Anton von Criminal

(28.04.2009, Interview geführt von Colin)

KREATOR haben mit „Hordes Of Chaos“ wohl das Thrash Metal-Highlight des Jahres veröffentlicht. Aber ganz kurz dahinter machen sich die Chilenen von CRIMINAL mit ihrem aktuellen Output „White Hell“ ziemlich breit und lassen kein anderes Album an sich vorbei. Nicht umsonst ist dieser brutale Brocken Thrash Metal als eines der „Alben des Monats“ bei Squealer-Rocks.de ins Ziel gegangen. Wir baten daher Frontmann Anton, uns etwas über die Band, das Album und den Background der Combo zu erzählen.


Glückwunsch zu Eurer neuen CD „White Hell”, die meiner
Meinung nach ziemlich heavy und aggressiv ist. Das neuste Album hält nun ja fast jeder Musiker für das Beste, das er bisher abgeliefert hat. Kannst Du da im Bezug auf Eure letzte CD zustimmen oder gibt es Sachen, die Ihr an „White Hell“ ändern oder ergänzen würdet, wenn Ihr das Ergebnis mit einigen Wochen Abstand betrachtet? Außerdem, wie haben die Medien auf „White Hell“ reagiert?



Ich weiß, dass es ziemlich lächerlich rüberkommt, wenn alle Musiker behaupten, ihr letztes Album sei das Beste, sowas von heavy, etc. Aber in unserem Fall sind es die Fans und die Medien, die offenbar glauben es sei unser Bestes. Von daher ist das ziemlich cool. Viele Leute sind der Meinung, dass es bis jetzt unsere beste Leistung ist und darüber sind wir sehr glücklich. Es gibt auch nur einige wenige kleine Details, die ich ändern würde, wenn ich die Chance dazu hätte. Aber das wären wahrscheinlich nur Dinge, die sowieso nur ich bemerken würde.


Wie ich schon gesagt habe, ist „White Hell” ein sehr aggressive Thrash Metal-Album. Wie habt Ihr den brutalen und fetten Sound hinbekommen? Habt Ihr im Studio spezielles technisches Equipment verwendet?


Naja, wir haben selbstverständlich das Schlagzeug zuerst aufgenommen, dann ein wenig nachgebessert – nichts Großartiges – nur um einen schönen und klaren Klang zu bekommen. Bei den Sounds, die man auf dem Album hört, handelt es sich nämlich um den wirklichen Schlagzeug-Sound, ohne getriggerte Samples oder solche Sachen. Was die Gitarren angeht haben wir auf richtige Verstärker verzichtet, sondern Plug-ins mit dem Namen ‚Amplitube‘ verwendet. Das ist so nah am echten Sound, dass es keiner merkt, wenn man es nicht verrät. Außerdem geben einem diese Plug-ins viel mehr Spielraum um mit verschiedenen Sounds oder Ähnlichem zu experimentieren. Wir haben vier Spuren mit Rhythmus-Gitarren aufgenommen, zwei auf jeder Seite, wobei wir unterschiedliche Gitarren verwendet haben, sodass der Klang leicht variiert. Wir haben alles mit ‚Cubase‘ gemacht. Aber ich glaube, wir haben es hinbekommen uns von dem Plastik-Sound, der heute so weit verbreitet ist, abzuheben und das Album sehr natürlich klingen zu lassen. Schön und heavy!


Wie seid Ihr denn im Allgemeinen an das Aufnehmen von „White Hell” herangegangen? Waren alle Musiker zusammen im Studio oder hat jeder von Euch seinen Teil ohne die Anderen eingespielt?


Jeder von uns hat seine Parts separat eingespielt, was das Ganze viel einfacher macht. Wir haben einen Klick-Track verwendet, was das Leben schon mal einfacher macht, genauso wie das Aufnehmen der Overdubs.


Was sind Deine Lieblingssongs auf der Platte? Wo würdest Du „White Hell“ innerhalb der Diskographie von CRIMINAL platzieren? Stellt es den nächsten logischen Entwicklungsschritt der Band dar?


Im Moment ist mein Lieblingsstück wahrscheinlich „The Deluge”, aber das ändert sich jede Woche, haha. Ich denke, „White Hell“ verhält sich wie ein logischer Schritt, weil ich glaube, dass wir mit „Sicario“ einen Schritt zurück gemacht haben, da das Album davor wiederum sehr komplex und schwer verdaulich war. Im Vergleich dazu war „Sicario“ wirklich schlichtweg Thrash. Auf „White Hell“ haben wir versucht, das Beste aus beiden Welten herauszuholen und vielleicht sogar das klanglich beste Album unserer Kariere zu machen.


Was genau sind die Unterschiede zwischen „White Hell” und Euren früheren Alben?


Ich würde sagen, “White Hell” kann eine bessere Produktion aufweisen und es ist von daher ein Stück weit komplexer, dass es viele Harmonien und solche Sachen beinhaltet. Außerdem sind die Songs ans sich ein wenig länger, da sie mehr verschiedene Teile und Tempowechsel drin haben.


Da das hier unser erstes Interview mit CRIMINAL ist, kannst Du uns etwas über die Bandgeschichte erzählen, damit unsere Leser einen Eindruck von CRIMINAL bekommen?


Jeder kan unsere Biographie auf unserer MySpace-Seite lesen. Ich sage nur soviel, dass sich die Band ursprünglich in Chile gründete und nach drei ziemlich erfolgreichen Platten die Hälfte der Band – das heißt Rod und ich – nach Großbritannien gezogen sind und mit Britischen Musikern weitergemacht haben. Bis heute haben wir insgesamt sechs Alben veröffentlicht.


Woher kommt die Aggression in Eurer Musik? Worin siehst Du die Einflüsse von CRIMINAL (persönliche Umstände, Politisches, etc.) und worum geht es in den Texten auf „White Hell“? Steht hinter diesen ein bestimmtes Konzept?


Ich weiß nicht, das klingt jetzt vielleicht wie ein Klischee, aber diese Musik ist wie ein perfektes Ventil für all unseren Ärger und unsere Frustration. Bei meinen Texten ging es immer und soziale oder politische Probleme, aber auch um persönliche Kämpfe und Dämonen. Auf „White Hell“ schrieb ich über religiöse Intoleranz, Rassismus, aber auch über einfach wirklich hasserfüllte Sachen...


Welche Bands und Künstler haben die Art und Weise, wie Ihr Musik schreibt, am meisten beeinflusst? Die alten Thrash Metal-Veteranen, würde ich mal sagen. Welcher Stil gefällt Euch besser, der Bay Area-Thrash oder die deutsche Variante mit Bands wie KREATOR oder DESTRUCTION?


Oh, beides. Diese Zeiten waren wirklich großartig, weil alles so neu und aufregend war. I mochte sowohl den Sound von Bay Area-Thrash Bands wie EXODUS, FORBIDDEN, VIOLENCE als auch die deutsche Thrash-Szene mit KREATOR, DESTRUCITON, etc., was meiner Meinung nach wirklich sowas wie die Wiege des Death Metals war. Was unsere Einflüsse angeht muss ich auch CARCASS zu „Heartwork“-Zeiten und AT THE GATES zu „Slaughter Of The Soul“-Zeiten erwähnen, genauso wie vielleicht PANTERA oder sogar MACHINE HEAD. Aber am einflussreichsten waren SLAYER und (die alten) METALLICA und werden es immer bleiben.


Vor kurzem habe ich mir eine DVD-Dokumentation mit dem Namen “Get Thrashed” angesehen, die sich mit der Geschichte des Thrash Metal von seinen Anfängen bis zu eher modernen Bands wie MACHINE HEAD befasste. Es ist auch vergleichbar mit Sam Dunn’s „Metal – A Headbanger’s Journey“ and „Global Metal“. Kennst Du diese DVDs? Und was hälst Du von solchen Sachen, die sich damit beschäftigen, worum es im Metal geht?


„Get Thrashed” habe ich nicht gesehen, nur „Metal – A Headbanger’s Journey“, und das ist auf jeden Fall ein cooler Film, weil man genau merkt, dass die Leute dahinter wissen worüber sie reden. Ich habe sehr positive Kommentare zu „Get Thrashed“ gehört und ich werde es mir bald mal anschauen. Ich denke aber, dass solche Dokumentationen, wenn sie richtig gemacht sind, vermutlich ein toller Weg sind um der jüngeren Generation zu zeigen und beizubringen wie alles angefangen hat und worum es bei der ganzen Sache überhaupt geht.


Lass uns noch kurz über was anderes reden. Gibt es irgendwelche Tour-Pläne? Und was sind Eure Zukunftspläne im Allgemeinen? Ich denke, es wir in naher Zukunft wieder ein neues Album geben, richtig?


Es gibt keine Pläne für eine Tour, weil wir von unserem Label keinerlei Unterstützung für eine Tour bekommen. Deshalb ist es finanziell unmöglich. Über ein neues Album haben wir noch nicht gesprochen, aber yeah, da könnte in nicht allzu ferner Zukunft was draus werden.


Gibt es sonst noch etwas, das Du an unsere Leser loswerden willst?


Hört in unser neues Album „White Hell” rein, wenn Ihr wirklich heavy-aggressiven, brutalen Not-Bullshit Thrash Metal mögt.


Danke für das Interview und viel Glück für Eure Zukunft!


DISCOGRAPHY:

1994 - Victimized
1997 - Dead Soul
2000 - Cancer
2004 - No Gods, No Masters
2005 - Sicario
2009 - White Hell

SQUEALER-ROCKS Links:

Criminal - White Hell (CD-Review)
Anton von Criminal (Interview)


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