im Leben zu etwas bringen will. Es hilft auch, wenn man einige Kontakte besitzt. Aber in unserem Fall, war es mehr eine Frage dessen, dass Century Media das mochte, was wir in der Vergangenheit gemacht hatten, wir waren noch eine ziemlich junge Band, als sie ihr Interesse an uns zeigten.
Squealer-Rocks.de: Ich spreche oft mit verschiedenen Musikern über das "Problem", das man Internet nennt, welchem manche Labels die Hauptverantwortlichkeit an den weiter sinkenden Verkäufen geben. Was meinst du?
Olof Mörck: Ich denke, dass es zum Problem wird, wenn es ans Zählen der Albenverkäufe geht. Allerdings, das Internet als ein Werbewerkzeug lässt die Träume jedes Musikers wahr werden. Und Sachen wie MySpace sind vollkommen unbezahlbar für uns, wenn es darum geht die Leute zu erreichen. Somit ist es ein zweischneidiges Schwert und ich glaube die wahre Gefahr entsteht dann, wenn die Leute die Musik, die sie hören, als selbstverständlich erachten. Doch, wenn niemand Alben kauft, dann gibt es auch kein Geld sie aufzunehmen. Aber ich denke nicht, dass es soweit kommt. Ich glaube, die Fans werden weiterhin die Alben der Bands kaufen, die sie wirklich mögen.
Squealer-Rocks.de: Bald beginnt das Jahr 2007. Deswegen, sag mir bitte, was sind deine Lieblingsalben des Jahres 2006?
Olof Mörck: Das ist tatsächlich eine gute Frage. Ich persönlich war zu sehr damit beschäftigt unser eigenes Album zu komponieren und Klassik und Filmmusik anzuhören, so dass ich nicht auf dem Laufenden geblieben bin, was sich im Moment so in der Metal Szene tut.
Diejenigen, die mir einfallen sind:
Beginnend mit dem weitaus besten: Bal-Sagoth mit ihrem mächtigen "The Chthonic Chronicals"! Nach fünf Jahren des Wartens auf ihren neuen Opus, zeigten sie schlussendlich einmal mehr, dass die Genialität und der Innovationsreichtum von Chris Maudling und Byron ein höheres Level als jemals zuvor erreicht haben, indem sie ein Meisterstück produzierten, das leider unterbewertet ist und verherrlicht werden sollte wie die gottverdammte Wiedergeburt Jesu Christi!
Abseits davon war ich positiv von dieser schwedischen Band, genannt Scar Symmetry, und ihrem PITCH BLACK PROGRESS überrascht. Ich glaube, dass sie einige sehr tolle Aspekte in den modernen Melodic Death Metal Sound eingebracht haben, ungeachtet der gefährlichen Ähnlichkeiten zu Soilwork. Dies ist natürlich keine schlechte Sache, da ich Soilwork liebe, aber ich war, um ehrlich zu sein, ein wenig enttäuscht von STABBING THE DRAMA. Die amerikanischen Power Metaller Cellador, gaben auch ein großartiges Versprechen mit ihrem ENTER DECEPTION Album, sie hören sich an wie die alternden europäischen Power Metal Acts sich anhörten, als sich jung und begierig waren, und ich denke, dass sich diese Jungs zu etwas sehr Interessantem entwickeln können.
Squealer-Rocks.de: Danke, dass du meine Fragen beantwortet hast. Stay Metal! Die letzten Worte gehören dir!
Olof Mörck: Danke für das großartige Interview und die wirklich guten Fragen; hoffe euch deutschen Metalheads bald an einem Ort in eurer Nähe zu treffen! Hoffe ihr hört mal in ASTRONOMY rein, welches jetzt in den Läden ist und ich hoffe noch mehr, dass ihr es genießen werdet!
Hails!
DISCOGRAPHY:
2001 – The Battle Of The Ivory Plains
2002 – Holy War
2004 – Starfall
2006 – Astronomy
SQUEALER-ROCKS Links:
Dragonland - Astronomy (CD-Review)
Olof Mörck von Dragonland (Interview)