Christoph Schönbach von A Traitor Like Judas

(01.12.2005, Interview geführt von Jack)

„Da fliegen schon mal die Fetzen“. Nicht nur in der Musik der fünf Extrem Metaller aus Braunschweig geht es heiß her, sondern auch während des Songwritings wie Christoph Schönbach im Interview mit SQUEALER.net mitteilt. Was der Gitarrist von A Traitor Like Judas sonst noch alles zu erzählen hat? – Weiterlesen!

Squealer.net: Hallo Christoph, seit wenigen Tagen ist es nun in jedem gut sortiertem Plattenladen zu haben, euer viertes Studioalbum NIGHTMARE INC.. Gab es bezüglich des Songwriting-Prozesses dieses Mal Unterschiede? Die Konkurrenzfähigkeit in euerem Genre ist in den letzten beiden Jahren bekanntlich um einiges gestiegen.

Christoph Schönbach: Hi Christian. Nein, da hat sich nicht viel geändert, außer das wir diesmal mehr Zeit investiert haben. Bei uns läuft das folgendermaßen: Wenn einer der Gitarristen eine Idee hat, arbeitet er zuerst alleine daran und zieht nach und nach die anderen hinzu. Meistens läuft das so, dass ich oder Dan (Dennis Thiele, Gitarre - Anm.d.Red.) mit dem Schlagzeuger zusammen eine erste Version erstellen. Der Feinschliff erfolgt dann in Diskussion mit den anderen Bandmitgliedern. Da fliegen auch mal die Fetzen im Proberaum.

Squealer.net: Wenn ich dir befehlen müsste, dass du eueren Sound in vorgegebene Genreschubladen stecken müsstest, welche würdest du wählen und warum? Metalcore, Hardcore Death oder doch Thrash Metal? Und wer hat euch nachhaltig beeinflusst?

Christoph Schönbach: Ich fürchte, da müsste ich den Befehl verweigern :). Fakt ist, wir kombinieren harte und melodische Metalriffs mit Hardcore-inspirierten Beats. Insofern wäre gegen die Schublade "Metalcore" nix zu sagen. Das Problem ist aber, dass Metalcore als Bezeichnung 1.) zu schwammig und 2.) immer mehr zum Schimpfwort geworden ist. Mir konnte bisher keiner sagen, was Metalcore eigentlich genau sein soll. Es ist halt noch kein Genre-Begriff wie Hardrock oder Thrash Metal, sondern ein erfundenes Etikett.
Ich kann nachvollziehen, dass Presse und Plattenfirmen ständig nach passenden Namen für neue Sounds suchen. Aber sobald die Schublade gefunden ist, wird es auch schnell wieder uninteressant und die Suche nach dem nächsten Hype geht los.
Meiner Meinung nach wird man damit Bands, die ein wenig zwischen den Stühlen sitzen wenig gerecht. Es geht doch schließlich nur um harte Musik und Spaß.
Wichtige Einflüsse sind Morning Again und Earth Crisis aus der Hardcore-Ecke und natürlich das ganze Schwedendeath/Thrash-Zeug, also At The Gates, The Haunted, Dark Tranquillity und Konsorten.

Squealer.net: Songtitel wie "Die Without...", "From My Cold Dead Hands" oder "A Good Day To Die" passen ohne Frage perfekt zur musikalischen Verkleidung. Doch was steckt hinter diesen Titeln? "Klischeeträchtiges", politische Statements oder was?

Christoph Schönbach: Wir haben dieses Mal Wert auf einen einheitlichen Kontext der Lyrics gelegt und versucht, dem Ganzen einen konzeptionellen Rahmen zu geben. Schwerpunkt ist hierbei die Problematik des Begriffes "Freiheit", der in letzter Zeit gerne als Deckmantel für Expansionsbemühungen der USA gebraucht wurde. Auf der anderen Seite ging es uns aber auch darum, die Rechte und Pflichten aufzuzeigen, die nötig sind, um individuelle Freiheit in einem demokratischen Staat zu wahren.
Wir sind eigentlich keine Message-Band, die Dogmen predigt. Aber aufgrund der derzeitigen politischen Umstände reizte es uns, die Zweischneidigkeit des Themas aufzuzeigen.

Squealer.net: Was erhofft ihr euch von NIGHTMARE INC.? Hofft ihr auf den großen internationalen Durchbruch oder backt ihr erst einmal kleinere Brötchen?

Christoph Schönbach: Schauen was kommt. Wir haben eine mehr als konkurrenzfähige Arbeit abgeliefert und sind daher ganz zuversichtlich. Dockyard1 und Goodlife stehen voll hinter uns und machen einen fantastischen Job. Es ist schon sehr cool, unsere Platte in großen Plattenläden zu finden.

Squealer.net: Wann und wo dürfen wir Live-Performances von A Traitor Like Judas erleben? Und was darf man von einem Konzert von euch erwarten?

Christoph Schönbach: Unsere Konzerte sind auf jeden Fall intensiv und schweißtreibend! Jeder, der auf Bewegung steht, ist eingeladen!
Unsere letzte Show in diesem Jahr spielen wir am 17. Dezember in Quedlinburg.
Nächstes Jahr touren wir in England und spielen noch einige Wochenendshows.
Ich denke, dass wir nächstes Jahr wieder mehr als 50 Shows spielen werden.

Squealer.net: "New Wave of American Heavy Metal"! Reagiert ihr mittlerweile allergisch auf diesen Werbeslogan, zumal man euch nur schwerlich dort einordnen kann?

Christoph Schönbach: Finde ich eigentlich ganz witzig, nur "American" trifft auf uns halt nicht zu. Und es ist natürlich wieder nur ein Etikett. Als Genrebegriff taugt das nicht, damit kann man die Musik der metalspielenden Kids aus dem Hardcore nicht so ganz erfassen.
Ich denke, dass die Bezeichnung "New Wave of American Heavy Metal" mehr auf den chartbrechenden Erfolg dieser harten Musik abzielt.

Squealer.net: Was hältst du von der schnelllebigen, auf Trends ausgerichtete Musikszene, die seit Jahren die Charts (insbesondere in Deutschland) (über)bevölkert?

Christoph Schönbach: Ist nicht so meins. Generell unterscheide ich nur zwischen guter und schlechter Musik, unabhängig vom Genre, da müssen nicht mal Gitarren bei sein. Wirklich gute Popsongs begeistern mich nach wie vor, aber dieses ganze schlechte Klingelton-Gedudel und Goldkettchen-Hiphop-Zeug geht mir total auf den Sack.
Ganz einfach, weil der musikalische Nährwert gegen Null tendiert. Da wird man dumm von!!
Wenn man sich dagegen mal Supertramp oder Elton John anhört, wird man feststellen,
dass da von den Harmonien her einiges passiert. Mal schauen, was man sich von dem heutigen Chart-Zeug in 10-15 Jahren noch anhören kann. Wahrscheinlich nicht viel.
Ich sehe harte Gitarrenmusik auch immer ein bisschen als Protest gegen diese Pseudo-Attitüde, die im Mainstream so nervt. Das ist wahrscheinlich die entscheidende Gemeinsamkeit zwischen Hardcore-Kids und Metalheads.

Squealer.net: Die berühmten letzten Worte gehören dir!

Christoph Schönbach: Uns interessiert nicht, ob ihr kurze oder lange Haare habt, Kutten oder Baggy-Pants tragt. Scheißegal. Wenn ihr auf melodische Gitarren, Mosh und brutale Vocals stehst: Checkt NIGHTMARE INC. und besucht unsere Shows. Aktuelle Infos unter www.myspace.com/atraitorlikejudas und www.atraitorlikejudas.com.
Enjoy good music!


DISCOGRAPHY:

2001 - Poems For A Dead Man
2002 - Too Desperate To Breathe In
2004 - Ten Angry Men
2005 - Nightmare Inc.
2010 - Endtimes

SQUEALER-ROCKS Links:

A Traitor Like Judas - Nightmare Inc. (CD-Review)
Christoph Schönbach von A Traitor Like Judas (Interview)


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